Nicole 2 Credit Srf Slash Peter Mosimann

«Ich wurde verbuddelt – das war schon ungemütlich!»

Nicole Berchtold (42) ist eine vielseitige Moderatorin. Das beweist sie nun erneut: Für «Tierhelden Spezial» liess sie sich von einem Hund attackierenund im Schnee vergraben.

Frau Berchtold, Sie wollten, dass wir dieses Interview um 8.15 Uhr machen. Sind Sie ein Morgenmensch?
Gäu! In den letzten Tagen bin ich sogar zwischen 4 oder 5 Uhr aufgestanden. Mir macht das nichts aus, ich gehe abends gerne früh ins Bett. Das war schon in meiner Jugend so. Die Lerche und die Eule, oder wie war das noch?

Das Fernsehpublikum kennt Sie nur aus dem Ei gepellt. Gibt es auch «e verchrügleti» Nicole Berchtold?
Klar, da können Sie meinen Mann fragen! Deshalb machen wir das Interview ja per Telefon und nicht per Zoom! (lacht)

Aus welchen anderen Gründen waren Sie so früh auf den Beinen?
Bei «Hinter den Hecken» liegt es daran, dass die Gärtnerinnen und Gärtner in der Regel auch Frühaufsteher sind, und für «Tierhelden Spezial» sind wir um halb sieben losgefahren, haben bei einer Rega-Übung mit Lawinensuchhunden mitgemacht und in einer Tierarztpraxis bei einer Schlangenoperation assistiert. Ich kann Ihnen sagen, das war eindrücklich!

Und da hatten Sie keine Angst?
Ich dachte schon: «Uuh, hoffentlich wird mir nicht schlecht!», da ich nicht genau wusste, was mich erwartete. Ich konnte zuerst auch nicht hinschauen, aber wenn du merkst, mit welcher Selbstverständlichkeit die anderen ihren Job machen, willst du deiner Aufgabe ebenfalls gerecht werden.

Und die war?
Ich musste die Schlange halten, als der Tierarzt ihren Bauch mit dem Skalpell aufschnitt. Da floss auch Blut. Trotz der Narkose hat sie sich gewunden und mich dabei ihre Muskeln spüren lassen. Schliesslich wurden 19 Eier geborgen.

Nicole, die Schlangenbändigerin …
Es war schon eindrücklich. Ich habe in dieser Sendung aber noch grössere Mutproben absolviert. Fürs Training mit einem Schutzhund bin ich in einen Schutzanzug geschlüpft. Als er mich dann auf Kommando attackierte und in den Arm biss, tat das ganz schön weh und blutete auch leicht. Das lag daran, dass ich den Anzug nicht so ausfüllen konnte wie ein kräftig gebauter Mann und der Hund natürlich keine Rücksicht nahm, sondern Vollgas gab.

Dann mussten Sie sich gegen Wundstarrkrampf impfen lassen?
Nein, der Arzt hat gesagt, es reiche, wenn ich die Wunde beobachte. Sollten sich am Rand rote Linien bilden, müsse ich sie aber sofort zeigen. Die Zahnabdrücke hat man jedoch gesehen und ich konnte die Hand anfangs nicht mehr so gut bewegen. Die kleinen feinen Knochen hatten was abbekommen.

Haben Sie mit dem Lawinensuchhund bessere Erfahrungen gemacht?
Zum Glück! Bei der Übung wurde ich im Schnee verbuddelt. Das war schon ungemütlich genug. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in einer echten Notsituation unter dem Schnee liegen würde, keine Kraft hätte, um mich selbst zu befreien, und vielleicht sogar etwas gebrochen wäreIch habe mich für «Tierhelden Spezial» einige Male in Situationen begeben, die ausserhalb meiner Komfortzone lagen und in denen ich nicht wie aus dem Ei gepellt aussah! (lacht)

Haben Sie Haustiere?
Wir haben Meersäuli! (lacht) Die Kinder natürlich, aber mein Mann und ich lieben sie auch. Im Verlauf der Sendung ist noch ein weiteres Haustier dazu gekommen, aber ich verrate noch nicht, welches.

Sie sind in Ostermundigen aufgewachsen.
Ja, aber geboren wurde ich im Wallis. In unserer Familie reden wir bis heute Walliserditsch.

Was waren Sie für ein Kind?
Ich war immer eine gute Schülerin.
Sehr ehrgeizig. Ich wollte immer alles können und habe auch diverse Sportarten ausprobiert. Ich habe lange Klavier und alles von der kleinen Sopranflöte bis zur Altflöte gespielt. Wir sind breit aufgestellt gewesen, auch von den Eltern her. Im Sommer waren wir immer im Wallis auf der Alp, nahe an der Natur. Beim einfachen Leben.

