Erfolgreich dank Rückschlägen oder wie man den Rahmen sprengt

Jürg Opprecht ist ein Mann der Gegensätze: Er ist Unternehmer und Künstler, Luxushotel-Besitzer in Lenk und Wirtschaftsförderer in Schwellen- und Entwicklungsländern. In seiner Biografie verrät er, wie er Sinn stiften will und was andere daraus lernen können.

Das Leben von Jürg Opprecht schien bereits vorgezeichnet zu sein: «Das baue ich alles für Dich auf, damit Du mein Unternehmen einmal übernehmen kannst», verdeutlichte ihm sein Vater, als er noch ein Kind war. Von seiner Mutter hatte er jedoch auch eine zünftige Dosis Kreativität und Verständnis für soziales Verantwortungsbewusstsein mitbekommen. Diese Mischung sollte sein weiteres Leben entscheidend prägen. Der Buchtitel steht symbolisch für eine von Opprechts wichtigsten gelernten Lektionen: «Erfolge machen glücklich – Rückschlä­ ge weise».

Den Rahmen gesprengt
«Leidenschaft. Das ist der rote Faden durch das bewegte Leben von Jürg Opprecht und seiner Familie», sagt Elisabeth Schirmer, Verwaltungsratspräsidentin des Uhrwerkherstellers Ronda und noch bis Mitte 2018 Verwaltungsratspräsidentin der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Schirmer hielt an der Buchvernissage die Laudatio und verglich das Leben des leidenschaftlichen Unternehmers und Malers mit Bildern und Bilderrahmen. Seine Kinder hätten von klein an gespürt, dass sein «Lebensgemälde immer einen Rahmen braucht». Diesen Rahmen biete ihm seine Gattin Benzli – «die Stimme der Vernunft in Family und Business». Die biografischen Erinnerungen wurden vom Thurgauer Publizisten und Kommunikationsberater Roman Salzmann aufgezeichnet und bringen gut zum Ausdruck, dass Manager kraftvoller wirken können, wenn sie kompromisslos leidenschaftlich sind und ihre Berufung entdecken. Die Biografie ist gespickt mit Situationen, die dies untermalen und den Rahmen des Üblichen sprengen. Der Verkauf des elterlichen Unternehmens war das eine. Was folgte, entsprach keinen gängigen Konventionen, wenn man an einen erfolgreichen Geschäftsmann denkt: Opprecht wurde Geschäftsführer einer theologischen Ausbildungsstätte, machte übernatürliche Erfahrungen mit Gott, die Elisabeth Schirmer besonders faszinierten: «Für einige von uns mögen diese Erlebnisse mit Gott, auf die sich Jürg immer wieder einlässt, eigenartig erscheinen. Aber es lohnt sich, solchen Phänomenen auf den Grund zu gehen.» Gerade solche Reminiszenzen verdeutlichen den Drang Opprechts, neue Horizonte zu entdecken, weiterführende Glaubenserfahrungen zu machen und neue Kulturen kennen zulernen.

Anderen etwas mitgeben
Heute ist Jürg Opprecht ein wohlhabender Mann. Als Industrieller hat er Millionen verdient. Im Berner Oberland gehört ihm das Hotel Lenkerhof, das er nach dem Konkurs gekauft und zu einem der besten Fünfsternehotels der Schweiz gemacht hat – «und zum jugendlichsten», betont er. Mit seiner Stiftung Business Professionals Network betreibt er in mehreren Ländern Wirtschaftsförderung – in Georgien, Kirgisien, Nicaragua, Ruanda und in der Mongolei. Schon immer wollte Opprecht anderen Menschen etwas mit auf den Weg geben. Das erklärt auch, weshalb er 2012 das Forum christlicher Führungskräfte ins Leben rief. Führungskräfte sollen voneinander lernen und profitieren können. Im März 2018 findet das Forum bereits zum vierten Mal unter dem Motto «Gewinnen – Verlieren» statt. Die Biografie mit dem Titel «Rückschläge und andere Erfolge» ist ein weiterer Mosaikstein. Jürg Opprecht teilt darin viele seiner Erinnerungen – auch die negativen: Zweimal ist er an Krebs erkrankt. Während er den Krebs erfolgreich in Schach hält, muss er heute mit Parkinson leben. Alle seine Erfahrungen in den letzten Jahren haben ihn weiter reifen lassen. Er habe seine «Erdengebundenheit» abstreifen können, sagt er von sich selber und macht interessante Aussagen zu Besitz und Wohlstand: «Die Mittel, die wir besitzen, gehören nicht wirklich uns. Sie sind uns lediglich anvertraut. Wir verwalten das, was uns geschenkt wird: Geld, Begabungen, Beziehungen, Unternehmen.» Jürg Opprecht konkretisiert weiter: «Ich wollte von dem Gefühl des Besitzens frei werden. Denn letztlich ist Besitz nicht unsere Sicherheit. Meine Sicherheit ist nicht mein Bankkonto, sondern Gott. Er ist der Besitzer von allem, was ich habe.»

Cyrill Rüegger

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