Mit ihrer ersten Schminkbar an der Berner Marktgasse hatte Bea Petri kein Glück. Anders in Zürich: Dort stiess die Berner Apothekertochter mit dem neuartigen Beauty-Konzept auf Begeisterung. Sie wurde Unternehmerin des Jahres 2012 und baute in Burkina Faso eine Schule auf. Deswegen wurde sie kürzlich vom Staatspräsidenten ausgezeichnet. Der Bärnerbär traf Bea Petri in ihrer Heimatstadt.

Was den Zürchern die Bahnhofstrasse, ist den Berner die Marktgasse. Beides sind sogenannte Triple-
A-Adressen mit sündhaft teuren Mietzinsen. Vorläufig noch – denn sowohl in Zürich als auch in Bern sind häufige Mieterwechsel zu beobachten. Doch das ist ein anderes Thema.

Diese Geschichte handelt von Bea Petri-Haaf, Spross der einstigen stadtbekannten Haaf-Apotheke- und Drogerie an der Marktgasse, die auf der gegenüberliegenden Seite eben dieser Gasse mit dem ersten Laden den Grundstein legen wollte als Unternehmerin eines neuartigen Schönheitssalon-Konzepts und schmerzlich erfahren musste, dass die Bernerinnen und Berner nicht reif waren für ihre Idee. «Die Besucher fanden die Schminkbar in Bern zwar gut, aber Geld dafür ausgeben wollten sie nicht», bedauert Bea Petri. Doch die ausgebildete Apothekerhelferin und Maskenbildnerin, die jahrelang mit ihrem Unternehmen cinemask Politiker im Bundeshaus sowie Schauspielstars auf dem Filmset schminkte, liess sich vom Scheitern in Bern nicht beeindrucken und lancierte nur ein Jahr später Schminkbar-Läden an den besten Lagen in Zürich, unter anderem mit einem Top-Lokal an der Zürcher Bahnhofstrasse mit Blick über die Dächer der Stadt.

Heute zählt das Schminkbar-Imperium sechs Läden in Zürich, Winterthur und Basel mit rund 100 Mitarbeiterinnen. Bea Petri jedoch gehört nicht mehr dazu. Sie hat das Unternehmen ihren Töchtern übergeben. «Die Ablösung war ein emotionaler Kraftakt, aber heute geht es mir gut und ich habe den Verlust meiner geliebten Schminkbar, das Fehlen der Gespräche mit den vielen Kunden und Mitarbeiterinnen, verdaut», betont die mittlerweile 63-Jährige, die 2012 für ihren Geschäftserfolg von Veuve Clicquot als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet wurde.

Eine Schule in Burkina Faso
Langweilig dürfte es der «Pensionärin» nicht werden. Mit ihrem vierten Ehemann Thomas Feurer, dem ehemaligen Schaffhauser Stadtpräsidenten, pendelt sie zwischen ihren Wohnsitzen in Zürich, Steckborn und Ennetbühl im Toggenburg. «In meinem Atelier im Toggenburg schreibe ich ein neues Buch, zudem berate ich Leute beim Möblieren von Geschäften, Wohnungen sowie Neubauten für den Tag der offenen Türe», verrät Petri ihr aktuelles Betätigungsfeld.

Ja, und dann gibt es noch ihr Hilfswerk! Neben dem Auf- und Ausbau der Schminkbar engagierte sich Bea Petri im afrikanischen Staat Burkina Faso mit dem Förderverein «Nas Mode», welcher Frauen eine Ausbildung ermöglicht. «In einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung weder lesen noch schreiben können, ist Ausbildung und die damit ebenfalls unterrichtete Aufklärung das Wichtigste, um den jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu bieten», ist Bea Petri überzeugt. In der mit privaten Mitteln und Spendengeldern finanzierten Ausbildungsstätte absolvieren jährlich 200 Frauen einen Ausbildungslehrgang als Kosmetikerin, Coiffeuse oder Schneiderin. Die Hilfe hört nach der Lehrzeit nicht auf: «Dank unserer Mikrokredite, welche wir in Form von Material geben, gelingt es den Frauen, nach der Ausbildung ein eigenes Geschäft zu eröffnen», freut sich Bea Petri.

Bern bleibt ihre Heimatstadt
Vor zehn Tagen wurde sie in Burkina Faso vom Präsidenten Roch Marc Kaboré mit dem Orden «Chevalier de l’ordre du mérite» ausgezeichnet. «Es war ein grosser Moment für mich», erinnert sich Bea Petri, «in all den Jahren lernte ich so viel über und von den Menschen dort, von ihren Traditionen und ihrer Kultur.» Ihre Begeisterung wirkt ansteckend, so haben sie viele prominente Schweizer Persönlichkeiten wie Viktor Giacobbo, Sabina Schneebeli oder Christine Maier nach Burkina Faso begleitet und sich vor Ort ein Bild gemacht.

Trotz ihrer negativen geschäftlichen Erfahrungen in Bern pflegt Bea Petri immer noch intensive Beziehungen zu ihrer alten Heimat: «Ich besuche da meinen Bruder Andreas, Freundinnen und Freunde und selbstverständlich meinen besten Freund in Bern, meinen ersten Ehemann Laszlo Petri», sagt sie im breitesten Berndeutsch. «Meinen Dialekt habe ich beibehalten. Ich erhalte deswegen immer wieder viel Lob, was mich erstaunt. Denn auch wenn ich seit bald Jahrzehnten in Zürich lebe und arbeite, werde ich nie ein Züri-Schnurri!»
Matthias Mast