Andrea Rücker ist in der spirituellen Szene bekannt. Bis vor kurzem hatte die Ostermundigerin ihr Domizil mit der Lebensquelle Triskell in der Marktgasse. Nun lebt die Beraterin in Walkringen, wo sie unter anderem Tarotkurse gibt und Beratungen macht.
Andrea Rücker, Inhaberin von Triskell, lebt und arbeitet noch nicht lange in der 2000-Seelengemeinde Walkringen im Emmental. Schuld für den Umzug von der Stadt Bern aufs Land ist auch die Liebe. Andrea Rücker ist seit letztem Juni mit ihrem Schatz Claudius verheiratet. Begrüsst wird das Bärnerbär-Team von der Tempelhündin Mala, die zur Rasse der Shih Tzu gehört, später schaut Kater Nemo vorbei. Wer mit Andrea Rücker ins Gespräch kommt, lernt eine offene, freundliche Person kennen. Die Bernerin gehört nicht zu den Gurus, die durch einen hindurchblicken und dann düstere Sätze von sich geben. Es ist ein Austausch auf Augenhöhe, nur mit dem Unterschied, dass die 39-Jährige Dinge sieht, die einem selber verborgen bleiben.
Ab 12 mit Tarot befasst
Andreas Start ins Berufsleben war nicht «übersinnlich», sondern bodenständig. «Nach dem KV war ich in der Lebensmittelbranche tätig und sammelte für einen international tätigen Konzern Erfahrungen im Bereich Verkauf und Marketing», blickt sie zurück. Die Affinität für Spiritualität verspürte sie früh: «Ich rechnete für meine Schuelgspänli den Aszendenten aus und befasste mich ab 12 Jahren mit Tarot.» Die Karten verschwanden spurlos und damit das Interesse, diese Welt weiter zu erkunden. Liebeskummer fünf Jahre später brachte den Gwunger zurück. «Ich ging zu einem Kartenleger und der meinte spontan: ‹Das kannst Du selber!›» Andrea Rücker erzählt die Geschichte mit sichtbarer Begeisterung, denn der Mann empfahl ihr die «Symbolon»-Karten. Das 78 Stück umfassende Set benutzt sie noch heute für den Blick ins Einst, Jetzt und Bald. Ein Bruch in der Biografie brachte Andrea Rücker Erleuchtung. Sie kündigte und ging auf einen Trip nach Asien. Bei ihrer Rückkehr entdeckte sie in der Berner Altstadt ein Lädeli, das astrologische Ausbildungen anbot. Nach drei Jahren unter der Obhut von Roland Jakubowitz hielt Andrea Rücker ihr Diplom als psychologische Astrologin in Händen. Es folgten weitere Ausbildungen am renommierten College für Spiritualität in Stansted in Südengland, an dem die einstige Schülerin heute Übersetzungen ins Deutsche anbietet. «Bereits nach der Astro-Ausbildung startete ich mit einem Kollegen den Online-Shop mit Angeboten, die Körper, Geist und Seele betreffen.»
Hilfe bei schweren Schicksalen
Das Label Triskell war geboren, es hat einen keltischen Ursprung. «Die heidnische ‹Dreifaltigkeit› steht für den Weg des Lebens, der Gestern, Heute und Morgen umfasst», so die Beraterin. «Ich helfe mit meinen Events, Kursen und Weiterbildungen, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.» Wenn Andrea Rücker mit schweren Schicksalen konfrontiert ist, arbeitet sie mit externen Fachkräften und Therapeuten.
Hochzeit ohne Kirche
Ob es sich um das Wissen des Tarots, Jenseits-Kontakte oder Ausräucherungen, sprich energetische Reinigungen von Gebäuden handelt – in Walkringen begegnet man Andreas Arbeit nicht mit dem Vorbehalt des esoterischen Firlefanz. Die Botschafterin einer bewussteren Wahrnehmung freut sich über die Offenheit der Leute. Nur beim Thema Freie Trauungen hielt es die Kirchgemeinde nicht für die beste Idee, das eigene Lokal zur Verfügung zu stellen. Andrea Rücker, die sich als Agnostikerin sieht, kann das gut nachvollziehen. «Meine Hochzeiten ohne kirchlichen Segen sind gedacht für Leute ohne religiösen Background, gleichgeschlechtliche Paare oder Zeitgenossen, die das Spezielle suchen. Die liebevoll inszenierten Rituale der Trauungen, zu denen auch Taufen gehören, ist für immer mehr Menschen ein Herzenswunsch.» Der Ausgangspunkt war für Andrea Rücker die Anziehungskraft des Keltenkults: «Schon im Teenageralter zog es mich an Mittelalter-Feste und die damit verbundenen Zeremonien. Die Themen für eine Trauung sind indes breit gefächert und reichen von der Rockabilly- bis zur Roaring-Twenties-Hochzeit.» Das freundliche Nein der Kirche hat indes sein Gutes. «Ich war in Bern von 2010 bis 2017 in einem wunderbaren Kellergewölbe tätig und biete nun in Walkringen in einem ähnlich schönen und mittelalterlich angehauchten Gebäude meine Kurse an.» Während Andrea Rücker die Worte in fast gespenstischer Umgebung spricht, steigt feiner Rauch aus einer Schale auf. Der Duft ist betörend.
Peter Wäch