Fred Bürki ist Schlagzeuger und Wahlberner. Wir haben den Musiker in seinem Proberaum getroffen. Sein Sound klingt wie eine Reise unter Wasser oder auf den Mond.
Ein Rascheln im Unterholz, ein Schleichen im Gras, ein Galoppieren in der Steppe. Etwas bahnt sich an. So klingt «Wie ein Tier», ein Track auf dem neuen Album der Band «Me&Mobi». Es ist suggestive Musik, die Bilder im Kopf entstehen lässt. Fred Bürki ist der Schlagzeuger dieser Band. Wir treffen den gebürtigen Belgier, der sich ein charmantes, beinahe akzentfreies Berndeutsch angeeignet hat, in seinem Proberaum, in der Nähe der Autobahn, an der Bolligenstrasse. Hier kann er üben bis die Wände wackeln. Niemand stört sich an dem Perkussionisten. Sein Schlagzeug ist von allerlei Kabelsalat umgeben, denn Bürki mischt bei seinen Auftritten analoge mit elektronischen Klängen.
«Bern hat mir sofort gefallen»
Seit zwanzig Jahren lebt der gebürtige Belgier in Bern. Seine Ausbildung im Bereich Jazz hat er an der Haute Ecole de Musique in Lausanne und an der Hochschule der Künste in Bern absolviert. «Bern hat mir sofort gefallen», so der Schlagzeuger. Die Stadt sei einfach super gemütlich. «Ein grosses Dorf mit allem, was man braucht.» Das Schlagzeugspielen entdeckte Bürki im Alter von acht Jahren durch einen Cousin. «Es hat mich sofort fasziniert.» Bürki, der in einem kleinen Pensum an der Musikschule Worb Schlagzeug unterrichtet, glaubt nicht an Genies, sondern an Willen und Fleiss. «Du musst üben, um besser zu werden.»
Reise im Kopf
Bürki hat bereits in den unterschiedlichsten Bandformationen gespielt, manchmal in zehn Bands gleichzeitig. Seit zehn Jahren spielt er bei «Me&Mobi» gemeinsam mit dem Pianisten Philipp Schlotter. Wer ist Mobi? «Das werden wir immer wieder gefragt», so Bürki. Manche denken an den Walfisch Moby Dick, andere an den US-amerikanischen Musiker «Moby», den man auch als Tierschützer kennt. «Wir sind ein instrumentales Kollektiv und lassen die Interpretation unseres Bandnamens bewusst offen», so Bürki. Die Kompositionen entstehen oft beim gemeinsamen Jammen und Improvisieren. Das neue Album heisst «Gysenstein», benannt nach der Ortschaft, in der die acht Stücke aufgenommen wurden. «Wir haben ein Studio in einem alten Hühnerstall gemietet.» Die Feedbacks zu den Stücken freuen Bürki. «Ich war mega weg und bin gereist im Kopf», lautete etwa ein Kompliment. Bürki mag es, wenn Musik nicht zu konkret daherkommt, Raum für eigene Gedanken lässt. «Jemand stellt sich bei dieser sphärischen Musik vielleicht vor unter Wasser zu sein, jemand anderes projiziert sich auf den Mond.»
In Kinos und Kirchen
Bürki hat im letzten Jahr ungefähr hundert Auftritte gehabt. Unter anderem ging er mit der Band «Emilie Zoé» aus La Chaux-de-Fonds auf Tour und konnte dabei auch am Montreux Jazz Festival spielen. «Mit dieser Band kann ich meine rockige Seite ausleben».» Auch für die Berner Pop Band «Sirens of Lesbos» sitzt Bürki regelmässig am Schlagzeug. «Du kannst als Schlagzeuger alle Stile bedienen, das ist das Schöne an diesem Instrument.» Alleingänge unternimmt er unter dem Namen «Solo-78». Im Juni wird Bürki etwa in Deutschland, in Fulda, in einem ehemaligen Kino spielen. «Ich brauche keine Ferien, ich reise durch meinen Job und im Kopf», so Bürki, der Vater zweier Kinder ist. Angefangen mit Musik hatte er bereits als Kind in der Heilsarmee, in einer Brassband. Von den religiösen Vorstellungen seines Elternhauses hat er sich mittlerweile gelöst. «Es wird in diesen Kreisen viel mit Angst und Schuld gespielt.» Eine Pseudofreiheit werde dort gelebt. Dieses «wir wissen, was richtig ist», habe ihn irgendwann gestört. Nichtsdestotrotz tritt Bürgi demnächst in einer Kirche gemeinsam mit einem Orgelspieler auf. «Back to the roots», kommentiert er lakonisch.
Helen Lagger
PERSÖNLICH
Fred Bürki wurde am 25. Juni 1978 in Liège (Belgien) geboren. Er hat an der Haute Ecole de Musique in Lausanne «Schlagzeug» und «Jazz» studiert. An der Hochschule der Künste in Bern hat er 2014 sein Masterstudium abgeschlossen. Bürki lebt in Bern und ist Vater zweier Kinder.