Doris Hofer ist unser heissester Fitness-Export

Doris Hofer war Journalistin und PR-Profi, als sie vor 14 Jahren der Liebe wegen nach Istanbul auswanderte. Inzwischen hat die Berner Food- und Fitness-Bloggerin einen neuen Mann an ihrer Seite und ist nicht nur in ihrer Wahlheimat ein bekanntes Gesicht.

In England gibt es viele Bezeichnungen für Regen. Als der Bärnerbär Doris Hofer vor dem Zytglogge trifft und erste Bilder schiessen, ist es ein Schauer, der durch Mark und Bein geht. Die gebürtige Münsingerin mit dem Sixpack ist hart im Nehmen: Flugs steht sie da und posiert für den Fotografen. Man sieht trotz dem hautengen Trainer jeden Muskel. Doris Hofer bestätigt: «Da ist kein Gramm Fett.» Dem miesepetrigen Wettergott trotzt die Bernerin mit ihrem sonnigen Gemüt. Später, in der Weltbild-Filiale an der Marktgasse, ist die Frohnatur sofort in einer angeregten Diskussion mit einem Kunden. Eine junge Türkin möchte ein Selfie. «Das Mädchen schrieb mir auf Instagram, ich lud sie spontan ein», klärt die Bernerin kurzerhand auf.

Journalistin, PR-Frau, Fitnessprof
Wenn jemand keine Angst vor dem Gegenüber hat, dann ist es Doris Hofer. Vor 20 Jahren war es Ringier-Kolumnist Frank A. Meyer, der nicht nur ihre Aufgeschlossenheit schätze, sondern auch ihr Schreibtalent erkannte. Es folgte ein Volontariat beim «SonntagsBlick». Doris erinnert sich: «Nach dem Gymer in Bern studierte ich in Zürich Philosophie, Filmwissenschaft und Publizistik. Meine anschliessende Arbeit als SoBli-Redakteurin war der ideale Einsteig ins Berufsleben.» Das Schreiben liess Doris Hofer nicht mehr los, das Studium brach sie ab. «Ich entschied mich, berufsbegleitend das eidgenössische Diplom zur PR-Fachfrau zu machen. Ich war erstaunt, wie leicht mir diese Ausbildung fiel.» Seit 2004 lebt Doris Hofer, die fliessend Türkisch und Englisch spricht, in Istanbul. Vor vier Jahren begann sie, sich als Fitness- und Ernährungscoach zu etablieren. Inzwischen hat die Bloggerin 500000 Follower auf Instagram, YouTube und ihrer App sowie bis zu 6000 Klicks täglich auf einen ihrer Blog-Einträ- ge. Der Job erfordert Motivation und Flexibilität. Kein Problem für die Powerfrau: «Bewegung war immer zentral in meinem Leben», sagt sie bestimmt, «ich trainiere seit 20 Jahren.» Die Selbstständigkeit begann 2010. Damals – der Gatte ein Geschäftsmann, die beiden Kinder Zoe (10) und Noah (7) in der Schule – sagte sich Hofer: «Jetzt will ich mir etwas Gutes tun.» Doris engagierte einen Personaltrainer, der Effekt war verblüffend: «Ich hatte in zwei Monaten mehr Resultate als in den 20 Jahren zuvor. Ich war stark geworden.» Doris Hofer ersetzte 5 Kilo Fettgewebe mit 5 Kilo Muskeln und ihr Umfeld reagierte prompt auf die Veränderung: «Wie schaffst Du es, derart schnell fit zu werden?»

Im Takt mit der Kamera
2013, nach der Scheidung, startete Doris Hofer als Selfmade Woman mit den Blogs. Der Firmenname, der sich aus Squat (Hocke) und Girl zusammensetzt, war gesetzt. Wer ihre Videos kennt, weiss, dass man beim Hoferschen Heimtraining oft in die Hocke gehen muss und das mit einer Hantel in jeder Hand. «Ich bin unnachgiebig, wenn ich meine Fans via Livestream instruiere», hält Doris mit einem Augenzwinkern fest, «aber ich finde stets einen Weg, dass die Motivation nicht verfliegt.» Sie selber spornt es an, dass sie die Übungen vor laufender Kamera macht. Doris wird von ihrer Schwester Nathalie begleitet. «Wir waren ein Dreimodihaus in Münsingen. Meine zweite Schwester wohnt heute, wie meine Eltern, im Welschland und heisst Caroline.» Die Erinnerungen an die Zeit im Grossraum Bern sind wach. «Ich achte zwar sehr auf meine Ernährung, aber es gibt nichts Feineres als den Berner Lebkuchen mit Mandeln», lacht Doris. Besonders freut sie, dass sich einstige Gymer-Gspähnli melden und sich über ihren Erfolg freuen.

Buch als Familienprojekt
Ihr Fitness-Buch, mit Übungen für Zuhause und mediterranen Rezepten für die schlanke Linie, ist hinsichtlich der Gestaltung ein Familienprojekt, allerdings eines aus Istanbul. Die Frau, die es in der Türkei unter anderem auf das Cover von «Women’s Fitness» schaffte und in TVShows auftritt, erzählt: «Wir sind eine Patchwork-Familie. Ich verstehe mich mit dem Vater meiner Kids gut und mein neuer Mann, der auch eine Tochter hat, ist der Beste und Schönste.» Die SRF-Sendung «DOK» hat das Paar zum Thema Beziehungen unterschiedlicher Backgrounds in Istanbul begleitet. Doris kriegt die beiden Welten, die sich in jüngster Vergangenheit aneinander reiben, unter einen Hut, sagt aber auch: «Mein Mann Kerem lebte 15 Jahre lang in Los Angeles und wurde entsprechend geprägt. Das macht vieles einfacher.» Ihre türkischen Freunde attestieren Doris derweil: «Du bist die beste Werbung für unser Land.»

Peter Wäch

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