Wohl jeder Stadtberner kennt das Adrianos an der Theatergasse: gutgelaunte Gäste auf gemütlichen Barhockern. Mitbegründer Adrian Iten erzählt von Kaffee, Gesellschaftsfragen und Berner Gemütlichkeit.
Seit 20 Jahren ist das Adrianos eine feste Grösse in der Stadt Bern und steht für Gelassenheit, Geselligkeit und vor allem für guten Kaffee. 1998 gründeten die Gebrüder Iten zusammen mit 15 Investoren die Adriano’s B&C AG. Adrian Iten ist gelernter Koch, hat die Hotelfachschule abgeschlossen und während drei Jahren in den USA gearbeitet. Nach einem Abstecher in die Verlagsbranche kam schliesslich der Moment, auf den er schon lange gewartet hatte: Sein Bruder Benno schlug vor, gemeinsam ein Projekt auf die Beine zu stellen. «Ich habe immer gesagt, dass ich irgendwann etwas Grosses starten würde», grinst Adrian Iten.
Ihm war allerdings sehr wohl bewusst, dass eine normale Bar, wie es sie in Bern schon damals zuhauf gab, nicht in Frage kam. Ein besonderes Konzept musste her! Da erinnerte er sich an das Kaffeerösten, wie er es während seiner Zeit in Amerika kennengelernt hatte. Besonders in Kalifornien gab es damals schon die sogenannten «Shop Roaster», kleine Cafés, die sich ihren Kaffee mit einem kleinen Röster selbst rösteten.
Das analoge Facebook
Amerika war schon immer ein Vorreiter in Sachen Kaffee, und als die Gebrüder Iten das Adrianos in den späten Neunzigerjahren eröffneten, schwappte gerade eine Kaffeewelle über den Atlantik nach Europa. Mit ihr wurde das Bewusstsein geschärft, dass Kaffee nicht einfach eine dünne, braune Flüssigkeit sein muss. «Solche Wellen gibt es immer wieder, Starbucks hat seinerzeit auch eine ausgelöst», erklärt Adrian Iten und fügt schmunzelnd an: «Damals dachten alle, ich hätte die Kaffeewelle gerochen und die Bewegung in die Schweiz gebracht, aber das stimmt überhaupt nicht, das war einfach ein glücklicher Zufall!» Vieles in seinem Leben sei durch solche Zufälle und eine gehörige Portion Glück zustande gekommen. Wie auch nach langer Suche der Mietvertrag für das Lokal an der Ecke gegenüber der Zytglogge, welches heute jeder in Bern als das Adrianos kennt. Adrian Iten nennt sein Lokal auch liebevoll ein «analoges Facebook». Schlussendlich verkaufe er hier nicht Kaffee und Panini, sondern soziale Kontakte. Denn man trinkt Kaffee nicht, um den Durst zu löschen, sondern vielmehr um sich einen Moment Zeit zu nehmen, für sich selber oder für ein Gespräch mit dem Gegenüber. «Kein anderes Getränk– ausser vielleicht Wein – hat so sehr zur Gesellschaftsbildung beigetragen wie Kaffee», betont er. Man denke nur an die Wiener Geschichte und die Kaffeehausliteratur, als sich alle Denker in Cafés trafen. «Im Adrianos haben wir auch relativ viele Künstler und Schriftsteller, Architekten und Grafiker, das finde ich sehr cool!»
Bern und Kaffee – das passt
Obwohl der gebürtige Innerschweizer überzeugt ist, dass es in Zürich mehr und bessere Cafés gibt als in Bern, liebt Adrian Iten seine Wahlheimat. «Die Berner Gemütlichkeit und Kaffee verstehen sich gut.» Und das seit 20 Jahren. Das Adrianos hat sich in dieser Zeit stets neu erfunden und weiter entwickelt. Im September wird eine grosse Feier zum Jubiläum stattfinden. Man darf sich bereits auf die nächsten 20 Jahre, auf weitere köstliche Experimente, aber auch auf den bewährt guten Kaffee aus dem Adrianos freuen.
Bärn Liebi/Laura Scheidegger