Jürg Stoller steht bereits in der 10. Saison an der Abendkasse im Theater Matte, das sein Jubiläum kommenden Samstag mit einem Fest feiert.
Der ehemalige Lehrer und Laufbahnberater liebt das Theater seit seiner Kindheit, wo er im Garten der benachbarten Puppenspielerin Therese Keller Kasperli und seine Freunde entdeckte. Die 1972 verstorbene Therese Keller schuf mehr als vierhundert Figuren und schrieb mit Stücken wie «Der musikalische Bär» Theatergeschichte. «Sie probte oft in ihrem Garten vor einer Hecke. Da durften wir Kinder ihr Testpublikum sein», erinnert sich der heute 72-Jährige. Das Puppentheater seien seine ersten Theatererlebnisse gewesen. Aus der kindlichen Freude wurde eine dauerhafte Passion. Mittlerweile ist Stoller pensioniert und seit der Gründung des Theater Matte verantwortlich für dessen Abendkasse. Markus Maria Enggist, Schauspieler, Regisseur und Leiter im Matte Theater, findet, man müsse gerne organisieren und die Menschen und das Theaterumfeld lieben, um den Posten an der Abendkasse gut zu machen. Stoller habe er bereits vom Theater Gurten gekannt, wo dieser ebenfalls jahrelang für die Abendkasse zuständig war. «Genauigkeit und Zuverlässigkeit», seien wichtig, fügt Stoller an. Er sei stolz auf sein zuverlässiges vierköpfiges Abendkassen-Team.
Pflichtbewusster Gastgeber
Jürg Stoller versteht sich als Gastgeber, der schaut, dass sich das Publikum wohl fühlt im Theater Matte. Hundert Sitzplätze gibt es zu vergeben. Gäste hätten sich mal beschwert, weil alles ausverkauft war und sie es unflexibel fanden, nicht auf der Treppe Platz nehmen zu dürfen. «Das geht nicht, aus Sicherheitsgründen», erklärt Stoller. Die Notausgänge müssten frei bleiben. Der vierfache Vater und sechsfache Grossvater ist mit einer Heilpädagogin verheiratet. «In unserer Familie sind alle theateraffin.» Auch seine Kinder und Grosskinder hätten schon in kleineren und grösseren Theaterproduktionen mitgewirkt.
Mit dem VW-Bus auf Promo-Tour
Stoller selbst ist schon seit einiger Zeit nicht mehr auf der Bühne gestanden, auch nicht in der Matte. «Ich habe hier eine andere Funktion.» Als Kind habe er in Krippenspielen mitgewirkt. Im Erwachsenenalter spielte er auf verschiedenen Amateurbühnen. Stoller erinnert sich dabei an die Rolle eines Polizisten. «Ich war eine ambivalente Figur, die das Gesetz vertrat und gleichzeitig den Frauen nachstieg.» Als Lehrer inszenierte er mit einer Klasse «Kalif Storch» als Marionettentheater. Er möge Witz und feine Poesie, aber keine Schenkelklopfer. Beim Spielplan des Theater Matte komme er da voll auf seine Kosten. «In der letzten Spielzeit hat mir der Abend mit den zwei Stücken von Franz Hohler besonders gefallen», so Stoller. Oft reist er mit seiner Frau, einer Heilpädagogin, durch die Welt. Ein alter VW-Bus ist dann das «Schlafzimmer auf Rädern.» Diesen nutzt Stoller auch als Werbeträger für das Theater Matte, wie der Schriftzug an dem gelben Gefährt verrät. Flyer für Interessierte habe er stets auch dabei. Er sei eben ein typischer Baby-Boomer. Die haben eine gewisse Lockerheit und wollen sich engagieren, beschreibt er seine Generation. Der Profit stehe dabei nicht im Vordergrund.
Helen Lagger
Weitere Informationen zum Jubiläumsfest im Theater Matte vom Samstag 7. September 2019 finden Sie unter: www.theatermatte.ch