Schauspielerin Sonja Grimm steht als Jenny, ein harmoniebedürftiges Mädchen, auf der Bühne des Mundarttheaters Matte. In «Das Mass der Dinge» geht es um Selbstoptimierung und Identität.
Markus Maria Enggist, Leiter des Theater Matte, suchte nach einer jungen, begabten Schauspielerin für die Rolle
der Jenny im Stück «Das Mass der Dinge». Er fragte bei der Jungen Bühne Bern nach und man schlug ihm die 24-jährige Sonja Grimm vor. «Ich ging an ein Casting und bekam den Part», sagt Grimm, die erstmals auf einer so grossen und wichtigen Bühne steht.
Es handelt sich um eine Dialektfassung von Regisseurin Corinne Thalmann, die auf dem Stück «The Shape of Things» (2001) des US-amerikanischen Autors Neil LaBute basiert. Ein junger Nerd wird dabei von einer exzentrischen Künstlerin innerlich wie äusserlich so stark beeinflusst, dass er seine Identität zu verlieren droht. Die von Grimm gespielte Jenny bekommt den Verwandlungsprozess hautnah mit. Sie selbst befindet sich in einer eingespielten Beziehung. «Je länger du eine Figur spielst, desto mehr näherst du dich ihr an.» Jenny sei harmoniebedürftig und halte ihre Meinung hinter dem Berg. «Ich selbst bin direkter.»
Im Stück geht es darum, ob und wie wir unser Inneres verändern, wenn wir unser Äusseres ummodeln. Es geht um Selbstoptimierung und um die eigene Zurschaustellung in Zeiten von Social Media und Dating-Plattformen. «Als Schauspielerin entdeckst du neue Facetten von dir, aber du bleibst letztlich du selbst», erklärt Grimm.
Peinliche Momente
Im Theater Matte auf der Bühne zu stehen ist für Grimm ein wahrgewordener Traum. «Bisher spielte ich meist in Stücken, bei denen die Eltern der Darsteller:innen im Publikum sassen.» Klar, dass diese sich gefreut und ihren Kindern frenetisch applaudiert haben. «Es ist sehr spannend und herausfordernd, nun in einen richtigen Theaterbetrieb hineinzusehen und mit erfahrenen Leuten zusammenzuarbeiten.»
Im Stück erleben die auf ihr Image bedachten Figuren viele peinliche Situationen. Den uniform, nach dem neusten Trend gekleideten Paaren fehlen oft die Worte. Oder sie melden sich ab und bleiben dann doch stehen. «Das Stück ist nahe an der Realität», sagt Grimm. Dass Menschen einen neuen Partner kennenlernen und sich dann, zum Guten oder zum Schlechten, verändern, geschehe ja häufig. «Klar, das habe ich in meinem Freundeskreis auch schon erlebt.»
Helen Lagger