Réka Szabó (26) steht zurzeit als Adele in der Operette «Die Fledermaus» auf der Bühne von Konzert Theater Bern. Als Sopranistin aufzutreten, ist für sie Neuland und eine grosse Ehre.
Wir treffen uns im Foyer des Stadttheaters, wo die Kulisse zum Kinderstück «Der Regenbogenfisch» in eine Unterwasserwelt eintauchen lässt. Réka Szabó greift beim Fototermin sinnbildlich nach einem Seestern. Das passt zu der jungen aufstrebenden Sängerin. Das aus Budapest stammende Talent steht aktuell als Adele in der Operette «Die Fledermaus» auf der Bühne. Das ist alles andere als selbstverständlich. Szabó stiess, während sie an der Hochschule der Künste in Biel am Schweizer Opernstudio studierte, als Elevin zu Konzert Theater Bern. Ihre Kollegin Orsolya Nyakas hätte die Adele singen sollen, doch sie wurde schwanger. «Ich war die Zweitbesetzung», so Szabó. Sie nutzte ihre Chance und gab alles, um diesen Charakter zu finden, wie sie es ausdrückt. «Sie ist eine clevere Frau, die etwas vom Flirten versteht», beschreibt sie ihre Figur, die ihrer gnädigen Frau ein Kleid stiehlt. «Adele will um jeden Preis eine Künstlerin sein. Damit konnte ich mich identifizieren.» Szabó ist ebenso ehrgeizig wie ihre Bühnenfigur. Hans Christoph Bünger, Studienleiter und 2. Kapellmeister bei Konzert Theater Bern, pushte die Sängerin, die bisher als Mezzosopranistin auftrat, eine Sopranistin zu werden. «Es war hart, mich der Kritik des Dirigenten, der Regie und meinen eigenen Zweifeln zu stellen.» Doch Szabó ist in ihre Rolle als Operndiva hineingewachsen. Eine Diva im guten Sinne, wie sie betont. Mit Pomp erblickte Szabó das Licht der Welt, denn bereits bei ihrer Geburt gab es Feuerwerk und Champagner. «Ich bin an Silvester geboren und feiere meinen Geburtstag immer ausgiebig. Es scheint mir jeweils, als wären alle Feuerwerke am Himmel für mich», sagt sie lachend.
Weinen auf Kommando
Szabós Eltern führen ein Restaurant in der nahe Budapest gelegenen Stadt Zsámbék. Daneben steht eine berühmte Kirche, in der Theatervorstellungen stattfinden. «Schauspieler und Sänger gingen bei uns ein und aus», so Szabó. Sie selbst nahm als Kind Klavierstunden. Als die Lehrerin vorschlug, sie solle die Melodien doch mal singen, entdeckte diese ihre klare Stimme. Szabó besuchte fortan eine Chorschule und nahm Tanz- und Schauspielunterricht. «Ich nutzte jede Stunde vor und nach der Schule, um zu singen und zu tanzen.» Im Musical Fame spielte sie die aufstrebende Schauspielerin Serena und sollte auf der Bühne weinen. «Denk an etwas, was dich wirklich verletzt hat», riet ihr eine Schauspiellehrerin. Es gelang. Der Schritt von der Musicalsängerin zur Operndiva erfolgte schrittweise. «Ich habe Luciano Pavarotti singen gehört und war fasziniert von der Energie und Kraft, die Opernsänger haben.» Szabó entschied sich für ein Studium in klassischem Gesang am renommierten Béla Bartók Konservatorium. Ausserdem nahm sie an der in Ungarn beliebten Fernsehshow« Virtuózok » teil, einer Talentschau für Kunstschaffende aus dem Klassikbereich. «Ich schaffte es bis in den Halbfinal und wurde auf den Strassen von Budapest wiedererkannt», so Szabó. «Die Jurorinnen und Juroren der Sendung erkannten bereits die Sopranistin in mir. Es war eine gute Erfahrung.»
Sofort in die Altstadt verliebt
Für Konzert Theater Bern stand Szabó erstmals als Berta die Haushälterin eines Grafen – in «Il barbiere die Siviglia», einer sogenannten Opera buffa von Gioachino Rossini (1792-1868), auf der Bühne. In der Oper Madama Butterfly von Giacomo Puccini (1858-1924) sang sie den mit einer Mezzosopranistin besetzten Part der Kate Pinkerton, der amerikanischen Frau des treulosen Helden, der seine japanische Geliebte in den Tod treibt. «Keine böse Figur, eher selbst ein Opfer der Umstände», fasst Szabó zusammen. Wie und ob ihre Zusammenarbeit mit Konzert Theater Bern weitergehen wird, steht noch in den Sternen. Doch sie fühlt sich in Bern längst zuhause. «Ich habe mich sofort in die Altstadt verliebt und habe das Glück, in der Brunngasse zu wohnen», so die Sängerin. Gemeinsame Auftritte mit Violinistinnen und einem Pianisten führten sie durch die ganze Schweiz. So konnte sie etwa im Palais de Beaulieu in Lausanne singen. Wer Szabó im Rahmen der Bärnerbär-Aktion gewinnt, kann sich auf einen schönen Liederabend freuen. «Ich singe verschiedenen Sachen vom französischen Chanson bis zu romantischen Liedern von Franz Schubert oder Robert Schumann.» Gut möglich also, dass Szabó im Hause des Gewinners oder der Gewinnerin «La vie en rose» anstimmen wird.
Helen Lagger