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Der Zurückhaltende steht nun im Rampenlicht

Jakob Messerli (59), Direktor des Bernischen Historischen Museums, wurde am Zibelemärit im Hotel Schweizerhof mit dem Bäredräck-Preis für sein Engagement ausgezeichnet.

Eingeklemmt zwischen zwei Typen in Bärenkostümen hält Jakob Messerli die soeben erhaltene Trophäe dem Blitzlichtgewitter der Fotografen entgegen. Es ist der seit 1985 vergebene «Bäredräck-Preis», ein «Gagi» unter Glas. Die vom Bärentrust verliehene Auszeichnung, bei der es einzig um Ruhm und Ehre geht, wird am traditionellen Zibele-Märit-Zmorge im Schweizerhof vergeben.
Ausgezeichnet werden jeweils Personen und gelegentlich Gruppen mit Wohnsitz in der Stadt Bern, die mit aussergewöhnlichen Leistungen im kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt aufgefallen sind und dabei Besonderes geleistet haben. Das hat Jakob Messerli, seit 2010 Direktor des Bernischen Historischen Museums, zweifelsohne. In Berns Geschichte eingegangen ist etwa die von ihm konzipierte Ausstellung «Qin – der unsterbliche Kaiser und seine Terrakottakrieger». Die 2013 eröffnete Schau lockte mehr als 300000 Besucher aus der ganzen Welt an.

Wohin bloss mit dem Preis?
Als die ersten Gäste zum reichhaltigen Brunch im Schweizerhof eintrudeln, ist der Gewinner allerdings noch nicht bekannt. Die Vergabe soll eine Überraschung sein. Die Laudatio hält der mit Zwiebelschnüren behängte Stadtpräsident Alec von Graffenried. Ein ausgesprochener Teamplayer, der originell, clever, pfiffig und verschmitzt sei gewinne dieses Jahr den Preis, verrät er verheissungsvoll. Chronologisch zählt von Graffenried die wichtigsten Etappen im Leben des Historikers, der seine Doktorarbeit über unseren Umgang mit Zeit geschrieben hat, auf. Im Engadin war er einst als Koch engagiert, im Schwarzwald leitete er das Deutsche Uhrenmuseum. 2002 wurde er Direktor des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim und ein Jahr später Leiter des Museums für Kommunikation in Bern. «Seit 2010 leitet Jakob Messerli – der Gewinner wird nun namentlich genannt – das Bernische Historische Museum und setzte dabei viele Akzente», so von Graffenried. Er habe dabei seine Persönlichkeit im Hintergrund gehalten, denn es sei ihm stets um die Sache gegangen.
Überrascht sei er gewesen, als er von dem Preis erfahren habe, sagt der sichtlich gerührte Messerli. Er verstehe die Auszeichnung auch als Anerkennung für die Sammlungen, die es in Bern gäbe. «Das Bernische Historische Museum ist ein Weltklassemuseum», so der Preisträger. Und fügt hinzu, wie wichtig sein tolles Team für ihn sei. Doch wohin stellt man ein solches Objekt? Darüber habe er sich bisher noch keine Gedanken gemacht. «Höchstwahrscheinlich in mein Büro.»
Im Frühjahr 2020 will sich Messerli nach zehn Jahren von seinem Amt als Direktor zurückziehen und ein Sabbatical, eine Auszeit machen. Es sei dann einfach der richtige Zeitpunkt.

«Ironisch und einzigartig»
Die Jury des Bärentrusts mit Lorenz Furrer als Oberbär, wie er sich schmunzelnd bezeichnet, begründet die Wahl damit, dass Messerli zwei sich scheinbar widersprechende Eigenschaften vereine. Messerli verdiene den 35. Bäredräck, weil er einerseits ein profunder Kenner der Geschichte sei und anderseits ein Kaufmann, der das Jonglieren mit Soll und Haben beherrsche. Messerli habe dem Bernischen Historischen Museum zu neuer Qualität verholfen und ihm über die Jahre ein glaubwürdiges und sympathisches Gesicht gegeben.
Auch von Graffenried betont in seiner Ansprache, dass Messerli das Museum auf Wirtschaftlichkeit getrimmt habe. Tatsächlich führte Messerlis Fokus auf die Sammlungen zum Bau eines Zentraldepots, das wiederum den Anstoss zum geplanten Museumsquartier gab. Lorenz Furrer will schliesslich noch mit angeblichen Gerüchten über die Echtheit des Preises aufräumen und lässt einen eigens zu diesem Anlass gedrehten Film abspielen. Dabei gehen zwei «Forscherinnen» mit einer Schaufel bewaffnet ins Bärengehege, um das legendäre «Gagi» zu finden. «Unser Preis ist ironisch und einzigartig zugleich», fasst Furrer die Auszeichnung zusammen. Messerli erkennt gar «etwas Wissenschaftliches» in seiner Trophäe.
Von Graffenried meint abschliessend, er freue sich schon auf die nächste Führung mit Messerli. Ginge man mit diesem Mann durch seine Ausstellungen, sei es jeweils so, als würde er die Ausstellung mit einem selbst zusammen entdecken. In seiner Begeisterung schwinge auch das Wort «Geist» mit. Oder anders gesagt: «Der Mann hat Esprit.»
Helen Lagger

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