Betteln ist in der Stadt Bern erlaubt. Bekannt ist hingegen auch, dass in der Stadt nicht nur echte notdürftige Personen unterwegs sind, sondern auch Menschen, die mit Schleppern in die Schweiz gebracht werden (s. auch Bericht auf Seite 4). Wie verhalten sich Bernerinnen und Berner, wenn sie von – vermeintlichen oder tatsächlichen – Bedürftigen angesprochen werden und was wissen sie überhaupt von diesen kriminellen Machenschaften? Das Ergebnis unserer Umfrage zeigt: Viele haben bereits von kriminellen Banden gehört. Gespendet wird deshalb meist ganz situativ.
Fotos/Umfrage: Franzisca Ellenberge

Kayla Metzker (Studentin, 24, links), Zürich und
Tasmyn Baxter (Sozialarbeiterin, 33), Kapstadt
Kayla Metzker: «Wenn schon, kaufe ich etwas zu essen oder gehe mit, wenn jemand ein Zugbillet braucht. Von organisierten Banden habe ich schon gehört.» Tasmyn Baxter: «In Kapstadt können wir bei einer Organisation für rund acht Franken zehn Gutscheine kaufen und diese dann an Bedürftige verschenken.»

Heiko Rickhoff (Onlineredaktor, 41)
mit Tochter Jva (1), Bern
«Wenn ich Kleingeld dabeihabe, gebe ich ab und zu etwas.
Ich weiss, dass es Banden gibt. Das ist mir aber egal.
Denn wenn ich nichts mehr gebe, erhalten auch diejenigen
nichts mehr, die es nötig haben.»

Fabian Dick
(Gymnasiast, 19), Meikirch
«Meistens gebe ich kein Geld. Wenn jemand freundlich auf mich zukommt, kaufe ich beispielsweise ein Brötchen für die Person. Und ja, ich weiss,
dass es Banden gibt. Die kommen ja
oft aus Rumänien.»

Andy Füllemann
(Service Gastronomie, 31), Bern
«Manchmal gebe ich etwas. Das meistens sehr spontan und aus einer Laune heraus. Ich gehe davon aus, dass es Banden gibt. Das merkt man daran, wenn sie aufdringlich sind.»

Enola Balmer (Detailhandel, 22), Laupen und
Janik Miescher (Drogist, 27), Thun
Enola Balmer: «Nein. Ich gebe nichts. Denn in der Schweiz hat man es
nicht unbedingt nötig, zu betteln. Und ich weiss, dass Banden unterwegs sind.»
Janik Miescher: «Ich gebe selten bis nie etwas und finde auch, dass
man in der Schweiz nicht betteln muss. Ich nehme an, dass es hier auch
organisierte Banden gibt – wie in Frankreich.»

Andreas Oppliger
(Chauffeur, 46), Bern
«Nein. Ich habe zwei Kinder und muss selber auf das Geld schauen. Ich habe mitbekommen, dass es Banden gibt, die das professionell machen. Die
Personen sehen dann auch meistens
zu chic gekleidet aus.»

Sarah Manco
(Stv. Filialleiterin, 20), Bern
«Ich gebe sehr selten etwas. Meistens aus Zeitmangel; bis ich all mein Zeug aus den Taschen gekramt habe. Aber ich finde auch, dass in der Schweiz das Betteln nicht unbedingt nötig ist.»

Marlene Skinner (Hausfrau, 53)
mit Mutter Martha Füglistaller (92), Vevey
Marlene Skinner: «Nein, ich gebe nichts. Sobald man etwas Geld gibt, hat man das Gefühl, immer etwas geben
zu müssen. Ich finde die Situation unangenehm.»
Martha Füglistaller: «Jein. Wenn ich das Gefühl habe: ‹Das ist ein armer Teufel›, gebe ich etwas. Aber wenn sie
mit einem Bier neben mir stehen, dann ganz sicher nicht.»