Acht von zehn Schweizerinnen und Schweizern pendeln zur Arbeit. Die hohe Mobilität wurde während der Pandemie und mit der Homeofce-Pficht stark eingeschränkt. Bleiben die Menschen jetzt auch vermehrt in ihrer Freizeit zuhause? Wer reist heute wohin und mit welchem Ziel? Wir haben uns am Bahnhof Bern umgehört und gelernt, dass «Unterwegs sein» für die Mehrheit mehr Lust als Last ist.
Fotos: Nathalie Lacasa/Umfrage: Jürg Morf

Annatina Guidon (Primarlehrerin, 54, links), Jenins GR mit Tochter
Seraina (Hebamme, 29), Luzern
Annatina: «Wir sind beide mit dem Zug nach Bern gereist. Zusammen besuchen wir heute eine
Ausstellung. Meinen freien Tag mit meiner Tochter zu verbringen – darauf freute ich mich sehr. Mit
dem Auto fahre ich sonst jeden Tag von Jenins nach Chur, wo ich Schule gebe. Ich bin froh, sind
mein Arbeitswelt und das Privatleben örtlich getrennt.»
Seraina: «Ich wohne und arbeite am gleichen Ort und muss nicht pendeln.»
Seraina: «Ich wohne und arbeite am gleichen Ort und muss nicht pendeln.»

Claude Mayland
(Lehrer/Musiker/Künstler, 40), Biel
«Dreimal pro Woche pendle ich um 5.45 Uhr von
Biel nach Lausanne, wo ich als Französischlehrer
tätig bin. Die Zeit im Zug nutze ich immer zum
Arbeiten. Für meine Musikprojekte und Konzerte
bin ich in der ganzen Schweiz unterwegs. Meistens mit dem Zug oder Bus, weil ich kein eigenes
Auto habe.»

Pascal Wenger (Leiter Informatikzentrum
Köniz-Muri, 55), Schliern
«Soeben bin ich mit dem Velo von Köniz in die
Stadt gefahren und gehe über den Mittag zum
Coiffeur. Das Velo ist in der Stadt schon sehr
gäbig. Fast 25 Jahre lang war ich berufich in
der ganzen Schweiz unterwegs. Mehrheitlich
mit dem Zug. Heute geniesse ich als Gelegenheits-Zugfahrer das Reisen natürlich noch mehr.»

Christine Lauterburg (bekannte Jodel-Rebellin, 65), Bern
«Gleich gehe ich mit der Bahn nach Lugano. Dort kann ich
heute Abend den Schweizer Musikpreis 2021 abholen.
Immer, wirklich immer, fahre ich mit dem ÖV an meine
Konzerte. Auch wenn ich noch meinen Geigenkasten und
einen Koffer dabeihabe. Mein GA ist meist nach kurzer Zeit
amortisiert. Es ist einfach super, so zu reisen!»

Noemi Messerli (Gymnasiastin, 18)
Bern
«Ich muss nicht pendeln und reise
eher selten, da ich in Bern wohne und
hier ins Gymnasium gehe. Mit dem
Velo oder auch mit Bus und Tram bin
ich in der Stadt am schnellsten unterwegs. Den Zug benutze ich ab und zu
an Wochenenden.»

Verena Calame
(pens. Pharmaassistentin, 68), Bern
«Ich bin nicht so ein Reisemensch. Mir
ist es hier in der Stadt und in der
Region Bern wohl. Wenn schon,
nehme ich den Zug oder Bus. Sehr
selten fahre ich Auto – und habe
jedes Mal ein schlechtes Gewissen.»

Yvan Dubravac (Restaurationsfachmann, 25),
Ortschwaben
«Mobilität ist für mich wichtig. Ich wohne in
Ortschwaben und pendle via Bern an meinen
Arbeitsort Konolfngen. Die Reiserei gehört einfach dazu, hat auch ihre schönen Seiten. Zurzeit
bin ich am Fuss verletzt. Wenn ich in den Zug
humple und mir jemand im überfüllten Wagen
seinen Platz anbietet, freut mich das sehr.»

Zeynab (5) mit Vater Jafari Shaffallna (36, arbeitet in einer Garage), Frutigen
Die beiden geniessen zusammen
einen Tag in Bern. Sie sind aus
Frutigen mit dem Zug hergereist.
Jafari Shaffallna: «Für die Arbeit pendle ich seit einem Jahr mit dem Bus von Frutigen nach Adelboden, wo ich in einer Garage arbeite. Während der 20- minütigen Fahrt mache ich nicht viel, bin am Handy oder schaue zum Fenster hinaus.»
Jafari Shaffallna: «Für die Arbeit pendle ich seit einem Jahr mit dem Bus von Frutigen nach Adelboden, wo ich in einer Garage arbeite. Während der 20- minütigen Fahrt mache ich nicht viel, bin am Handy oder schaue zum Fenster hinaus.»

Marianne (70) und Jürg Pfammatter (71),
Bern, beide pensioniert
Das Paar wohnt schon lange in der Berner
Länggasse. Die beiden Walliser fahren aber
ein- bis zweimal in der Woche mit dem Zug in
ihre Heimat.
Jürg Pfamatter in breitem Walliser Dialekt: «Im Goms haben wir eine Ferienwohnung. Die regelmässigen Reisen dorthin machen uns nichts aus. Wir können in Ruhe lesen und die eindrücklichen Landschaften und Stimmungen geniessen.»
Jürg Pfamatter in breitem Walliser Dialekt: «Im Goms haben wir eine Ferienwohnung. Die regelmässigen Reisen dorthin machen uns nichts aus. Wir können in Ruhe lesen und die eindrücklichen Landschaften und Stimmungen geniessen.»

Sigron Severina (Sozialarbeiterin, 28), Bern
«Ich bin jeden Tag mit der Bahn unterwegs. Von
Bern aus fahre ich entweder nach Thun oder
nach Biel zur Arbeit. Für mich ist das kein Problem, im Gegenteil. Während der Fahrt kann ich
Musik hören oder einfach vor mich hinträumen.»

Daniela (Boxerin, 37), Honolulu (Hawaii) und Bärnu (33, in Umschulung), Bern
Daniela wohnt aktuell in Bern und trainiert in einem Box-Gym im Weyermannshaus-Quartier. Sie ist oft mit Bärnu (33) und den Hunden in der Region unterwegs.
Bärnu: «Tram, Bus und Zug benutzen wir regelmässig. Zurzeit spazieren wir aber am liebsten mit unseren Hunden an der Aare.»
Bärnu: «Tram, Bus und Zug benutzen wir regelmässig. Zurzeit spazieren wir aber am liebsten mit unseren Hunden an der Aare.»