17 Jahre lang war der Barbetrieb am Gurtenfestival ihr Reich. Nun engagiert sich Nadine Brönnimann als Moderatorin für das Happening auf dem Hausberg. Das Gurten-Original über Highlights, Hochprozentiges und ihre aktuellste Herausforderung.
Wie sind Sie zum ersten Mal mit dem Gurtenfestival in Berührung gekommen?
Zum ersten Mal besuchte ich das Gurtenfestival als Teenager. Als magischer Moment ist mir der Auftritt von Erykah Badu auf der Hauptbühne geblieben: Es war dämmerig, kalt und der Nebel war derart dicht, dass wir die Bühne nicht sehen konnten, umso mystischer erlebten wir die Lichtshow und Badus grossartige Stimme. Es mag beinahe esoterisch klingen, doch auf dem Gurten entladen sich für mich Energien, die ich andernorts nicht wahrnehme – so viele Menschen feiern friedlich zusammen.
Ab 2005 waren Sie nicht mehr Gast, sondern engagierten sich als Gastgeberin auf dem Gurten. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Ich arbeitete im Zentrallager, wo der Getränkeumschlag vonstatten ging. Ich nahm sämtliche Bestellungen der Bar-Chefs entgegen – via Funk auf einem einzigen Kanal und anhand von Notizzetteln! Was aus heutiger Sicht unvorstellbar klingt, hat damals prima funktioniert. Danach war ich jahrelang Bar-Mitarbeiterin, schliesslich -Chefin und -Supervisorin. Als Letztere war ich die Drehscheibe zwischen Festivalleitung und sämtlichen Barbetreibenden, sowie ihren rund 500 Mitarbeitenden.
Was hat Sie an diesen verschiedenen Job gereizt?
Ich war schon immer der Dienstleistungstyp – die Bars sind Dreh- und Angelpunkte an einem Festival, die Besuchenden wollen verpflegt sein. Hinter der Theke habe ich mich selbst herausgefordert, indem ich stets möglichst sauber und schnell arbeitete. Auch die Stimmung im Team hat mich beglückt, es ist einfach ein cooler Arbeitsplatz, von dem aus ich dem einen oder anderen Konzert lauschen konnte. Weiter habe ich das familiäre Miteinander und die gegenseitige Hilfsbereitschaft geschätzt. Gingen beispielsweise in der einen Bar Eiswürfel oder Spirituosen aus und die Lieferteams kamen wegen des regen Konzertbetriebs nicht schnell genug an, brachten wir sie von einer anderen Bar zu Fuss quer über das Gelände dorthin. Schnell reagieren und nötigenfalls improvisieren machen diesen Job lebendig.
Ihr Herz schlägt für das Gurtenfestival – welche Aufgabe übernehmen Sie dieses Jahr?
Eigentlich hatte ich letztes Jahr beschlossen, meine Zelte abzubrechen und nach 17 Jahren nicht mehr auf dem Gurten zu arbeiten. Doch es kam anders, nicht zuletzt, weil mein Herz für den «Güsche» schlägt. Nun freue ich mich, dass ich mein neues Standbein als selbstständige Moderatorin mit meiner Gurten-Liebe verbinden kann: Ich moderiere Behind-the-Scenes-Videos vor und während des Festivals, und nehme die Menschen mit hinter die Kulissen – auch bei Backstage-Führungen mit Einblicken in den Barbetrieb und das Zentrallager.
Wie haben Sie zu Ihrer Leidenschaft als Moderatorin gefunden?
Das Flair dafür zeigte sich bereits im Kindergarten – ich liebe die Bühne, was vielleicht auch mit meinem Sternzeichen Löwe zusammenhängt. Lange habe ich diese Leidenschaft nicht ausgelebt, stattessen habe ich den Berufsweg als Sozialarbeiterin eingeschlagen. Schliesslich habe ich auf mein Herz gehört, mich aus meiner Komfortzone herausgewagt und eine Moderationsausbildung absolviert, was mir viele Türen geöffnet hat. Leute aus meinem Event-Netzwerk haben mich für erste Moderationen angefragt und die Dinge nahmen ihren Lauf, sodass ich nun alles auf eine Karte setze.
Inwiefern hat es Mut gebraucht, diesen Schritt zu vollziehen?
Nein, es hat mich keinen Mut gekostet – es war schlicht der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu wagen. Auch bin ich mir nicht zu schade irgendeine Arbeit zu machen, wenn es hart auf hart käme. Ich hatte nie nur einen Job, das wäre mir zu eintönig – vielmehr befeuert die eine Tätigkeit die andere. In meiner Ausgangslage habe ich viele Möglichkeiten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Festivals?
Ich wünsche mir, dass das Festival auch nach dem Jubiläum als Fixstern im Terminkalender weiterbesteht und ein Begegnungsort bleibt, gerade für Bernerinnen und Berner.
Daniela Dambach
PERSÖNLICH
Nadine Brönnimann ist in Bern geboren und aufgewachsen, wo sie bis heute lebt. Zu den zahlreichen Stationen im Gastgewerbe gehörte jahrelang die Bar-Supervision am Gurtenfestival. Anfang 2021 hat die ehemalige Sozialarbeiterin berufliches Neuland betreten und sich als Moderatorin selbstständig gemacht.
nadinebroennimann.ch