Am kommenden Freitagabend laden rund 80 Geschäfte in der unteren Altstadt zum Flanieren, Plaudern und Verweilen ein. Hinter der Idee des «Loubechehr» stehen drei Frauen, die tief mit Bern und der Altstadt verwurzelt sind.
«Die untere Altstadt lebt», sagt Arlette Schneider (41), als sie gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen, Karin Hänni (44) und Karin Hänzi (42), den Bärnerbär in ihrem Geschäft in der Brunngasse empfängt. «Der Zusammenhalt in der unteren Altstadt ist sehr gross, deshalb wollten wir gemeinsam dem Rest Berns und der Schweiz zeigen, was bei uns so läuft», ergänzt Hänzi. Im Winter funktioniere das während des Sonntagsverkaufs am 1. Advent jeweils sehr gut. «Ich war 2017 neu in der unteren Altstadt und habe mich gefragt, wieso es so etwas nicht häufiger gibt», erklärt Schneider. So habe sie gemeinsam mit Zimi Kesselring – die in diesem Jahr nicht mehr dabei ist, da es sie nach Frankreich gezogen hat – die Idee zum Loubechehr gehabt. Schnell seien auch Karin Hänzi und Karin Hänni an Bord gekommen. «Wir kannten uns schon von früher, als wir gemeinsam im Kitchener gearbeitet haben», erinnert sich Karin Hänzi. Auch sie sei gemeinsam mit Karin Hänni erst kurz zuvor mit ihrem Geschäft in die untere Altstadt gezogen. «Für uns war sofort klar, dass wir mithelfen wollten».
Grosse Ziele für die Zukunft
Die erste Ausgabe des Loubechehrs fand im Mai 2018 statt. Damals noch an zwei Tagen. «Aber die Rückmeldungen der Geschäfte haben uns gezeigt, dass ein Tag genügt», sagt Schneider über die grösste Neuerung in diesem Jahr. «Für die teilnehmenden Geschäfte ist es natürlich auch mit Aufwand verbunden, wenn sie länger geöffnet haben», so Schneider. Neu ist ebenfalls der Flyer, der auch gleich alle teilnehmenden Geschäfte übersichtlich darstellt. Laut den Macherinnen sind es ungefähr gleich viele wie im letzten Jahr. Das finden sie zwar erfreulich, aber noch sind sie lange nicht am Ziel. «Wir wollen mit dem Loubechehr eine neue Tradition erschaffen und erreichen, dass irgendwann alle Geschäfte der unteren Altstadt am Loubechehr ihre Türen öffnen werden», erklärt Schneider die Vision. Damit sie ihr Ziel erreichen, stecken die drei Frauen viel Zeit in das Projekt. Sogar einen Verein haben sie gegründet, um das Ganze noch professioneller aufziehen zu können. Jede übernimmt dabei andere Aufgaben, gemäss ihren Stärken. Karin Hänzi Berger ist fürs Texten und für Instagram zuständig, Karin Hänni als kreatives Mastermind für die Gestaltung von Homepage und Flyer verantwortlich und Arlette Schneider kümmert sich um die Koordination und Administration. Der Loubechehr will aber keine Garantie auf Erfolg für die Geschäfte sein. «Wir bieten damit eine Plattform, wo sich die Läden präsentieren können», erklärt Hänni. Die Geschäfte müssen auch selbst etwas tun, damit der Loubechehr zur Tradition werden kann.
Kommunikation ist das A und O
Es laufe alles sehr harmonisch ab, versichern sie lachend. Wichtig sei, miteinander zu reden – auch in der Kommunikation mit der Stadt zum Beispiel. «Die Bewilligung für den Abendverkauf haben wir so relativ problemlos erhalten», so Schneider. Auch mit den teilnehmenden Geschäften stehen sie immer in Kontakt. Wenn das Trio neben Arbeit und Loubechehr auch mal eine freie Minute findet, so gehen sie ihren Hobbies nach. «Am Tag nach dem Loubecher gehe ich Tauchen», freut sich Hänni bereits. Schneider tanzt seit ihrer Jugend, und Hänzi, die mit «Herr Apfelgold» Donat Berger zwei Kinder hat, kümmert sich dann um den Nachwuchs oder macht Yoga. Die drei Powerfrauen sind tief mit Bern und der Altstadt verbunden. Arlette Schneiders Grossvater etwa besass ein Geschäft in der Brunngasse, wo sie als Kind häufig ihre Zeit verbrachte. Karin Hänzi wohnt seit 21 Jahren in der Länggasse, und Karin Hänni, welche im Emmental aufwuchs, wohnte bis vor drei Jahren im Breitsch, bevor es sie der Liebe wegen an den Wohlensee zog. «Ich entdecke immer wieder neues in der Altstadt», schwärmt Hänni, während die anderen zustimmend nicken. «Es ist ein malerischer Ort, der es verdient, noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen», ergänzt Hänzi.
Annina Häusli