Das wunderbar ausgefallene Leben des Beat Wüthrich

Seit fünf Jahren ist das Marzili sein zweites Zuhause. Ab Samstag, wenn das Berner Freibad offiziell öffnet, ist Anlagenchef Beat Wüthrich dort wieder im Einsatz. Ein Porträt über einen Mann, der so einiges gesehen, viele getroffen und mehreren geholfen hat. Und der selber gar nicht so gern im Wasser ist.

Das Marzili will sich pünktlich zum Saisonstart am Samstag von seiner besten Seite zeigen. So gibt es neue Schilder, das Pavillon, die Garderoben und auch die Toiletten wurden auf Vordermann gebracht und neu bestrichen. «Nun sieht alles frisch und zusammengehörig aus», zeigt sich Beat Wüthrich, seit fünf Jahren Anlagenchef im Marzili, zufrieden. Zuvor sei wohl seit den 90er-Jahren nichts mehr daran gemacht worden, fügt er hinzu. In Bern gehe eben alles etwas langsamer voran.

Exotische Badegäste
Nichts geändert hat sich im Hinblick auf die neue Badisaison an der Freude Wüthrichs, die Badi zu betreuen. «Ich freue mich sehr auf das nächste Wochenende», so Wüthrich und erinnert sich gleichzeitig an so manche lustige Begebenheit, die er in seiner Zeit als Anlagenchef erlebt hat. «Das Marzili ist auch bei Tieren sehr beliebt», schmunzelt er und zählt auf, welche exotischen Tiere dem Marzili schon einen Besuch abgestattet haben. So etwa eine Fledermaus, Igel und sogar ein Pelikan aus dem Dählhölzli. Auch auf die Stammgäste freut er sich bereits. «Im Freibad fällt mir jeweils sofort auf, wenn jemand der Stammgäste fehlt, aber wenn ich sie in der Stadt antreffe, dann erkenne ich sie meistens kaum», erzählt Wüthrich. Er habe sich auch schon Sorgen um einen Gast gemacht, als dieser zwei Wochen nicht zur gewohnten Zeit ins Marzili kam. «Zum Glück war er nur in den Ferien und hat niemandem davon erzählt», sagt Wüthrich lachend. Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein im Berner Freibad. Wegen seiner Nähe zur Monbijoubrücke mussten Wüthrich, sein Team oder andere Aareschwimmer schon mehrere Springer aus der Aare ziehen. Ein Fall ist Wüthrich besonders im Gedächtnis geblieben. «Eine junge Frau sprang dreimal von der Brücke in die Aare, immer konnten wir sie retten», so Wüthrich. Das habe ihn schon nachdenklich gestimmt, gibt er zu.

Ein wasserscheuer Anlagenchef
«Es ist aber nach wie vor mein Traumjob», so der 40-Jährige. Bei Temperaturen ab 16 Grad geht er auch in der Aare schwimmen – dabei sei er eigentlich eher lieber am anstatt im Wasser, gibt er zu. «Ich schwimme nicht gerne, ich gehe lieber fischen oder segeln.» Vielleicht liege das daran, dass er als Kind immer in Brunnen und Seen gefallen sei. «Meine Eltern mussten immer einen zweiten Satz Kleider für mich mitnehmen», erinnert er sich. Die Saison im Marzili dauert in diesem Jahr bis am 23. September. Ferien hat Wüthrich deswegen aber im Winter nicht. Ganz im Gegenteil, für ihn beginnt im September

«Ich schwimme nicht gerne, ich gehe lieber fischen oder segeln.»

die stressigste Zeit, wie er verrät. «Dann muss ich gemeinsam mit meinem Team die Eisbahn Weyermannshaus vorbereiten.» Denn auch das gehört zu seinem Job, genauso wie das Koordinieren mit den verschiedenen städtischen Direktionen. «Der Bademeister-Job nimmt nur etwa 40 bis 50 Prozent meiner Arbeitszeit ein», so Wüthrich, der den Job 2013 vom langjährigen Anlagenchef Peter Hager übernommen hat. Diesem habe er übrigens als Kind im Marzili so manchen Streich gespielt. «Deshalb bin ich jetzt auch nicht so streng mit den Kindern, weil ich früher auch so war», schmunzelt Wüthrich.

ÖFFNUNGSZEITEN FREIBÄDER
Marzili: 28. April – 23. September
Lorraine: 12. Mai – 23. September
Weyermannshaus: 12. Mai – 23.
September
Wyler: 12. Mai – 23. September
Ka-We-De: 5. Mai – 2. September

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