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«Hass auf Deutsche ist eine wunderbare Grundlage»

Die Österreicherin Lisa Eckhart (29) über ihre Erfahrungen als Aktmodell und Schauspielerin sowie ihren ersten Berner Auftritt als Kabarettistin.

Wie denken Sie über die Hassliebe zwischen Österreichern und Schweizern?
Ich versuche sie im Rahmen meiner Auftritte ein wenig zu sublimieren – zu einem gemeinsamen Hass auf die Deutschen. Keine Deutschen zu sein ist möglicherweise unsere einzige Gemeinsamkeit, aber eine wunderbare Grundlage für eine Freundschaft! (Lacht)

Sie wohnen schon länger in Deutschland; auch um eine Aussensicht auf Ihre Heimat zu haben?
Die hatte ich quasi immer, bin ich doch bereits mit siebzehn Jahren aus Österreich weggegangen. Wichtiger ist jedoch, dass es mir meines Erachtens das Recht gibt, auf die Deutschen zu schimpfen. Schliesslich habe ich meine Liebe zu ihnen schon durch meine Niederlassung bewiesen. Würde ich in Österreich leben, fände ich meinen gespielten Rassismus gegenüber den Deutschen sehr unhöflich und nicht statthaft.

Sie wollten ursprünglich eine Schauspielschule machen. Sind Sie den Leuten, die Sie abgewiesen haben, inzwischen dankbar?
Es war ja nicht so, dass diese mein Talent verkannt hätten – ich hatte einfach keines. (Schmunzelt) Es wäre sowohl für mich als auch für meine Lehrer ein dreijähriges Martyrium gewesen.

Wie haben Sie den Weg zum, Kabarett gefunden?
Als ich Monologe für die Vorsprechen an den Schauspielschulen suchte, fand ich alles, was in der Literatur gab, ganz grässlich. Aus dieser Not heraus begann ich mir eigene Monologe zu schreiben. Die Texte kamen gut an – im Gegensatz zu meiner Interpretation. Die Juroren sagten: «Schreiben sie für andere Menschen, aber gehen sie um Himmelswillen nicht selbst auf die Bühne!»

Welche Rollen hätten Sie als Schauspielerin gerne gespielt?
Gar keine! (Lacht) Was ich wollte, war ein Publikum. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, welches meine Kunst sein könnte, um es mir zu verdienen. Ich konnte nichts vortragen, hatte zuerst nichts als meinem Körper. Den habe ich auch lange als Aktmodell ausgestellt. Das hatte einen gewissen Unterhaltungswert, aber dann wollte ich mehr.

Sie sind sehr umstritten. Wessen Feedback ist Ihnen wichtig?
Ich schätze die Meinung meines Mannes und meiner Mutter. Sie sind die einzigen Menschen, zu denen ich intensiveren Kontakt habe und dem nach auch die einzigen Zensurstellen meines Werks. Ich lasse sie nicht sonderlich zu Wort kommen, vielmehr lese ich an ihrem Lachen oder Schweigen ab, ob der jeweilige Text etwas taugt oder nicht. Ohne ihre Absolution gelangt nichts an die Öffentlichkeit! (Lacht)

Welche Erinnerung haben Sie an frühere Bern-Besuche?
La Cappella. Es war mein erster Auftritt in der Schweiz mit meinem ersten Programm. Und wie viele Anfänger habe auch ich mich auf beschämend schlichte Weise an der Religion abgearbeitet. Damals hatte ich eine diebische Freude meinen grobschlächtigen Atheismus in einer Kapelle ausbreiten zu dürfen. Aber das waren noch andere Zeiten. Heute sind die Atheisten die schlimmeren Moralapostel.

Wann hat man Ihnen zum letzten Mal einen Bären aufgebunden?
Das ist leider schon zu lange her, als dass ich mich erinnern könnte. Dabei hätten Bärenaufbinder an mir ihr helle Freude. Ich bin wunderbar gutgläubig und von der Wahrheit schrecklich schnell gelangweilt. Aber wer macht sich heute in der Zeit der Authentizität noch die Mühe aufwendig zu lügen?

Bitten raten Sie zum Abschluss noch, was folgende berndeutschen Worte bedeuten:
Zibele: Wine Gerätschaft, halb Saiteninstrument, halb Nahkampfwaffe.
blutt: Eine Verniedlichung von tot.
Bibbeli: Ein kleines Gebäck, das zum Grossteil aus Butter besteht.
kurlig: Vom Körperbau an eine Kuh erinnernd.
Plagöri: Ein plärrendes Gör.

Reinhold Hönle

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