«Jede Geburt berührt mich im Herzen!»

Als Neymar und Miley Cyrus 1992 auf die Welt kamen, arbeitete Marianne Steiger bereits als Hebamme. Seither schaut sie in der Silvesternacht nach dem zwölften Glockenschlag öfter auf die Uhr als sonst und erwartet jeweils gespannt das erste Kind des neuen Jahres. Vorgestern hatte die seit dem Jahr 2000 im Engeriedspital tätige Hebamme nicht Dienst, als um 00:29 Uhr das erste Neujahrs-Baby Helena das Licht der Welt erblickte. Für den Bärnerbär fand die 53-Jährige am Berchtoldstag in einer Kaffeepause Zeit für ein Gespräch.

Marianne Steiger: Sind die Eltern an Silvester und Neujahr in der Geburtenabteilung nervöser als sonst?
Der Jahreswechsel wird von den Aussenstehenden überschätzt. Ich beobachte, dass die werdenden Eltern wegen der bevorstehenden Geburt nervös sind und nicht wegen Silvester oder Neujahr. Es geht um die Gesundheit der Kinder und Mütter. Natürlich sind aber auch wir Hebammen jeweils gespannt, wann das erste Kind geboren wird. Doch sonst unterscheiden wir den Jahreswechsel nicht von den 364 anderen Nächten des Jahres. Wir arbeiten wie gewohnt.

Haben Sie schon ein Kind erlebt, dass fast auf die Minute genau beim Jahreswechsel auf die Welt gekommen ist?
In meinen 25 Berufsjahren sind einige Kinder kurz vor Mitternacht auf die Welt gekommen. Unmittelbar nach dem Jahreswechsel nicht.

Was war Ihr schönstes Neujahrserlebnis in der Geburtenabteilung?
Ich habe bis jetzt sehr viele schöne Momente im Gebärsaal erleben dürfen. Ich kann mich nicht an ein spezielles an Neujahr erinnern.

Wie lief es heuer an Neujahr? War es eher ruhig oder besonders stressig?
Es war eher ruhig. Helena erblickte um 00:29 Uhr das Licht der Welt. Insgesamt durften wir von der Lindenhofgruppe am Neujahrstag drei Kinder willkommen heissen.

War Hebamme schon immer Ihr Berufswunsch?
Nein, ich habe zuerst einen anderen Beruf erlernt. Während meiner Tä- tigkeit bei einem Gynäkologen kam bei mir dieser Berufswunsch auf. Ich bin froh, habe ich ihn umgesetzt.

Welches sind die Herausforderungen Ihres Berufes?
Es braucht ein grosses Mass an Flexibilität. Wir tragen zudem viel Verantwortung. Für die Kinder genauso wie für die Mütter. Für mich als ältere Hebamme ist die Umstellung von der papierenen Dokumentation auf die elektronische Dokumentation eine neue Herausforderung.

Welche Kompetenzen sind unbedingt erforderlich?
Ein hohes Mass an fachlicher sowie sozialer Kompetenz. Wir Hebammen brauchen viel Geduld, Einfühlungsvermögen, müssen zuverlässig sein und gut beobachten können. Weiter wird von uns erwartet, dass wir belastbar sind und unsere Arbeit gut organisieren. Wir müssen Verantwortung übernehmen können und Risiken abschätzen. Teamfähigkeit ist eine weitere wichtige Eigenschaft, die wir Hebammen benötigen, da wir eng mit anderen Hebammen oder auch mit anderen Berufsgruppen wie Gynäkologen, Kinderärzten und Pflegefachfrauen zusammenarbeiten.

Wie wichtig ist die Erfahrung?
Mir erleichtert meine Erfahrung die Arbeit im Gebärsaal. Mit den Berufsjahren bin ich gelassener geworden und kann aus meinem Erfahrungsschatz schöpfen. Unser Team umfasst verschiedene Generationen von Hebammen mit unterschiedlich langer Berufserfahrung. Die jungen Hebammen sind enorm versiert mit der heutigen Technik und helfen uns älteren Hebammen. Im Gegenzug unterstützen und beraten wir die jüngeren Hebammen in geburtshilflichen Entscheidungen. So arbeiten wir als Team optimal zusammen und profitieren gegenseitig voneinander.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Hebamme ist für mich der schönste Beruf. Die Paare während der Schwangerschaft in der Geburtsvorbereitung und während der Geburt ihres Kindes zu begleiten, bereitet mir nach all den Jahren immer noch sehr grosse Freude. Den Moment der Geburt mitzuerleben ist für mich weiterhin ein grosses Privileg. Jede Geburt ist für mich einmalig und berührt mich im Herzen.

Dominik Rothenbühler

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