Slide 05 Ilira Lukandsimon

«Ich bin immer noch super fucking Single!»

Ihr Song «Fading» war ein Welthit. Nun kommt Ilira auf den Gurten. Im Interview mit dem Bärnerbär verrät die Könizerin, wo sie früher Partys feierte und wieso sie noch keinen Freund hat.

Wie haben Sie die Veröffentlichung der neuen Single «Another Heart» gefeiert?
Ich habe mit meinen besten Freunden in Bern spontan ein Weinchen getrunken und es genossen, für ein paar Tage zuhause zu sein.

Haben Sie sich den Videoclip selbst ausgedacht?
Ja, ich bin Creative Director all meiner Videos. Worum sich früher die Plattenlabels kümmerten, wird heute oft auch noch den Künstlern überlassen. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass die Fans grossen Wert auf Glaubwürdigkeit legen. Ist der Künstler authentisch oder ist er eine Industriepflanze?

Sie gehen in Ihrem Clip selbstbewusst durch die Strassen von London und inszenieren sich nicht als Objekt der Begierde. Wie bewusst überlassen Sie es darin anderen, fürs erotische Knistern zu sorgen?
Da waren Sie aber aufmerksam! (lacht) Ich habe relativ früh im Musikbusiness angefangen, war jung und noch nicht reif, aber hatte den Traum, Bubblegum-Pop zu machen. Auf die Pandemie folgte bei mir der erste «Wachstumsschub». Ich realisierte, dass ich weniger von mir preisgeben muss, als ich immer gedacht hatte. Ich kann auch andere sexy tanzen lassen. Bei mir soll die Musik im Vordergrund stehen.

Trotzdem sind Sie in der Corona-Zeit erblondet. Was für ein Zeichen wollten Sie damit setzen?
(Lacht laut) Man weiss ja: Wenn eine Frau ihren Look verändert, dann brennt die Hütte! Nein, da sind verschiedene Dinge zusammengekommen. Wir können ja alle ein Lied davon singen, wie sehr dieses Virus unser berufliches und privates Leben beeinflusst hat. Für mich hat eine neue Ära begonnen. Ich bin zurückgezogener, aber stärker als vorher. Klar, blond ist sehr auffällig, aber umso mehr gefällt mir der Kontrast zwischen den hellen Haaren und dem neuen düsteren, eher schwarzen Look.

Bern ist ja eher für andere Musik bekannt. Haben Sie es auch mal auf Mundart versucht?
Ich bin mit Mani Matter und Patent Ochsner aufgewachsen, aber die englischen Sachen haben mir mehr entsprochen.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Gurtenfestival?
Als Künstlerin war ich noch nie dort, als Zuschauerin schon. Ganz ehrlich: Bei diesem Festival war ich das erste Mal besoffen. Doch der Wunsch, dort aufzutreten, geht erst jetzt in Erfüllung!

Sie treten mit eigenen Musikern auf?
Genau, ich habe zum ersten Mal eine richtige Band, mit der ich auch schon ein paar Konzerte gab. Carlos, der Schlagzeuger, ist ein Bündner, die restlichen Musiker kommen aus England und Deutschland.

Was gehört für Sie sonst noch zu einem Sommer in Bern?
Gestern waren wir wieder an der Aare, zum Grillieren und zum Schwimmen. Anderswo käme das nicht infrage. In Berlin springst du nur selten in die Spree und in London schon gar nicht die Themse, sonst landest du zwischen Spritzen und Leichen! (lacht)

Wohin gehen Sie in Bern in den Ausgang?
Das ist mir nun fast ein bisschen peinlich. Ich bin gar kein Club-Mensch! Als ich jünger war, bin ich aber in die Reitschule gegangen, für Drum and Bass.

Wie werden Sie von Ihren kosovarisch-albanischen Wurzeln inspiriert?
Von meinen Eltern habe ich gelernt, für Sachen zu kämpfen, mich einzusetzen, nicht schnell aufzugeben. Das kommt mir besonders im Beruf zugute, aber dieser lässt mir auch immer weniger Zeit. Und die verbringe ich dann am liebsten mit den Eltern. Da ich das Gefühl habe, dass sich aus allen Einflüssen immer mehr ein grosses Gemisch ergibt, versuche ich nicht, krampfhaft meine Wurzeln zu pflegen.

Nichtsdestotrotz dürften die Vorbilder aus diesem Kulturkreis wichtig gewesen sein.
Extrem. Rita [Ora] war der erste internationale Popstar, den wir hatten. Eine komplett neue Erfahrung. Vorher wussten viele Leute gar nicht, was oder wer Albanien ist. So im Stil von: «Kann man das essen?» (lacht) Sogar in der Schweiz hatte ich vor zehn Jahren als Kosovo-Albanerin noch ein grosses Identitätsproblem, weil es viele Vorurteile gab. Als Dua Lipa noch dazu kam, ist man endlich nicht mehr so oft mit Kriminalität in Verbindung gebracht worden. «Ah, Künstlerin, interessant!»

Auf «Loyal» suchten Sie jemanden, der Ihnen guttut. Haben Sie ihn inzwischen gefunden?
Nein, ich bin immer noch «super fucking Single» – und es wird nicht einfacher, sondern immer schwieriger. Wer denkt, es müsste mir doch leichtfallen, einen Partner zu finden, täuscht sich: Viele Männer wollen keine Frau, die viel unterwegs ist, in der Öffentlichkeit steht und mit anderen Männern zusammenarbeitet. Sobald ich erwähne, dass ich Sängerin bin, wird es brenzlig. Einmal hatte ich ein Date mit einem Typ, der total aufdringlich wurde und mir später gestanden hat, dass es ihm nur darum ging, in einem Videoclip von mir mitzuspielen.

Eine vertrackte Situation.
Ab einem gewissen Punkt musst du dich zwischen einer Musikkarriere und einem guten Leben mit einem guten Partner entscheiden … Sogar Lady Gaga hat einmal gesagt: «Beides wirst du nicht kriegen.» Unser Business und meine Hochsensibilität sind aber auch zwei anspruchsvolle Randbedingungen. Da braucht es einen sehr verständnisvollen, sensiblen Partner – und die Sorte Mann gibt es in diesem Geschäft nicht wie Sand am Meer.

Reinhold Hönle

Ilira tritt am Mittwoch um 17.15 Uhr auf der Waldbühne des Gurtenfestivals auf.

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