Milva Stark und Diego Valsecchi sind am gleichen Tag in der gleichen Stunde geboren. Nun tritt das Schauspielerpaar in der La Cappella auf und verrät noch ein paar andere Gemeinsamkeiten – und Kontraste.
Sie ist im Ruhrpott aufgewachsen, einem rauen Pflaster, wie sie selbst sagt. Er kommt aus Visp, dem wilden Wallis. Getroffen haben sich Milva Stark und Diego Valsecchi in Bern. Valsecchi wurde 2007 und Stark 2008 bei Bühnen Bern unter Vertrag genommen. Sie waren zwei Jahre lang befreundet, spielten aber kaum gemeinsame Szenen. Als sie schliesslich zusammenkamen hielten sie es erstmals geheim. Der damalige Schauspielleiter besetzte sie als Paar, ohne zu wissen, dass sie tatsächlich eins waren. «Na endlich. Wussten wir es doch», sagten ein paar Kolleg:innen im Ensemble, als sie es offiziell machten. Längst sind sie Berns bekanntestes Schauspielerpaar. So etwas wie Brangelina von der Länggasse. Während der Pandemie stampften die beiden kurzerhand einen Podcast aus dem Boden und erzählten mit «Neulich bei Schauspielers», was sie gerade als Schauspieler:innen, Eltern und Bürger:innen beschäftigte. «Es war März 2020 und wir sassen in Quarantäne», erinnert sich Stark. «Innerhalb zwei Stunden nahmen wir den Podcast auf. Wir spürten das gerade etwas Grösseres passierte.» Tochter Lia, die heute 9 Jahre alt ist, genoss es, dass die Eltern so viel zuhause waren. 10 Folgen gibt es von «Neulich bei Schauspielers», die heute wie ein Tagebuch aus einer besonderen Zeit wirken. Natürlich sei es eine Gratwanderung, wie viel man als Paar von sich preisgebe, so die beiden. Als «Paartherapie» hätten sie den Podcast jedenfalls nicht verstanden. «Wir sprechen sowieso dauernd zusammen», so Stark.
Kann das noch Zufall sein?
Nun treten die beiden gemeinsam in der La Cappella auf. Und zwar einmalig im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums von «Berns erster Adresse für Chanson & Kabarett». Stark und Valsecchi feiern dann auch selbst Geburtstag. Sie sind nämlich beide am 12.12.1982 in derselben Stunde geboren. Es gibt noch viel mehr Gemeinsamkeiten, die auch Skeptiker:innen an eine schicksalshafte Begegnung glauben lassen dürften. Die Liste ist lang. Beide haben den gleichen Beruf ergriffen und sind in Bern gelandet. Beide sind Scheidungskinder und haben einen jüngeren Bruder. Beide haben eine Mutter, die Sternzeichen Zwillinge ist. Es wird noch Skurriler: Beide Mütter haben einen Ex-Freund, der Rainer heisst und einen aktuellen Partner, der LKW-Fahrer ist. Solche lustigen Gemeinsamkeiten geben die beiden an diesem Geburtstagsauftritt live auf der Bühne preis, mal erzählend, mal singend. 13 Jahre sind sie nun ein Paar, geheiratet wurde in Deutschland und in der Schweiz. Langeweile kennt das Paar nicht. «Manchmal sehnen wir uns fast danach», so Valsecchi.
Die Impulsive und ihr Fels
Allen Gemeinsamkeiten zum Trotz treffen bei diesem Paar auch zwei verschiedene Welten aufeinander. «Milva ist die Impulsivere, ich bin der ruhende Pol», so Valsecchi. «Wenn um mich alle rennen, mache ich erstmal Kaffee.» Die beiden erinnern sich an ihre Ferien im Sommer vor einem Jahr. Sie wurden mitten in der Nacht von einem Campingplatz evakuiert, weil der Wind gedreht hatte, und der Waldbrand in Frankreich sich ausweitete. «Ich hatte Panik und Diego war mein Fels in der Brandung», so Stark. «Notfallmediziner, das hätte ich auch machen können», so Valsecchi lachend. «Dann hättest du aber nicht erstmal Kaffee machen können», gibt Stark schlagfertig zurück. Und Starks Alternative zur Schauspielerei? «Politikerin oder Sozialarbeiterin wäre etwas für mich gewesen.» Tatsächlich ist die Schauspielerin auch Aktivistin und hat eben ein Stück mit stationären Kindern und Jugendlichen bei den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD) eingeübt und inszeniert. Valsecchi und Stark sind ausserdem beide SP-Mitglieder. Nebst gemeinsamen Auftritten verfolgen sie ihre individuellen Engagements. Doch es gibt schon wieder einen lustigen «Zufall». Valsecchi spielt im nächsten Jahr im Schlachthaus in einem Stück von Kim de l’Horizon, welches «Dann mach doch Limonade, bitch» heisst, während Stark in einem Stück spielt das «Elisabeth, I am not a bitch» heisst. Oder ist «bitch» – zu Deutsch «Schlampe» einfach das Wort der Stunde?
Helen Lagger
PERSÖNLICH
Milva Stark und Diego Valsecchi sind beide am 12.12.1982 in derselben Stunde geboren. Sie im Ruhrpott, er im Wallis. In Bern lernten sie sich bei Bühnen Bern kennen, wo sie beide im Ensemble spielten. Nach zwei Jahren wurden sie ein Paar. Stark und Valsecchi sind Eltern eines Kindes und leben in Bern.