Knallfred Feuerwerke 2

Bei Knallfred stehen sie mal wieder Schlange

Trotz Absage des Gurtenfeuerwerks und Abbrennverbot in der Berner Altstadt: Das Feuerwerksgeschäft Knallfred erfreut sich reger Beliebtheit. Zum Nationalfeiertag wartet Inhaber Hanspeter Krieg gar mit Berner Spezialitäten auf.

Mit grossen Augen stehen sie da und drücken sich am Schaufenster fast die Nasen platt. All die Raketen, Zuckerstöcke und Knaller – am liebsten würden das kleine Mädchen und ihr grosser Bruder gleich das ganze Sortiment des Feuerwerksshops Knallfred kaufen. «Kommen Sie nur herein», sagt Inhaber Hanspeter Krieg und öffnet der Familie die Ladentür. Er freut sich über so viel Begeisterung. Wie immer vor dem 1. August herrscht bei ihm Hochbetrieb. «Die Leute kommen von überall her, besonders viele aus Solothurn. Sie wollen nicht beim Supermarkt kaufen, schätzen Beratung und Qualität.» Und Knallfreds Sortiment mangelt es nicht an Lokalpatriotismus. So schmückt das Berner Wappentier Batterien und Zuckerstöcke, die Verkaufsschlager heissen Venus von Bümpliz, Monbijou oder Guldvreneliräge. Die Fontäne Surprise überrascht mit rotem Nachbrenner. Krieg weiss, was bei den Kunden ankommt; von Firmen, Clubs, Teenagern bis älteren Leuten ist alles dabei. «Es gibt viele Feuerwerksfans.» Manch einer kauft für 2000 Franken Knallzeug, andere nehmen nur etwas für fünfzehn Franken mit. Er lacht: «Die Mädchen möchten eigentlich immer etwas Ästhetisches, die Jungs wollen Knaller. Hauptsache, es chlepft.» Von Frauenfürzen, Fackeln bis hin zu riesigen Batterien führt er alles, lässt stets neue Eigenkompositionen vom Schweizer Fabrikanten Bugano herstellen. In Knallfreds Verkaufscontainer am Waisenhausplatz lagern vor dem 1. August gut gesichert über 300 Kilo Feuerwerkskörper.

«Feuerwerk ist Lebensfreude»
Aber ist in Zeiten von verstärktem Umweltschutz, Sorge ums Tierwohl und Corona das Geschäft nicht ein aussterbendes Business? Krieg schüttelt entschieden den Kopf. «Nein, das Interesse an Feuerwerk ist sogar gestiegen. Letztes Jahr standen die Menschen vor unserem Shop 300 Meter Schlange. Wir waren ausverkauft.» Da 2020 die 1. AugustFeiern abgesagt wurden, wollte man wenigstens ein schönes privates Feuerwerk haben. Auch zu Silvester steigen die Verkaufszahlen konstant. Sonst war das Coronajahr aber auch für Knallfred schwierig, 65 Aufträge für professionelles Feuerwerk wurden abgesagt. Krieg und seine Mitarbeitenden haben eine Spezialausbildung, um das sogenannte Kategorie-vier-Feuerwerk abbrennen zu dürfen, das amtliche Bewilligungen erfordert. Wenn nach einem Hochzeitsfeuerwerk glückliche Eheleute zu ihm kommen, ist Krieg glücklich. «Feuerwerk ist einfach Lebensfreude. Viele Menschen feiern damit die besten Momente des Lebens», erklärt er zur den prächtigen Lichteffekten, die ganz im Augenblick genossen werden müssen.

Und die armen Tiere?
Trotzdem versteht er die Argumente seiner Kritiker. Feuerwerk produziert Feinstaub. «Aber es wird 1200 Grad heiss, dadurch verbrennen auch viele Partikel sofort.» Er findet, dass man die Dinge im Verhältnis sehen muss. Wer keinen Feinstaub möchte, dürfe dann weder Auto fahren noch eine Kerze anzünden. Noch sind emissionsfreie Feuerwerke mit Dutzenden Drohnen, die leuchtend in Formation fliegen, keine Alternative. Zu windempfindlich. «Und es braucht sehr viele Piloten. Eine Zehn-Minuten-Show kostet dann schnell 25000 Franken», erklärt der Fachmann. Und der Lärm der Knallkörper? Krieg, selbst Tierfreund und Hundebesitzer, merkt an, dass jeder Krach Tiere beeinträchtigt. «Aber ich habe noch keinen Hund gesehen, der vor Schreck von der Brücke gesprungen ist. Tiere erholen sich schnell wieder», sagt er. Dennoch hat selbst der Feuerwerksliebhaber wenig Freude daran, wenn schon Tage vor dem 1.August geknallt wird. Auch wenn die heutigen Feuerwerkskörper sehr sicher sind. Das Feuerwerksverbot in der Berner Altstadt unterstützt Krieg sehr. «Es ist dort zu gefährlich.» Mit kritischem Geist erinnert er sich an seine Jugend, als noch gefährlichere Ware im Umlauf waren. «Wir zündeten Böller, die eigentlich für die Landwirtschaft gedacht waren und haben Briefkästen in die Luft gesprengt. Ein dummer Bubenstreich, der so manchen einen Finger gekostet hat.» So liegen im Shop nicht grundlos Broschüren zum sicheren Umgang mit Knallkörpern auf, dazu gibt es Online-Tutorials. Krieg rät: «Immer Abstand halten. Bei einer Acht-Meter-Fontäne sollten es zwölf Meter sein. Denn wenn der Zuckerstock umfallen sollte, erreichen die Funken mich nicht.» Und der beste Nebeneffekt tritt ein: Von weitem betrachtet, entfaltet das Feuerwerk seinen schönsten Zauber.

Michèle Graf

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