Millionen an Tonnen Lebensmittel wandern in der Schweiz jedes Jahr in den Müll. «5vor12»-Preisträger Christian Siegenthaler möchte Grossverteilern deswegen die Möglichkeit geben, in ihren Filialen spezielle Regale einzuführen, wo abgelaufene Ware verkauft wird (s. Bärnerbär vom 29. Oktober). Doch wie viel Essen werfen Bernerinnen und Berner weg? Die grosse Umfrage zeigt: Ein grosser Teil der Bevölkerung achtet sehr wohl darauf, nicht zu viel wegzuwerfen.
Fotos und Umfrage: Ueli Hiltpold Text: ys
Familie Franz aus Bern (v.l.): Luis (3), Livia (34), Elio (7) und Mario (34, Geschäftsführer Intraform, Bern)
«Mittlerweile ist uns das Thema sehr wichtig und wir achten darauf, dass wir nichts wegwerfen und alles aufbrauchen.
In unserem Grünkübel befinden sich nur noch ‹Schintti und sötigi Sache›. Wir gehen jeden Samstag auf den Wochenmarkt
und kaufen nur noch saisonale und frische Produkte ein. Die sind von guter Qualität und haben eine tolle Haltbarkeit.
Ein gut organisierter und achtsamer Einkauf ist das Wichtigste. Das Ablaufdatum ist bei uns wirklich kein Thema.
Man probiert und wenn es noch gut ist, isst man es.»
Emilia Schmidt (44, Verkäuferin), Worb
«Ich pendle jeden Tag nach Lyss zur Arbeit und habe wenig Zeit zum Einkaufen.
So kommt es schon immer wieder vor, dass ich Lebensmittel mit abgelaufenem
Datum im Kühlschrank finde und diese dann wegwerfe.»
Alexander Zwahlen-Simonett (35), Wabern
«Meine Partnerin und ich achten sehr darauf, dass wir keine Lebensmittel wegwerfen müssen. Am Sonntag machen wir einen Wochenplan mit dem Essen und überlegen uns genau, wie wir einkaufen, was wir brauchen und was wir machen. Auch schauen wir darauf, dass wir unseren Kühlschrank eher knapp ‹bestücken› und dieser nicht zu voll wird. Manchmal wird aber das Brot bei uns alt. Das sammeln wir in einem Sack und bringen es dann den Eseln im Dählhölzli. Und nur wegen dem Ablaufdatum etwas wegzuwerfen, kommt bei uns nicht vor.»
Alfred Zürcher (79, Marktverkäufer Schärer & Julmy
Fleischverarbeitung GmbH), Schwarzenburg
«Nein, ich werfe nie etwas weg. Wenn man ein Menü
gekocht hat und wir haben nicht alles aufgegessen, werden
die Resten am nächsten Tag aufgewärmt und dann wird
fertig gegessen; alles wird aufgebraucht. Finde ich trotzdem mal etwas Abgelaufenes im Kühlschrank, kann man
das gut essen. Hier auf dem Wochenmarkt ist das aber
wegen dem Lebensmittelgesetz etwas ganz anderes und
so verschenke ich halt ab und zu Würste, die kurz vor dem
Ablaufdatum stehen.»
Rahel Bodmer (25, Studentin), Rüti im Zürcher Oberland
«Ja, Foodwaste ist wirklich ein aktuelles, heiss diskutiertes
Thema. Ich werfe praktisch nichts weg. Meine ganze Familie
wohnt in der engeren Umgebung. Das bedeutet, dass, wenn
ich etwas übrig habe, dies mit meiner Familie austauschen
kann. Und sowieso: Ende Woche kommen wir alle zusammen, essen die Resten auf, machen eine «Tour de Frigo»
und leeren den Kühlschrank. Da wir auch immer wieder
zusammen einkaufen gehen und die Grossverpackungen
untereinander aufteilen, fällt wenig Unverbrauchtes an. Das
Ablaufdatum ist ja auch kein Ablaufdatum, sondern ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Da bin ich nur bei Eiern und Ähnlichem heikel … aber grundsätzlich esse ich alles, solange ich
finde, dass es noch gut aussieht und nicht komisch riecht.»
(v.l.) Milena (18, Praktikantin), Anouk (18, Gymnasiastin) und Romain (17, Gymnasiast)
«Wir werfen praktisch nie Lebensmittel weg. Wenn die Lebensmittel gut verpackt sind – wie zum
Beispiel in Frischhaltebeuteln oder Tupperwares, Resten wiederverwertet werden und nicht zu grosse
Portionen gekocht werden – braucht es das auch nicht wirklich. Nur Verschimmeltes, Verfaultes, Stinkendes – was auch immer – wird entsorgt. Dabei spielt das Ablaufdatum keine grosse Rolle. Wichtig
ist wirklich, wie es riecht und aussieht.»
(v.l.) Susanne (38) und Roger Brönnimann (43, Metzgerei Roger Brönnimann), Sumiswald
«Da wir gezielte Mengen einkaufen, werfen wir eigentlich nie etwas weg. Zudem versuchen wir
praktisch alles zu verbrauchen, und in meiner Metzgerei verwerte ich das ganze Tier. Darum kommt
es auch nicht vor, dass etwas über das Ablaufdatum zu liegen kommt.»
Assja (24, l.) und Cölestina (20), Bern
«Wir sind Schwestern, kommen aus
dem gleichen Haushalt und haben von
zuhause mitbekommen, dass man
Lebensmittel nicht wegwirft, so lange
man diese noch essen kann. Aus diesem Grund sind wir eigentlich erpichte
Nichtwegwerferinnen und versuchen
alles zu verwerten. Jetzt kommen wir
gerade vom Märit, wo wir arbeiten, und
nehmen zum Beispiel das Gemüse mit,
welches nicht verkauft wurde, damit
dieses nicht weggeworfen werden
muss und natürlich schauen wir
darauf, dass wir unverpackte Bioprodukte einkaufen. Die halten einfach
länger. Das Ablaufdatum dient ja nur
zur Sicherheit. Wir machen den Geschmacks- und Geruchstest und wenn
es für uns stimmt, essen wir es.»