Das klingt, als wäre es Ihnen wichtiger gewesen, Ihre verschiedenen Interessen zu verfolgen, als in einer Disziplin die Spitze zu erreichen.
Die Abwechslung machts doch gerade interessant. Bevor mich der Journalismus gepackt hat, bin ich meinen schulischen Weg zielstrebig gegangen und habe nun, wo die Kinder etwas älter sind und mein Mann mich entlasten kann, mein Studium wiederaufgenommen. Ich möchte noch den Master in Psychologie machen. Die Vielseitigkeit, die ich beim SRF ausleben kann, möchte ich aber nicht missen.

Sind Sie als attraktive blonde Frau mit entsprechenden Klischees konfrontiert und möchten deshalb erst recht beweisen, dass diese nicht zutreffen?
Als ich noch jung war, habe ich im
Sportjournalismus immer wieder gemerkt, dass man mich nicht ganz ernst nahm. Ich hatte das Gefühl, dass die Männer dachten: «Ja, ja, das ist die, die immer die drei herzigen Fragen stellt.» Und dann haben sie leer geschluckt, wenn ich noch etwas Kritisches angehängt habe. Inzwischen sind die Vorurteile weitgehend verschwunden, sie ganz auszurotten, wird wohl noch eine Weile dauern.

Durch Ihr Studium können Sie sich das nun immerhin besser erklären …
Diese Leute sind eben so sozialisiert worden und haben gewisse Muster im Kopf. Aber selbst Psycholog*innen haben keinen Röntgenblick. Ich will auch nicht jeden Menschen, dem ich begegne, analysieren. Trotzdem ist mein Verständnis gewachsen, und das ist ja nicht so falsch.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren heutigen Ehemann Lars Leuenberger zu interviewen?
Als ich überlegte, wen ich für ein Radiolager als Interviewpartner für die Kinder gewinnen könnte, war Lars gerade zum SC Bern gekommen. Ich sagte mir: «Komm, das ist so ein junger, unkomplizierter Hockeyspieler, den können die Kinder gut mit ihren Fragen löchern!» (lacht) Später habe ich ihn bei Tele-Bärn, wo ich Sport moderiert habe, nochmals getroffen. So hat das eine das andere ergeben…

Es war keine Liebe auf den ersten Blick?
Nein, Liebe auf den ersten Ton!
(lacht) Aber es hat ein Jahr gedauert, bis wir ein Paar wurden.

Bei «SRF bi de Lüt -Familiensache Spezial» wirkten Ihre 6- und 8-jährigen Söhne mit. Sie zählen also nicht zu den Prominenten, die Ihre Kinder vor der Öffentlichkeit verstecken?
Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Wenn ich sehe, wie mutig die Familien waren, die viel von sich preisgaben und ihre Schicksalsschläge mit dem Fernsehpublikum teilten, dann war es ein Akt der Solidarität, Es war allerdings nicht meine Idee, sondern das Konzept der Sendung, aber ich stehe voll dahinter. Grundsätzlich bin ich jedoch sehr zurückhaltend, was das Erscheinen der Kinder in der Öffentlichkeit angeht.

Sie sind momentan auch in «Hinter den Hecken» zu sehen. Was würde ins Auge springen, wenn man über Ihren Hag schauen würde?
Es ist ein ganz normaler Garten,
nicht zu vergleichen mit den herausragenden Gärten, die wir in der Sen-dung zeigen. Die Zeit, um einen solchen Aufwand zu treiben, hätten wir gar nicht. Es gibt eine Spielwiese für Kinder, aber den Sandkasten haben wir zuletzt in ein Experimentierfeld mit Tomaten, Kopfsalat und Wassermelonen umgewandelt. Wir wollen ihn nun aber noch weiter umbauen, auch inspiriert durch die Sendung.

Eine Renovation würde auch der britischen Monarchie guttun. Oder wie stufen Sie als «G & G»-Fachfrau die Aussagen von Meghan und Harry ein?
Das ganze Königshaus erinnert mich an eine Soap. Es sieht wie der Anfang vom Untergang aus. Ich könnte mir vorstellen, dass die vorher schonstark sinkende Popularitätskurve des englischen Königshauses nun einen noch grösseren Knick kriegt, vor allem wegen der Rassismusvorwürfe. Die Aussagen sind ähnlich heftig wie diejenigen von Prinzessin Diana in ihrem TV-Interview 1995. Trotzdem bin ich erstaunt, dass die Queen diesmal Stellung bezogen hat, wahrscheinlich hat man ihr das dringend angeraten. Zudem sieht sie wohl ihr Lebenswerk, für das sie auf vieles verzichtet hat, den Bach runtergehen.

Reinhold Hönlew

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