Diesmal klappt es: Die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher (60, Grüne) ist sich sicher, dass es YB nicht wieder «veryoungboysen» wird. In dieser Hinsicht hat sie auch schon klare Zeichen erhalten. Von jemandem, der es wissen muss.
Franziska Teuscher, es gab schon schlechtere Zeiten, Sportvorsteherin der Stadt Bern zu sein.
Gerade auf die beiden Aushängeschilder YB und den SCB bezogen, stimmt das natürlich. Der SCB war in den letzten Jahren immer ein konstanter Anwärter auf einen Titel, nun stehen die Zeichen auch bei YB sehr gut. Obwohl man das ja nicht vorschnell verschreien sollte.
Was ist eigentlich geplant, falls der SCB und YB in ein paar Wochen praktisch gleichzeitig Meister werden sollten?
Wir reden im Gemeinderat gerade darüber. Aber das ist noch top secret (schmunzelt).
Wir können also davon ausgehen, dass eine grosse Party steigt.
Man spricht nicht nur in Bern, sondern schweizweit über diese beiden Vereine. Und natürlich will auch die Stadtregierung, falls es denn tatsächlich klappt, die Young Boys und den SCB angemessen feiern.
Fürs Image einer Stadt sind erfolgreiche Klubs aus dem sportlichen Bereich immer gut. Spüren Sie das persönlich? Erhalten Sie schon mal einen Schulterklopfer von Amtskollegen aus anderen Städten?
Wir tauschen uns mit mehreren Schweizer Sportämtern aus. Nun hat sogar Basel erklärt, man gehe davon aus, dass der FCB nicht unbedingt Meister werden könnte (lacht). Ich finde es sowieso spannender, wenn man nicht von Anfang an weiss, wer gewinnt.
Darf man Sie denn als YB- und SCBFan bezeichnen?
Als Bernerin und Sportdirektorin freuen mich natürlich die Hochs dieser beiden Spitzenclubs. Wir reden hier von Vereinen, die ihre Sache richtig gut machen, vor allem sind sie auch wichtige Vorbilder für Kinder und Jugendliche, die sich mit ihnen identifizieren. Und wirklich schön ist, dass so viele Fans hinter den Teams stehen.
Haben Sie bei YB einen Lieblingsspieler?
Das nicht, es geht ja um die Team und Mannschaftsleistung. Und eigentlich finde ich es schade, wenn man nur von denen spricht, die Tore erzielt haben. Ich persönlich finde es zum Beispiel toll, dass Marco Wölfli, den viele schon abgeschrieben hatten, derart grossartige Leistungen erbringt. Die SCB-Spieler kenne ich weniger gut.
Gehen Sie häufig ins Stadion?
Ab und zu, die Stimmung ist natürlich live ganz anders, spannender. Vielfach ist es für mich jedoch leider schlicht eine Zeitfrage, deshalb verfolge ich eine Partie manchmal auch einfach zuhause am Fernsehen.
Ist Bern jetzt eine Sportstadt oder war sie das sogar schon immer?
Bern ist und will eine Sportstadt sein. Natürlich mit den Spitzenclubs von YB und SCB, aber nicht nur. Wir haben tolle Anlässe wie den GP von Bern oder den Frauenlauf. Ich denke an all die breitensportlich organisierten Vereine, die eine breite Palette von Sportarten für Jung und Alt anbieten. Sie sind das Fundament der Sportstadt Bern und leisten, meist ehrenamtlich, herausragende Arbeit im Bereich Sport, Gesundheits- und Bewegungsförderung und Integration. Vor ihnen ziehe ich meinen Hut. Aber klar, wir sind noch nicht überall dort, wo wir gerne sein möchten. Teilweise haben wir gerade bei der Infrastruktur noch Nachholbedarf.
Sie selber sind ebenfalls relativ sportlich, Sie haben Ihre Joggingschuhe ins Büro …
(unterbricht) Das ist eine Definitionsfrage (lacht)! Ich weiss nicht, ob ich mich als sportlich betiteln würde. Ich würde gerne mehr Sport machen, dazu habe ich aber fast zu wenig Zeit. Mir ist Bewegung wichtig. Aber ja, ich gehe gerne joggen, fahre täglich Velo und mache Fitness.
Zurück zu YB: Sieht man Sie demnächst mit einem gelb-schwarzen Schal auf der Tribüne mitfiebern?
Das ist nicht auszuschliessen; dank der hoffentlich bald wärmeren Temperaturen vielleicht auch ohne Schal (lacht).
Yves Schott