Die Malerei ist ihre grosse Leidenschaft. Seit 35 Jahren. Ihre Werke sind mehr als blosse Bilder, sie erzählen Geschichten Für ihre Jubiläumsausstellung «10 Jahre ARTraum» lädt die Berner Kunstmalerin Karin Frank in ihr Loft-Atelier im Wankdorf ein.
Karin Frank, als zeitgenössische Malerin mit abstrakten Gemälden. Was sagen Sie zu jemandem, der behauptet, ihre vierjährige Tochter könne so was auch?
Klar, warum nicht? Die Formensprache der Kinder kommt der modernen abstrakten Malerei sehr nahe. Bilder von Kindern können uns genauso berühren wie die der Grossen. Und darum gehts doch. Schaue ich meiner Tochter beim Malen zu, ist das ein faszinierendes Erlebnis. Ihre Bilder sind ein Hammer! Kids sind in ihrer Kreativität frei. Von ihnen können wir uns einiges abgucken (schmunzelt).
Sie waren in den 90ern Moderatorin und Redaktorin bei TeleBärn.
(Schallendes Lachen) Das sind gefühlte 100 Jahre her! Es war eine spannende und lehrreiche Zeit, Pionierarbeit! Ich erinnere mich gerne daran, beispielsweise an die coolen Sendungen zum Gurtenfestival 1998.
Erzählen Sie uns doch ein Müsterli.
Ich, ein völliges Greenhorn in Sachen Live-Moderation: Das Interview mit Herbert Grönemeyer war speziell eindrücklich. Seine PR-Frau – sie war am Rande eines Nervenzusammenbruchs – hätte mich allerdings beinahe erwürgt, weil ich die Interviewzeit mit ihm massiv überzogen hatte. Auch die Sendungen mit Steve Lee von Gotthard oder den schrägen Vögeln von Rammstein sind einzigartige Erinnerungen. Meine Medientätigkeit führte mich danach zu RTL/ PRO7 Schweiz und schliesslich zum Schweizer Fernsehen. Ohne diese vielfältigen Erfahrungen in der Medienbranche stünde ich mit meiner Malerei nicht da, wo ich heute bin.
Wann hat sich plötzlich die Malerin in Ihnen geregt? Und wie?
Sobald ich Farbe in und an die Hände bekam. Fragen Sie meine Mutter nicht, wie mein Kinderzimmer aussah … puuh! Mein kreatives Chaos war ein Dauerbrenner. Im Ernst, was viele ihrem Tagebuch anvertrauen, pinselte ich schon in jungen Jahren auf alle erdenklichen und unmöglichen Malgründe. Bald wurde das Malen eine Notwendigkeit, mein Ventil. Ich entdeckte, dass ich mit dem Pinsel mein Innerstes, meine Emotionen, Themen, die mich bewegten, differenzierter ausdrücken und verarbeiten konnte als mit Worten. Für mich ist die heute sehr intensive Beschäftigung mit der Malerei die logische Folge meiner persönlichen Entwicklung, vor allem in Sachen Kommunikation. War die Arbeit als TV-Journalistin die fordernde, laute, aber oft auch oberflächliche Art der Kommunikation, ist die Malerei eine leise, subtile Form mit Tiefgang. Nicht dass ich nun verbal verstummt wäre (mit Schalk in den Augen), ich kann immer noch ziemlich laut werden.
Woran arbeiten Sie zurzeit?
Bis vor kurzem arbeitete ich als Kreativ-Coach mit Sängerin Sina an der Gestaltung ihres neuen CD-Booklets. Das waren tolle, inspirierende Begegnungen. Unabhängig von diesem Engagement folge ich seit Anfang Jahr der Spur meiner musikalischen Wurzeln, Arbeitstitel «Roots». Songs, Lyrics, Soundbites, Songfragmente, welche mich meist über Jahrzehnte schon begleiten und mich emotional stark berühren, Zum einen Tom Waits mit «On the Nickel». Ein berührender Hammersong über die obdachlosen Kids, welche «On the Nickel» an der 5th Street in L.A. leben. Der zweite Song ist ein schaurig- schöner, geht mir extrem unter die Haut. «Where the Wild Roses Grow» von Nick Cave und Kylie Minogue. Ich versuche, die für mich essenziellen Aussagen und Gefühle, welche die Songs bei mir auslösen, mit Farbe und Pinsel abstrakt und intuitiv umzusetzen.
Sie stehen allerdings nicht nur alleine im Atelier, sondern bieten spannende Malkurse, Coachings und Team-Workshops an.
Ein wunderbarer, spannender Ausgleich zum stillen Schaffen. Egal in welcher Branche: Kreativität ist ein wichtiges Puzzleteil für Erfolg. Und Kreativität bildet starke Teams. Meine angebotenen Team-Workshops richten sich an Firmen und Seminar-, Kongress- und Incentive-Gruppen sowie private Gesellschaften. Jenseits bekannter Muster und Gewohnheiten malen sie gemeinsam ihr ganz persönliches Team-Werk, oder sie visualisieren ihre mitgebrachten Ideen, Visionen, Strategien. In einer lockeren Atelier-Atmosphäre kann sehr viel Wertvolles passieren. Für Manager ist es oft eine Offenbarung, Kreativität und Innovation ohne Leistungsdruck zu (er-)leben. Immer wieder sehr beeindruckend. Im lösungsorientierten Kreativ-Coaching arbeite ich mit Einzelpersonen. Themen wie beispielsweise private oder berufliche Standortbestimmung und Neuausrichtung, auf Entscheidungsfragen gezielt Antworten finden, neue Horizonte definieren und zielsicher anpeilen, Konflikte lösen oder die eigenen Ressourcen besser kennen lernen und sich authentisch weite entwickeln, sind hier zentral.
Schriftsteller kennen die Schreibblockade. Können Sie jeden Tag drauflos malen?
Schön wärs! Manchmal geht über längere Zeit einfach gar nichts. «Düreschnuufe, abefahre» und sich in Vertrauen üben: «’S chunnt scho wider».
Thomas Bornhauser / BärnLiebi