Fast wie ein zweites Wunder von Bern
Das global tätige Biopharmazeutika-Unternehmen CSL Behring AG berichtete vor einer Woche gemeinsam mit der Klimaplattform der Wirtschaft im Wankdorf über ein noch immer zu wenig bekanntes Leuchtturmprojekt, bei dem aus Abwasser saubere Energie entsteht.
1954 bejubelten die deutschen Fussballer in Bern den Weltmeistertitel über die hochfavorisierten Ungarn als «Wunder von Bern». Nur wenige Meter entfernt produziert die CSL Behring AG bei der Herstellung von Medikamenten pro Jahr 750 000 Kubikmeter Industrieabwasser. Seit Oktober 2018 liefert das Unternehmen den Rohstoff für viel saubere Biogasenergie und spart zudem jährlich über 240 Lastwagen-Fahrten. Um das fast wie ein zweites Wunder von Bern anmutende Vorbildprojekt realisieren zu können, hat sich die CSL Behring AG mit der ARA Bern zusammengetan, ein unterirdisches Sammelbecken erstellt, das mindestens so gross ist wie ein Hallenbad, mehrere Kilometer Abwasserkanäle gebaut und sämtliche Investitionen selber bezahlt. Das Resultat begeisterte am 47. Business-Lunch der Klimaplattform der Wirtschaft die anwesenden Gäste. Reto Nause, Gemeinderat und Vorsteher der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie, lobte das von den Verantwortlichen der CSL Behring AG vorgestellte Projekt genauso wie Adrian Stiefel, der das Amt für Umweltschutz der Stadt Bern leitet. Die Klimaplattform der Wirtschaft Bern ist eine Zusammenarbeit der Stadt mit mittlerweile über 60 Unternehmen aus der Region. Alle Beteiligten senken ihre CO2-Emissionen und verringern ihre Abfälle. Freiwillig notabene.
Fotos: Monika Metzger, Text: dr











Reto Nause:
«Die Klimaplattform ist auch eine Quelle der Inspiration»
Der Richtplan Energie der Stadt Bern dient seit 2014 als Wegweiser in eine umweltfreundlichere Zukunft. Wie hat er sich bewährt?
Der Plan ist ein Konzept, das uns den Weg in die Energiezukunft mit Horizont 2035 bestens weist. Teil des Konzepts ist ein parzellengenauer Plan, der allen Grundeigentümern ihre Investitionsentscheide erleichtert und ihnen Planungssicherheit bietet. Denn im Plan ist auch ersichtlich, in welchem Perimeter welche energetischen Erneuerungen durch die Behörden wann anstehen. Entsprechend stark wird er auch von Planern und Architekten genutzt.
Welche Rolle spielt die Klimaplattform der Wirtschaft auf dem Weg in eine umweltfreundlichere Zukunft?
Eine sehr wichtige. Wir brauchen engagierte Unternehmen, die ihren Energieverbrauch freiwillig verringern wollen und hierfür auch investieren. Dies gilt für Grossunternehmen wie die CSL Behring AG genauso wie für KMUs. Vergessen wir nicht: Die Energiewende ist auch ein Business-Case. Schlaue Entrepreneure nutzen dies. Die Klimaplattform dient zum Austausch. Sie ist so auch eine Quelle der Inspiration. Ich freue mich über den Willen aller Beteiligten!
Wie geht es weiter?
Wir wollen das Fernwärmenetz weiter ausbauen. Die Energiezentrale Forsthaus könnte noch mehr Energie einspeisen. Bereits jetzt liefert sie Energie für fast die Hälfte der Stadt Bern. dr