Theo Schmid ist Schauspieler, Schreiber, Regisseur und Imker. Diesen Sommer spielt er die legendäre Figur aus Umberto Ecos Roman «Der Name der Rose». Zum Theater kam er dank eines Kindermärchens.
Das Rumpelstilzchen wars. Theo Schmid sass als Kind im Theater Solothurn, wo das Grimm’sche Märchen gespielt wurde. «Am Ende des Stückes hat das Rumpelstilzchen mir zugewunken», so Schmid. «Ich bin geschmolzen vor Stolz.» Das persönliche Erlebnis hat Schmid «theatrisiert», wie er es ausdrückt. Als Bub spielte er im Rahmen einer Schulaufführung den Hans aus dem Märchen «Schwan, kleb an». Der Held schafft es, eine Königstochter, die nicht mehr lachen kann, aufzuheitern. «Ich hätte die Schauspielerei gerne zu meinem Beruf gemacht, aber es hat sich nicht sofort ergeben.» Bis 2018 war Schmid Lehrer für Musik und das Freifach Theater am Oberstufenzentrum Belp. Mit seinen Schülerinnen und Schülern inszenierte er mehrere Musicals. Die Schauspielerei praktizierte er parallel zu seiner Lehrtätigkeit. So trat Schmid in zahlreichen Mundart-Stücken auf, sei es auf der Freilichtbühne Schwarzenburg oder auf dem Gurten. In Friedrich Dürrenmatts «Ein Engel kommt nach Babylon» verkörperte er unter der Regie von Livia Anne Richard den Aki, einen Bettler, der sich gegen die Regierung stellt. «Eine archaische Figur», so Schmid. In «Abefahre», einer weiteren Gurten-Produktion, gab Schmid den Querulanten, der gegen alle esoterisch angehauchten Selbstoptimierer rebelliert. «Ich spiele gerne Käuze», so der Schauspieler, der das Kleintheaterprogramm «Vo Here und Chütz» ins Leben gerufen hat. Darin erzählt er, von einem Gitarristen begleitet, Geschichten aus dem Schwarzenburgerland. «Im 19. Jahrhundert trafen dort sehr arme Menschen auf die bessere Gesellschaft, die sich in ländlicher Umgebung erholen ging», so der von allem Historischen faszinierte Schauspieler.
Grausiger Krimi
Weit in die Vergangenheit zurück, nämlich ins Jahr 1327, «reist» Schmid auch für seine kommende Rolle. Er wird diesen Sommer in der Klosterruine Rüeggisberg den aufgeklärten Mönch William von Baskerville aus dem legendären Roman «Der Name der Rose» von Umberto Eco geben. Viele dürften mit diesem Part James-Bond-Darsteller Sean Connery in Verbindung bringen, der im gleichnamigen Film von Jean-Jaques Annaud in diese Rolle schlüpfte. «Mich mit ihm zu vergleichen, würde ich nie wagen», sagt Schmid, der auch für die berndeutsche Bearbeitung und Übersetzung der Produktion verantwortlich ist. «Ich habe dem Ganzen meine eigene Salatsauce verpasst.» So hat er etwa Frauenfiguren dazu erfunden und Knechte, die für eine gewisse Komik sorgen. Doch Schmid verspricht: «Es ist und bleibt ein grausiger Krimi.» Der Franziskanermönch William von Baskerville und sein Schüler Adson versuchen eine mysteriöse Mordserie aufzuklären, die eine Abtei erschüttert. Schmid recherchierte viel, um sich seiner Figur zu nähern und kam zum Schluss: «Dieser Mönch war seiner Zeit voraus.» Ein Historiker bestätigte ihm, dass es solche Skeptiker, die sich gegen die Inquisition stellten, tatsächlich gegeben hat. Das Reizvolle und Herausfordernde, auf einer Freilichtbühne zu spielen, sieht Schmid darin, dass man in einem beständigen Bühnenbild agiere. «Schnelle Szenenwechsel sind viel schwieriger zu bewerkstelligen als auf einer herkömmlichen Bühne.»
Berndeutsch und seine «Beji»
Schmid kennt man auch von seinen Auftritten im Theater Matte, wo er tragische Figuren wie einen senilen Mann oder einen ALS-Patienten spielte. Am Berndeutsch liebt er die wunderbare Klangfarbe und die Nähe zum Französischen. «Es kommt schon vor, dass ich jemanden kritisiere, der den Dialekt falsch anwendet», sagt er lachend. Nebst der Pflege dieses Idioms gehört auch das Imkern zu Schmids Leidenschaften. «Ich habe diese Passion von meinem früh verstorbenen Vater übernommen.» Natürlich sagt er «Beji», wenn er von seinen fleissigen Bienen spricht. «Diese faszinierenden Tiere befinden sich an der Schwelle zwischen Insekten und Säugetieren», erklärt er. Nahe an uns Menschen seien sie. Ob er schon gestochen wurde? «Ja das gehört dazu. Ich habe bis zu 100 Bienenstiche pro Jahr.» Für den Fototermin schlägt Schmid schliesslich das Berner Münster vor. Ein faszinierender spätmittelalterlicher Bau mit Türen, die mit ihren Rosetten ganz gut zum Protagonisten von «Der Name der Rose» passen.
Helen Lagger