«Meine WG-Kolleginnen brachten mir das Berndeutsch bei.»

Dr. Nina Zimmer kann im Kunstmuseum Bern und im Zentrum Paul Klee je eine Weltpremiere eröffnen.

Bärnerbär: Dr. Nina Zimmer, ab Freitag ist im Zentrum Paul Klee die Ausstellung «10 Americans» zu bestaunen. Es ist die erste Exposition weltweit, die zeigt, wie Paul Klee mit seinem Werk amerikanische Künstler inspirierte und die Entwicklung der US-Kunst von 1930 bis 1960 mitprägte. Sie stammen aus Oberbayern. Wurden auch Sie von Bernern geprägt?

Ja! Das begann bereits 1997, als ich als Studentin der Kunstgeschichte erstmals in Bern leben durfte. Meine WG-Mitbewohnerinnen im Fischermätteli brachten mir das Berndeutsch mit viel Liebe bei. Sie schrieben mir täglich Wörter auf Zettel, die ich übersetzen durfte. Auch sonst kümmerten sie sich vorbildlich um mich. Das gilt auch für meine beruflichen Förderer, die ich in der Klee-Stiftung kennenlernen durfte. Michael Baumgartner und Mirjam Fischer will ich hervorheben, weil Sie mich unter ihre Fittiche nahmen und mich mit ihrer Arbeit beflügelten. Michael Baumgartner leitete später während vielen Jahren die Sammlung und Forschung des Zentrums Paul Klee. Mirjam Fischer wiederum war im Bundesamt für Kultur für die schönsten Schweizer Bücher zuständig und mit vielen Projekten auch sonst omnipräsent. So auch in der Lorraine mit dem Kunstkiosk.

Kommen Sie auch sonst mit den Bernerinnen und Bernern gut zurecht?

Ganz bestimmt. Ich hoffe, dass der Umkehrschluss auch zutrifft!

Inwiefern hat Sie die Berner Lebensart geprägt?

Die Berner verbinden Gelassenheit mit Souveränität und bringen angefangene Arbeiten stets zu Ende. Vor allem bei der Gelassenheit kann ich noch immer dazulernen.

Haben Sie einen Berner Lieblingsort?

Die Münsterterrasse. Sie war für mich schon als Studentin ein ganz besonderer Ort – und ist es noch immer.

Von 2006 bis Juli 2016 arbeiteten Sie als Kuratorin, später als Vize­direktorin für das Kunstmuseum Basel. Seit gut einem Jahr leiten Sie als Direktorin das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee. Dies mit dem Anspruch, die Stadt Bern in der Schweiz in den Top 3 der Kunststädte zu etablieren. Ist Ihnen dies gelungen?

Das bleibt mein mittel- und langfristiges Ziel. Mit meiner tollen Crew sind wir auf dem richtigen Weg. Das zeigt die Sammlung Hahnloser im Kunstmuseum Bern, mit der wir seit August auch Werke von Cézanne, Matisse und Bonnard ausstellen. Das zeigt aber auch die erwähnte Ausstellung «10 Americans», die am Freitag im Zentrum Paul Klee Weltpremiere feiert. Die Stossrichtung stimmt. Auch beim Zentrum Paul Klee. Denn ich will vermehrt zeigen, was für ein wichtiger Brückenbauer in die ganze Welt Klee war.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen den beiden wichtigsten Kunsthäusern Berns? Sie müssen ja beiden «Kindern» gerecht werden.

Eine gute Metapher! Ja, ich will mich um beide kümmern und beide weiterentwickeln. Manchmal ist aber ein «Kind» wichtiger, weil es besondere Situationen oder gar Meilensteine zu bewältigen hat und so mehr Aufmerksamkeit benötigt als das andere. Die Teams beider Häuser sind bereits sehr gut zusammengewachsen. Und die Vorteile sind klar: Wir können gemeinsam planen und so dafür sorgen, dass wir abwechslungsweise mit schönen Ausstellungen aufwarten.

Ihr Takt beeindruckt. Nach «10 Americans» folgt Anfangs November bereits die nächste Ausstellung mit globaler Ausstrahlung. Sie zeigen dann im Berner Kunstmuseum die ersten Bilder aus der Gurlitt-Sammlung. Auf welche Werke können wir uns freuen? 

Wir zeigen zuerst diejenigen Bilder, die von den Nationalsozialisten als «entartet» eingestuft worden sind. Die Ausstellung ist eine erste Bestandesaufnahme. DR

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