Kriege, Krisen, Katastrophen: Die Welt, so macht es bereits seit geraumer Zeit den Anschein, kommt nicht zur Ruhe. Die Endlosschlaufe an Negativ-News wirkt sich auf die Psyche der Menschen aus (s. auch Bericht auf Seite 8). Wie also verarbeiten Bernerinnen und Berner das Geschehen in der Ukraine, Inflation und die Folgen von Corona? Den meisten, das zeigt die Umfrage, geht es gut. Man müsse das Positive sehen, ist oft zu hören. «Ich schulde es meinen Kindern, positiv zu bleiben», sagt etwa Irene Geiser aus Bern. Spurlos vorbei geht die Gesamtsituation aber an niemandem. Manche holen sich deshalb Hilfe von aussen.
Fotos/Umfrage: Franzisca Ellenberger

Helena Teixeira (Mami, 25), Bern: «Für uns war es kompliziert und ich hatte bis jetzt nicht viel Zeit, mich mit anderen Problemen zu beschäftigen. Mein Sohn ist während der Corona-Pandemie mit einem Geburtsfehler zur Welt gekommen und benötigte insgesamt sieben Operationen. Meine Familie gab mir Halt und ich bin in psychologischer Behandlung.»

Janis De Carli (Kaufmann, 26)
mit Cousine Elin De Carli
(Studentin, 23), Bern:
Janis De Carli: «Mir geht es gut. Es beschäftigt mich aber schon. Vor allem der Krieg ist beunruhigend. Doch in der Schweiz sind wir gut abgeschirmt.»
Elin De Carli: «Ich sehe das ziemlich gleich. Wir haben die letzten Jahre schon viel abbekommen. Ich denke aber nicht viel darüber nach, bis es mich dann vielleicht selber trifft.»

Zija Sulejmani
(Detailhandel, 26), Bern:
«Es geht mir gut und es ist mir auch immer gutgegangen. Das geht alles an mir vorbei, und nein, ich war noch nie in psychologischer Behandlung.»

Nina Hübscher (Direktionsassistentin, 40) mit Nuno (9) und Filipa (5), Münsingen:
«Jetzt, wo die Sonne scheint, geht es mir gerade sehr gut. Angesichts dessen, was die letzten Jahre passiert ist, war in der Schweiz noch alles ziemlich heil. Der Krieg und auch das Erdbeben gehen mir schon sehr nah. Wenn es mir weh tut, lasse ich es zu und konzentriere mich dann auf all das Gute hier.»

David Zweifel (Hüttenwart und
Mitarbeiter Detailhandel, 46), Bern:
«Eigentlich geht es mir gut. Man muss auch das Positive sehen. Als Hüttenwart bin ich auf die Betreuung der Gäste und den Betrieb
konzentriert. Man ist weiter weg
vom Ganzen. In der Stadt kriege ich dann schon mehr mit.»

Irene Geiser
(Archivarin, 42), Bern:
«Hier geht es uns extrem gut und ich habe eine gesunde Familie. Aber es beschäftigt mich jeden Tag. Ich schulde es meinen Kindern, positiv zu bleiben. Man hat schon Angst um die Zukunft. Und wenn Kinder in Syrien oder in der Türkei sterben, geht mir das sehr nahe.»

Sandy (pensioniert, 69) und
Daniano Salvia (Informatiker, 63), Wallisellen:
Sandy Salvia: «Mir geht es gut. Es ist nicht so, dass ich nicht daran interessiert wäre, wie es anderen Menschen geht. Aber man muss sein Leben mit
Hoffnung und Zuversicht füllen.»
Daniano Salvia: «Krisen wie die Spanische Grippe, den Ersten und Zweiten Weltkrieg hat es schon immer gegeben. Es ist alles nichts Neues. Das Leben ist trotzdem lebenswert.»

Elias Lüthi
(Sozialpädagoge, 33), Bern:
«Die Krisen lassen mich nicht kalt. Ich frage mich schon – was kommt noch auf uns und vor allem auf unsere
Kinder zu? Phasenweise mache ich mir viele Sorgen. Aber man muss auch das Gute und Schöne sehen und
weniger Medien konsumieren.»

Silke Schleicher
(Chefarztsekretärin, 43), Muri b. Bern:
«Mir persönlich geht es nicht schlecht. In Deutschland haben sie viermal höhere Energiekosten als hier. Das macht mir Sorgen und setzt mir ab und zu schon zu. Ich versuche, auf meine Gesundheit zu achten und nicht auf alles einzugehen.»

Luca Raudszus
(Modeberater, 23), Biel:
«Manchmal geht es mir gut, manchmal weniger. In den letzten sechs Monaten hatten wir zwei Todesfälle in der Familie. Da bin ich nicht so gut drauf. Der Job ist für mich ein guter Ausgleich. Und die psychologische Behandlung hat mir nichts gebracht. Ich rede jetzt viel mit meiner Mutter.»