2017 hatte Danny Schneider einen prominenten Auftritt. Der Bikerfan wurde im Buch «Motorheads » von Remo Neuhaus porträtiert und schaffte es sogar aufs Cover. Wir haben den 43-jährigen Töffbauer bei seinem Hobby, dem Fliegenfischen, begleitet. Eine Trendsportart, die dem Berner Musse und Entspannung gibt.
Warten auf den Fisch. Aber Fliegenfischen ist weit mehr, sonst hätte Danny Schneider ein Problem. Der Mann, der von sich sagt: «Ich bin schwer hyperaktiv, ich kann keine fünf Minuten still auf einem Stuhl sitzen», hat mit dem angesagten Sport etwas gefunden, das ihn hyperfokussiert und ihm gleichzeitig Ruhe schenkt. Was für immer mehr gestresste Manager eine Wohltat ist, hat auch für Danny Schneider einen hohen Selbsterfahrungswert. «Fliegenfischen hat eine lange Tradition, in England wird sie auch ‹Gentlemen-Sportart› genannt.» Der Clou dabei: Es geht vielmehr um Zentrierung als darum, fette Beute zu machen. Das bestätigt auch Schneider, wenn er
sagt: «80 Prozent der Fische verliert man ohnehin wieder, denn der Köder ist derart der Natur nachempfunden, dass damit kein Fischmaul nachhaltig verletzt wird.» Das Flugangeln, wie der Freizeitvertreib auch genannt wird, unterscheidet sich von anderen Methoden dadurch, dass der Köder, auch «Fliege» genannt, zum Werfen zu leicht ist, weswegen das Eigengewicht der Schnur als Wurfgewicht verwendet wird. Diese Voraussetzungen verlangen
eine spezielle Wurftechnik und entsprechendes Angelgerät, insbesondere eine Extra-Schnur. Danny wurde von einem guten Freund auf die Passion aufmerksam gemacht und holt zur Erklärung etwas aus: «Entsprechend meinem Bewegungsdrang steckten mich die Eltern als Kind zum Toben in den Wald und holten mich erst zwei Stunden später wieder ab. In der Zeit habe ich Tiere beobachtet und Hütten gebaut.»
Bewegung bringt Ruhe
Heute ist Danny Schneider überzeugt: «Der Tipp mit dem Fliegenfischen war goldrichtig. Wenn man wie ich keine Medikamente nimmt, um ADHS zu kontrollieren, sind Einsätze in der Natur das richtige Mittel und besser als jede Therapie. Ob man nun auf der Alp mithilft oder in einem Fluss das Fliegenfischen betreibt – das menschliche Gehirn ist zu 100 Prozent gefordert und das verhilft zu einer hohen Konzentration», lässt Schneider die Sätze druckreif vom Stapel. Es ist bekannt, dass Menschen mit AD(H)S zu Koryphäen mutieren, wenn sie die Materie, mit der sie zu tun haben, interessiert. Das führt dann zu Problemen, wenn man sich mit Dingen auseinandersetzen muss, die jenseits der Leidenschaft liegen. «Ich habe 9 Jahre in der Schulzeit nichts gelernt», erinnert sich Danny Schneider und bestätigt gleichzeitig das Bild. Dass er als «Bikerbuilder» Maschinen bastelt, die für bis zu 100 000 Franken gehandelt werden, erstaunt ebenso wenig. Hier ist der Mann, der früher im Malergeschäft seines Vaters tätig war und als Privatdetektiv Betrügereien aufdeckte, voll in seinem Element. «Alles, was ich weiss, habe ich mir selber beigebracht. Sei es einen Tank einzubauen oder einen Auspuff zu montieren, mein Weg ist das Learning by Doing», erzählt der Macher nicht ohne Stolz aus seinem Arbeitsalltag bei Hardnine Choppers, der Bude, die er selber gegründet hat. Der Bikerfreak ist auch Eigentümer einer Shovelhead 1972, ein Oldtimer-Töff. Bevor Danny Experte wurde, fuhr er professionell Motocross. «Ein Unfall 2002 beendete meine Karriere», blickt er zurück, «mein Fussgelenk war 18 Mal gebrochen und wegen einer Entzündung drohte mir sogar eine Amputation.»
Handy tabu
Auf den Fotos sehen wir Danny Schneider, wie er bis zu den Knien in der Aare steht und sich anschickt, die äusserst biegsame Rute ins Wasser zu schleudern. Keine Menschenseele, ausser dem Fotografen, ist auszumachen. «Ich suche das Alleinsein, wann immer es möglich ist. Mein Handy lasse ich bewusst zuhause», so Schneider. Nun will er diesen Sommer mit seiner Freundin nach South Cadbury in England reisen, wo das Fliegenfischen an einem Festival zelebriert wird. Danny weiss, wie er vorgehen muss, um den Fisch nicht zu erschrecken, aber mit einem Augenzwinkern bemerkt er: «Die Gentlemen dort werden sich wohl erschrecken über meine vielen Tattoos.» Seine Partnerin hat damit freilich keine Schwierigkeiten und Danny strahlt, wenn er sagt: «Ich habe ihre volle Unterstützung und freue mich, dass sie mich auf diesem Trip begleiten wird.» Zuletzt die Kardinalsfrage: Landet denn auch Mal ein Fisch auf dem Teller, den er fängt oder dient alles nur der Meditation? Danny lacht bevor er antwortet: «Das Ziel ist nicht die Mahlzeit, aber bei einer schönen Forelle, die den Angler-Vorgaben entspricht, sage ich nicht Nein.»
Peter Wäch
«Brillen, die mir entsprechen, sind ausgefallen und verschnörkelt»
Rapper Greis (39) erklärt im Interview, wieso er über eine derart grosse Brillensammlung verfügt.
Bärnerbär: Greis, hast du eigentlich eine Lieblingsbrille?
Im Moment ist es die absolut überkonstruierte «Fred Ocean» von 1991. Sie hat einen Flügeltür-Mechanismus, um die Gläser zu wechseln – wie ein Lamborghini. Allein im Oberbalken sind drei verschiedene Gelenke versteckt, hinter einem 22 Karat vergoldeten Rahmen mit Chinalack-Dekoration.
Wieso hast du eine so grosse Brillensammlung?
Das Brillendesign der 1980er- und 90er-Jahre entspricht meinem eigenen Kunstverständnis. Die Brillen sind hochwertig angefertigt, ausgefallen und verschnörkelt und verfügen über zahlreiche, total unnötige Gimmicks.
Wie wichtig sind Traditionsgeschäfte wie Boday Bulloni für Bern?
Sie ermöglichen den Kunden, ihre Persönlichkeit durch die richtige Brillenwahl nach aussen zu tragen. Das geht nur mit hochwertigen Produkten und einer Beratung, die in grossen Ketten leider nicht möglich ist.