Gegessen, getrunken und gelacht wird auch in diesem Jahr, keine Frage. Und doch sieht das Weihnachtsfest 2020 bei den meisten anders aus als sonst. Wen lade ich ein? Was schenke ich? Und überhaupt: Wie genau soll man in diesem Seuchenjahr feiern? Wir haben uns in der Stadt sowie der Region Bern umgehört. Egal, wen man fragt – die Aussagen sind mehr oder weniger immer die gleichen: Normal wird das nicht. Ein Paar findet sogar: «Corona hat die Tradition des Familienfestes verändert.» Ob nächstes Jahr schon alles wieder ganz anders ist?
Fotos/Umfrage: Ueli Hiltpold

Silvia Sampaio und Jorge Santos, Rubigen
«Dieses Jahr feiern wir Weihnachten ganz alleine. Wir zwei zusammen mit unserem Baby. Wir
wollen damit uns und unsere Familien, die überall in der Schweiz wohnen, schützen.
Gegenseitig schenken wir uns etwas und wissen auch schon was. Aber sonst gibt es keine
Geschenke. Corona hat die Tradition des Familienfestes verhindert.»

Corinne Burkhalter (Assistentin der
Geschäftsleitung Energie Belp), Belp
«Grundsätzlich schenke ich nichts
zu Weihnachten. Und wenn ich dann
trotzdem etwas verschenke, sind dies
Geschenk-Urkunden vom VZUT,
einem gemeinnützigen Verein,
der sich für die Gallebären einsetzt,
welche in grossen chinesischen
Farmen gehalten werden.»

Zarah De Berardinis (Inhaberin tragkraft.ch und
Gotte von Valeria, links) und Valeria Sterlacci
(Inhaberin bolero-kosmetic.com)
«Natürlich feiern wir auch dieses Jahr mit
unseren Familien Weihnachten. Einfach ein
wenig kleiner und unter Einhaltung der Zwei-Haushalte-Regel. Geschenke gibt es aber dieses Jahr
keine.» Zahra präzisiert: «Valeria hat dieses Jahr
ihre eigene Firma gegründet und wir schenken
uns gegenseitig Dienstleistungen unserer
Kompetenzen.»

Barbara Läng und Hündin Morgane, Utzenstorf
«Dieses Jahr feiere ich Weihnachten ganz sicher
zusammen mit meinen Eltern und dann mit
meiner Schwester und meinem Schwager.
Halt im engsten Rahmen. Weihnachten ist
ein Familienfest und das lasse ich mir nicht
durch Corona vermiesen. Wir machen uns
gegenseitig kleine Geschenke, nicht über
100 Franken und Morgane bekommt ganz sicher
einen leckeren Knochen.»

Alain Neuenschwander (Geschäftsführer
Entrecôte Fédéral), Bern
«Da wir eine grosse Familie sind, ist es bei uns schon
lange Tradition, ‹dass mir tüe wichtele›. Da hat man ein
Budget, es wird gelost und zum Geschenk erfinden wir eine
Geschichte. Natürlich kann das Geschenk auch nur einfach
‹Zeit schenken› oder etwas Selbstgemachtes sein.
Wie wir feiern werden, ist noch nicht klar, da wir
mittlerweile sechs Haushalte sind.»

Reverend Beat-Man (Inhaber THE
VOODOO RHYTHM HARDWARE
STORE Bern), Breitsch (Bern)
«Normalerweise feiern wir Familienweihnachten mit Tannenbaum,
gemeinsamem Essen und halt allem
Drum und Dran bei meiner Mutter in
Hinterkappelen. Aber jetzt haben wir
ja die neuen Verordnungen bekommen und so reist meine Mutter dieses
Jahr zu ihren drei Söhnen nach Bern
und besucht jeden Tag einen anderen
… sie feiert so dreimal Weihnachten
und das ist ja irgendwie auch schön.»

Eveline Bürki (Gschänkpäckli Belp), Belp
«Wärme, Liebe, Freude, Hoffnung …
das schenke ich meinen Mitmenschen
in diesem ganz speziellen Jahr zu
Weihnachten. Persönlich ist das durch
fehlende Nähe erschwert.
Daher ist die Berner Weihnachtskrippe
des Berner Künstlers Daniel Wyler mein
Geschenk-Highlight.
Sie vermittelt genau das!»

Ändu und Sonya Brunner, Belp
«Es ist wahrscheinlich so, dass man in diesem Jahr
in aller Ruhe Weihnachten feiern muss; feiern darf.
Kein grosses Tamtam. Ganz schlicht und einfach
halt, etwas essen und etwas trinken. Fertig. Wir
gehen zu unserer Tochter, ihrem Partner und unserer
Enkelin. Für unsere Enkelin gibts natürlich ein
Geschenk. Aber das traditionelle Wichteln fällt aus,
da wir dieses Jahr keine Familienweihnacht feiern
können. Und wenn sie dann stattfindet, gehen wir
noch in die Mitternachtsmesse.»

Ulrike Buchkremer (Fachpsychologin für Psychotherapie
FSP in eigener Praxis, ZSB
Bern), Bern.
«Wir feiern dieses Jahr ganz
klein zu dritt in der Familie
Weihnachten und im Gegensatz zu den letzten Jahren
habe ich grosse Lust etwas zu
schenken und damit Freude
zu machen. Denn dieses
Jahr haben wir lernen
dürfen, Feste dann zu
feiern, wann sie sind und
sie nicht aufzuschieben und auf später
zu warten.»

Alina Locher und Joma Stieger (beide Gastronomieangestellte), La Punt
«Noch ist nicht klar, wie und wann wir Weihnachten feiern, da wir beide in der Gastronomie im Engadin
arbeiten.» Alina hat aber während der Ferien in Bern «wunderschöne Gschänkli» in Bern eingekauft.
«Ja, wir machen das Beste daraus. Es ist ja für alle nicht unbedingt einfach in diesem Jahr.»