Nicole Loeb, Präsidentin der LOEB-Gruppe und Kunstfreundin
Zwei Ereignisse prägten die letzte Woche von Nicole Loeb: Wie jedes Jahr um diese Zeit begann der Weihnachtsverkauf im Berner Traditionshaus LOEB. Am Donnerstag fand zudem die Vernissage zur Kunstausstellung im Kunstmuseum statt, die mit der Familie Loeb verknüpft ist. Grund genug für einen Besuch bei der Frau, die seit 2005 die Geschicke der LOEB-Gruppe mitverantwortet und nun die Kunst ihrer Grosseltern einem breiten Publikum präsentiert.
Die eng anliegende, leicht schimmernde Hose mit dem modischen Gurt und das graue Top mit dem gazeähnlichen Jäckchen stehen Nicole Loeb ausgezeichnet. Man sieht der attraktiven Frau mit der sportlichen Figur nicht an, dass sie dieses Jahr den Fünfzigsten feierte. Ihre Stimme hat einen sanften Tonfall, ihre Aura verströmt Klarheit und Ruhe. Im 1881 gegründeten Berner Familienunternehmen, das von Nicole Loeb seit bald 13 Jahren geführt wird, beginnt mit dem Weihnachtsverkauf eine wichtige Zeit. Am Tag unseres Besuchs findet zudem der Auftakt zu «Liquid Reflections» statt, eine Ausstellung im Kunstmuseum von Werken der Anne-Marie- und Victor-Loeb-Stiftung.
Eugen und Arthur Loeb als Erste
Bei einem Espresso in den Büroräumlichkeiten an der Schauplatzgasse kommt Nicole Loeb auf die Affinität ihrer Familie zur Kunst zu sprechen. «Bereits unsere Urgrossväter Eugen und Arthur Loeb förderten junge Künstler», hält die Urenkelin Rückschau, «sie erwarben Werke von Ferdinand Hodler oder Claude Monet.» Aus der Freundschaft zu Cuno Amiet entstand die erste private Amiet-Sammlung. Grossvater Victor und seine Frau Anne-Marie teilten die Freude an der Kunst und Nicole Loeb weiss: «Sie waren in den 60er-Jahren der Gegenwartskunst zugewandt, was man als klares ‹Ja zum Jetzt› deuten darf.» Mit Schalk in den Augen erzählt sie eine Anekdote aus Kindertagen: «Mein Grossvater hatte viele Kunstwerke im Keller ausgestellt. Mir und meinem Bruder Marc war es verboten dort zu spielen, aber das Versteckis machte umso mehr Spass.» Nicole Loeb schlägt den Katalog zur Ausstellung auf. Wir sehen zwei Kugeln, die losgelöst auf einer Plexiglasplatte tänzeln. Das Werk von Liliane Lijn heisst «Liquid Reflections» und ist Titelgeber der Ausstellung. «Es ist ein gutes Beispiel für die damalige Kunst, die weg vom Konkreten in etwas Fliessendes führte», erklärt Nicole Loeb.
Premiere in Bern
Victor Loeb starb 1974, «viel zu früh», sagt seine Enkelin und sie erinnert sich: «Mein Grossvater hatte ein Legat in die Stiftung gegeben und diese ging als Dauerleihgabe ans Kunstmuseum. Die grosse Sammlung umfasst mit ihren Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen rund 350 Werke.» Nun sei es Zeit, dass dieser Schatz den «Dornröschenschlaf» beende, meint die Kunstfreundin und ergänzt: «Es ist das erste Mal, dass dieses Archiv mit Objekten von Wassily Kandinsky oder Meret Oppenheim einem Publikum so präsentiert wird.»
Nicole Loeb stellt fest: «Die Kunst zieht sich wie ein rotes Band durch unsere Familie. 1968 verhüllte Christo mit Hilfe von Victor Loeb die Berner Kunsthalle und Jean Tinguely präsentierte seine Rotozaza im Loeb-Schaufenster.» Kunst und Kommerz sind zwei Begriffe, die bei Loeb nie im Widerspruch standen, sondern sich ergänzten. Ähnlich wie die Ausstellung im Kunstmuseum mit einem Schaufenster von LOEB beworben wird, gab die Mutter von Nicole, Ruth Loeb, jungen zeitgenössischen Künstlern mit der Treppenhausgalerie eine Plattform. Die Tochter ist stolz auf diesen Support, der 1988 seine Anfänge nahm und auch von François Loeb unterstützt wurde. Nicole führt die Tradition weiter, auch dann, als sich nach dem Umbau 2008 das Treppenhaus veränderte: «Wir leiten das Projekt mit der DZ Bank und stellen nicht nur die Werke aus, sondern erwerben auch Bilder, die dann unsere Büroräume verschönern.»
Auf Motivsuche
Auf der Suche nach Fotosujets machen wir in Nicole Loebs kleinem Reich im Dachstock Halt. Während sie uns ein Werk vom damaligen Schaufenster-Chef Peter Knuchel zeigt, verrät uns die Unternehmerin, dass sie früher selbst kreiert hat. Stichwort für ein Motiv: Nicole Loeb stellt sich neben ein besonders schönes Bild. «Das hat meine Mutter gemalt», sagt die Tochter und berührt es auf eine Weise, die man mit Zärtlichkeit umschreiben möchte. Auf dem Weg zum letzten Foto-Motto, begleitet uns Abteilungsleiter Walter Sammali durch das Gänge-Labyrinth, das die Büros und die Lebensmittelabteilung von LOEB mit dem Warenhaus verbindet. Der Mann weiss exakt, was wir für das Thema Weihnachtsverkauf brauchen und führt uns zielsicher zu drei Weihnachtstannen.
Peter Wäch
«Liquid Reflections», Kunstmuseum Bern, bis Sonntag, 28. Januar 2018.