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Aus dem «Tiptopf» gelernt, von YouTube inspiriert

Der international erfolgreiche Kochwettstreit «MasterChef» ist nun auch im Schweizer TV zu sehen. Unter den ambitionierten Hobbyköchen sind auch die beiden Berner Peter Rohrer und Sinthuya Loganathan.

Die Messerklingen kreuzen sie heute nur symbolisch: Von Rivalität ist in der Küche von Peter «Piet» Rohrer kaum etwas zu spüren, als er und Sinthuya Loganathan Pilze und Zwiebeln schneiden. Die Hobbyköche machen sich warm für den Wettstreit um den begehrten Titel «MasterChef Schweiz» (siehe Kasten). Die beiden Berner wollen die prominent besetzte Jury mit fantasievollen Gerichten überzeugen. Rohrer verrät sein Kampfmotto: «Gewinnen – um jeden Preis!» Dann lacht er: «Mein Ehrgeiz ist da, aber es ist vor allem ein tolles Erlebnis, mitzumachen und man lernt dort unglaublich viel.» Loganathan stimmt ihm zu. «Es geht um neue Techniken, den Horizont zu erweitern. Und es ist cool, mal in so einer professionellen Küche kochen zu dürfen.» Professionell macht sie sonst nur einmal im Monat Essen, denn die Bernerin mit tamilischen Wurzeln betreibt mit Kollegen und ihrem Mann einen Foodservice. Ihr Partner war es auch, der das junge Kochtalent heimlich bei der Show anmeldete. «Als die Castingeinladung ankam, überraschte er mich damit.» Für Rohrer hingegen ist «MasterChef» nicht die erste Kochsendung. «Als ich in Toronto lebte, nahm ich in einer Show teil, die eine Mischung aus Kochduell und ‹Herzblatt› war.» Drei Singledamen mussten ihn bekochen und Fragen beantworten. Anhand des Gerichts durfte er dann eine auswählen. «Das Daten war dann ein ziemlicher Reinfall, aber lustig.»

Die «GaGa»-Formel
Als grössten Einfluss auf ihre Kochkunst nennen beide ihre Mütter. Rohrers Mami stammte aus Österreich und kombinierte ihre Küche mit der schweizerischen. «Schon als kleiner Bub war ich wahnsinnig gern bei ihr in der Küche. Später half ich mit und merkte: Kochen gefällt mir wie verrückt», erinnert sich Rohrer. Als junger Mann wurde er dann experimentierfreudiger, mangels Internet schmökerte er damals in Klassikern wie «Tiptopf». Heute führt er selbst akribisch sein Rezeptbuch und vereinigt viele Einflüsse in seinen Gerichten. «Ich habe fast alles gern.» Nur Froschschenkel kämen bei ihm aus Tierwohlgründen nie auf den Teller. Lieblingsessen? «Sushi und die Lasagne nach Art meiner Mutter. Da muss ich mich jeweils zwingen, mit dem Essen aufzuhören.» Ebenso ergeht es Loganathan bei Crevettenspiessen: «Ich liebe Seafood und einen intensiven Geschmack. Aber wenn ich Gäste habe, analysiere ich sie gerne und passe das Essen für sie an – von Indisch scharf mit Currys bis mild.» Loganathan kocht, seit sie 13 Jahre alt ist. «Mit Kartoffeln und Zwiebeln gings los, erst danach durfte ich die tamilischen Rezepte lernen», erinnert sie sich. Noch heute ist die Familie der ehrliche Test-Esser, wenn die Jungköchin mal wieder «freestylt» und Rezepte aus YouTube-Tutorials abwandelt. Diese lehrreichen Onlineanleitungen inspirieren die zwei Autodidakten oft. Rohrer lacht: «Wer das Messer von einer Gabel unterscheiden und ein Video anklicken kann, kann heute auch bis zu einem gewissen Punkt gut kochen.» Seine Tipps fasst er in zwei Formeln zusammen: «Erstens ‹GaGa›: Geile Produkte benutzen, abschmecken, Garpunkte treffen und attraktiv anrichten.» Und zweitens die fünf Vs: Nichts verschneiden, verschütten, versalzen, verkochen oder verbrennen. «Dann ist die Chance sehr hoch, dass das Essen gut kommt.» Für seine Gegnerin ist neben allem technischen Können die Einstellung wichtig. Wenn etwas mit Liebe gekocht ist, schmeckts gleich besser. Loganathan, die sich selbst als kleinen Tollpatsch bezeichnet, ist in ihrer Küche die Strukturierte: Bei ihr ist alles geordnet und beschriftet. «Wenn mein Mann etwas verstellt, merke ich das sofort.» Ihr Liebster muss manchmal auch einige Tage das Gleiche essen, wenn sich seine Sinthuya an der Perfektionierung eines Rezepts festgebissen hat. «Ich koche es immer wieder nach, das ist meine Art.»

Rohrers wichtigster Tipp
In der Show müssen beide auf höchstem Niveau und unter Zeitdruck abliefern. «Wenn ich dann schnell etwas greifen will, fällt auch mal was runter. Ich kann ein kleiner Chaot sein», so Rohrer, der in der Vorbereitung auf die Sendung mal ein Basilikum-Öl mit einem undichten Mixer über die ganze Küche und seine die Übung überwachende Freundin verspritzte. Doch was unterscheidet einen talentierten Hobbykoch vom Profi? Neben Ausbildung, Talent und Kreativität sicher auch der Sinn für die Optik. Lecker kochen? Kein Problem. Doch wie das Ganze kunstvoll auf dem Teller drapieren? «Anrichten konnten wir vor ‹MasterChef› nicht», geben beide zu. Hier halfen auch wieder Tutorials und viel Übung. «Man darf die Teller nicht überladen», so Rohrers wichtigster Tipp. Für Masterchef haben die zwei Kandidaten monatelang trainiert. Die Form stimmt. Ob es am Ende zum Titel reicht, wird das Pfannenglück entscheiden.

Michèle Graf

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