Berner Puppentheater unter neuer Leitung – «Das Puppentheater hat absolute Priorität!»

Seit dem 1. Januar ist das Berner Puppentheater in neuen Händen. 25 Jahre wurde das 1980 gegründete Spielhaus von Monika Demenga und Hans Wirth geführt. Seit ein paar Monaten wirken dort Frank Demenga, der Bruder von Monika, und seine Gattin Karin Wirthner.

Ein sonniger Nachmittag in einem Keller? Der Besuch des Bärnerbärs hat einen Grund: Karina ist verschwunden! Zusammen mit ihrem Hündchen Najda ist sie in den sibirischen Wald ausgebüxt und findet nicht mehr zurück. Die beiden begegnen wilden Tieren, die mehr Angst vor Menschen haben als umgekehrt. Es gibt aber auch eine böse Hexe, einen guten Baumgeist und Elfen.

Wir befinden uns nicht in Russland, sondern auf Reportage im Berner Puppentheater und schauen wie kleine Buben gebannt auf die Bühne, wo Karin Wirthner (44) und Frank Demenga (59) die Puppen tanzen lassen und sich sich mit einer Rolle selber einbringen in die Geschichte mit wahrem Hintergrund. Was wir sehen, ist magisch, poetisch und ausgesprochen fesselnd. Die Stunde im Untergeschoss ‹ar Grächtere 31› vergeht wie im Flug.

Beide mit Schauspielerfahrung

Frank Demenga gehört zu einer bekannten Berner Künstlerfamilie. Er und seine Frau Karin Wirthner haben eine Schauspielausbildung und viel Bühnenerfahrung. Sie spielen und sprechen alle Figuren im Puppentheater. Und wie wir später erfahren, bedienen sie mittels Pedal Licht und Ton. Das Stück, das uns verzaubert, heisst «Wo isch d’Karina?» Es ist gleichzeitig der Start in die neue Saison. Die Leitung haben Frank und Karin bereits im Januar 2017 übernommen. Als Auftakt gab es mit «Die Glaskugel» einen Berner Hit und Frank Demenga, der als Teenager für drei Jahre im Puppentheater wirkte, sagt nicht ohne Stolz: «Das Stück läuft seit 35 Jahren in Bern und ist immer ausverkauft.»

Nun hat das Ehepaar die Story gewählt, in der tatsächlich ein Mädchen im Wald verschwunden ist und vom Hund gerettet wurde. Monika Demenga hat das Drehbuch geschrieben und kreierte fantastische Puppen, darunter einen Waldschratt, der sich wie eine Ziehharmonika zusammenzurren lässt. Karin Wirthner weiss, was ihr blüht. «Ich habe vor meiner Schauspielausbildung in Bern den ‹Chindschsemer› gemacht» sagt die gebürtige Nidwaldnerin in perfektem Berndeutsch, «ich freue mich darauf, bald eigene Puppen zu gestalten.»

Seit 2012 ein Ehepaar

Eine Weile sah es so aus, dass nach Monika Demenga und Hans Wirth niemand die Tradition im Berner Puppentheater weiterführen würde. Frank erzählt: «Es gab eine Lösung, aber die Übernahme kam nicht zustande. Nach intensiver Bearatung mit meiner Frau haben wir uns entschieden, als Leiter und Spieler zu wirken.»

Kennengelernt hat sich das Paar 2009. Hier hat Frank eine köstliche Geschichte parat: «Ich habe mir Karin aus dem Vermittlungskatalog ausgesucht», lacht er verschmitzt und klärt sogleich auf, «wir suchten im Theater Vis-à-vis eine Schauspielerin für die Rolle der ‹Putzi› in ‹Wer hat Angst vor Virigina Woolf?›. Karin hatte keine Angst, sagte zu und die beiden verliebten sich. Seit 2012 sind sie verheiratet.

Puppentheater und mehr 

Karin Wirthner und Frank Demenga sind seit vielen Jahren freischaffende Schauspieler. Diesen Sommer spielte Karin die Hauptrolle im Historiendrama «Veronika Gut» auf dem Ballenberg und bekam gute Kritiken. Die Lust an der Darbietung will das Ehepaaar nicht nur im Puppenspiel ausleben, sondern auch in persona. «Das Puppentheater hat absolute Priorität», erklärt Karin sogleich und Frank ergänzt, «zum einen geht unsere Reihe mit ‹Genie & Wahn› weiter, wo wir Szenen und Musik aus dem Leben berühmter Persönlichkeiten zelebrieren. Zum anderen könnten wir uns eine Art Varieté für Erwachsene vorstellen, in dem auch Puppen eine wichtige Rolle spielen.»

Das Berner Puppentheater, das für Kids von 4 bis 8 Jahren und natürlich deren Begleitpersonen gedacht ist, lockt durchschnittlich 10 000 Zuschauer pro Jahr an. Wie zuvor unter alter Leitung, der Grundstein für das Theater wurde 1980 von Rolf Meyer und Martin Friedli gelegt, ist die Finanzierung ein wichtiger Teil. Karin Wirthner und Frank Demenga hoffen sehr, dass auch künftig die Gemeinde sowie andere Geldgeber dem Traditionshaus gewogen sein werden. So, wie die beiden geschickten Akteure Karina und ihre Gefährten lebendig werden lassen, darf man sagen: Können und Herzblut sind in hohem Mass vorhanden. Peter Wäch

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