Die Kinder beeinflussen schon heute die Politik von morgen

Längere Grünphasen bei Berner Ampeln. Diese kleine, wirkungsvolle Änderung verdanken die Berner und Bernerinnen dem Kinderparlament – und damit auch Peter Schnyder. Der Leiter des Kinderbüros Bern trägt mit seiner Arbeit dazu bei, Kindern politische Abläufe näherzubringen.

«Dank dem Kinderparlament lernen Kinder, zu Problemen Lösungen zu finden und umzusetzen.» Peter Schnyder, Leiter des Kinderbüros Bern und damit auch des Berner Kinderparlaments, erzählt unaufgeregt, aber mit viel Leidenschaft von seiner Arbeit. Seit fast genau 18 Jahren arbeitet der 55-Jährige für die Stadt. Seine Arbeit macht ihm noch immer sehr viel Spass, wie er erzählt. «Die Wirkung ist von aussen gesehen vielleicht nicht spektakulär, aber bei den Kindern ist sie klar sichtbar.» So erlebe er immer wieder, wie Kinder an Stärke gewinnen und erste Erfahrungen im politischen System sammeln. «Das ist sehr befriedigend», sagt Schnyder.

Jährlich drei Kinder-Sessionen  
Er war von Anfang an dabei, als die Stadt zu Beginn des neuen Jahrtausends, einem 1999 gutgeheissenen Konzept für eine kindergerechte Stadt folgend, das Kinderparlament ins Leben rief. Seit dem Inkrafttreten des 2003 vom Stadtrat verabschiedeten Mitwirkungsreglements treffen sich 8- bis 13-jährige Schulkinder dreimal jährlich zur Session im Berner Rathaus. Daneben gibt es fünf Arbeitsgruppen, die sich einmal pro Monat im Kinderbüro Bern (Berner GenerationenHaus) treffen. «Viele Ideen der Kinder stammen aus ihrem persönlichen Umfeld», so Schnyder. Wenn beispielsweise das Netz des Fussballtors auf ihrem Pausenplatz kaputt ist, fordern sie neue Netze. «Dem Kinderparlament stehen pro Jahr 30000 Franken zur Verfügung. Mit diesem Geld können sie dann kleinere Projekte unterstützen und Geld für solche Wünsche zur Verfügung stellen.» Natürlich werde dies immer per Abstimmung entschieden. Das Kinderparlament gibt den Schülern einen ersten Einblick in die politische Maschinerie der Stadt Bern. Sie können an ihren Versammlungen Postulate verabschieden, welche anschliessend vom Gemeinderat behandelt werden. So wie beispielsweise die eingangs erwähnten längeren Grünphasen bei Verkehrsampeln. «Das ist eine der grösseren Änderungen, die das Kinderparlament seit der Gründung bewirken konnte», sagt Schnyder stolz.

Parteiunabhängige Lösungen
Generell sei er immer wieder erstaunt über die Kinder. «Sie lassen sich von Rückschlägen nicht entmutigen, sie wenden sich einfach dem nächsten Problem oder der nächsten Idee zu», so der gelernte Primarschullehrer. Sie würden so viel für die Zukunft lernen und erfahren, dass sie eigene Rechte, etwa auf Mitsprache, haben. «Das Kinderparlament hilft dem Erschaffen einer besseren Zukunft», meint Schnyder. Denn es dient auch als erster Berührungspunkt mit politischen Abläufen. Ein Teil der Kinderparlamentarier tritt mit 14 Jahren ins Jugendparlament über und macht dort weitere Erfahrungen. Als positives Beispiel nennt Schnyder die heutige SP-Stadträtin Nora Krummen, die ihre Karriere im Kinderparlament begann. «Im KiPa wird allerdings keine Partei-, sondern Sachpolitik gemacht», betont Schnyder. So kämen die aktuell 156 Mitglieder des Kinderparlaments auf gute und einfache Lösungsvorschläge unabhängig von Parteiprogrammen.

Kinderförderer selbst kinderlos
Peter Schnyder unterstützt aber nicht nur das Kinderparlament. In seiner Funktion als Sachbearbeiter des Bereichs Kinder- und Jugendförderung des städtischen Jugendamtes betreut er auch diverse andere Projekte, die am Ende den Kindern der Stadt Bern zugutekommen. «Es gibt immer viel zu tun», lächelt Schnyder. Von einem langen Arbeitstag erholt er sich deshalb beim Chorsingen. Oder er besucht einen Flohmarkt, wie er erzählt. Eigene Kinder hat der 55-Jährige nicht. «Damals, als das noch gut gegangen wäre, arbeitete ich in einem Tagi, da war ich am Ende des Tages froh, dass nicht auch noch zuhause Kinder auf mich warteten», gibt er verschmitzt zu.

Annina Häusli

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