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Die Wohnung als Spiegelbild unseres eigenen Lebens

Fernöstliche Wohnphilosophie in Bern? Feng-Shui Berater Olivier Bayard vereint in seiner Beratung West und Ost und verhilft seinen Kunden zum harmonischen Raum. Dabei ist er oft vielmehr Lifecoach als Wohnberater.

Gutes Feng Shui hat weniger etwas mit durchgestylten Räumen à la «Schöner Wohnen» zu tun. Durch Geschichte, Form und Materialien hat jeder Raum eigene Energien, ebenso die Menschen, die darin leben. Passt beides zusammen, entsteht, vereinfacht gesagt, eine Wohlfühlatmosphäre. Unabhängig von Ästhetik und Wohnstil. «Es geht darum, die Energien des Umfelds zu lesen und zu nutzen», sagt Bayard, der Privatpersonen, Unternehmen und die öffentliche Hand berät. «Feng Shui sind Methoden, um eine Umgebung zu schaffen, die Menschen dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen.» Und diese sind natürlich sehr individuell. Manch ein Kunde sucht die Wellnessoase, der Nächste will ein Restaurant mit geselliger Stimmung oder strebt Businessräume zum konzentrierten Arbeiten an. Bayard stellt sich auf diese Bedürfnisse ein und arbeitet mit dem Vorhandenen.

Einrichtung mit Lebensberatung

«Die eigene Wohnsituation widerspiegelt auch immer, wer wir sind und an welchem Punkt im Leben wir stehen. Dieses Abbild unseres Innenlebens schaffen wir unbewusst», weiss er. Ob Beziehungskrise, Lebensveränderungen wie Jobwechsel oder Auszug der Kinder, Karriereanfang – oftmals wünschen sich die Kunden unbewusst eine weitgehendere Veränderung als nur die passendere Einrichtung. Spüren aber intuitiv, dass der Ort noch nicht gut ist. Hier bieten Feng Shui und die westliche Raumpsychologie Werkzeuge an, um dem Unbehagen systematisch auf den Grund zu gehen. So hört Bayard bei der individuellen Wohnberatung genau zu: «Wie geht es den Menschen, welche Ziele wollen sie erreichen? Wollen sie besser schlafen, mehr Harmonie ins Familienleben bringen oder sich von zuhause aus selbstständig machen?» Der Berater kommt meist mehrmals vorbei, bis er zum Kern der Sache vorgestossen ist. Denn wer sich mit seiner Wohnung auseinandersetzt, muss sich auch über sich selbst klar werden. Bayard begleitet und macht Vorschläge. Feng Shui soll den Kunden dann helfen, die eigenen Ziele anzugehen. «Mein Instrument ist die Einrichtung, aber es geht auch viel um Lebensberatung», fasst es Bayard zusammen. Er nennt er als Beispiel eine Alleinerziehende mit drei Teenagerkindern. Sie braucht in der Wohnung einen starken Platz, der sie in ihrer Durchsetzungskraft unterstützt. «Feng Shui kann nicht alles heilen, aber es kann uns Rückenwind geben.» Er lächelt leise. Den ausgeglichenen Berater bringt offensichtlich so schnell nichts aus der Ruhe, nicht einmal die Frage, ob Feng Shui nicht auch eine Glaubenssache wäre. «Nein, das spielt keine Rolle. Es funktioniert auch, wenn Sie nicht daran glauben.» Letztendlich gehe es darum, seinen Fokus im Raum finden zu können. Seit der Coronakrise melden sich verstärkt Businesskunden beim Feng-Shui-Berater, die die Homeoffice-Phase nutzen, um Büros umzugestalten. Doch auch die Privatkunden denken um: «Mehr Menschen arbeiten zuhause, das generiert Nutzungskonflikte. Hier müssen wir Modi finden, um jedem seinen Freiraum zu verschaffen. Selbst wenn viele gleichzeitig in der Wohnung sind.» Die Wohnung ist nebst Erholungsraum auch Büro. Bayard gibt hier den Tipp, klare Arbeits- und Entspannungsorte zu schaffen. So wirds zuhause harmonischer, die Arbeit fällt leichter.

Feng Shui mitten in Bern

Ein ganzes Gebäude von Grund auf nach Feng Shui zu bauen, ist laut dem Experten im urbanen Raum oft anspruchsvoll. Die Stadt bedingt eine Verdichtung, ist verwinkelt und häufig rein technisch geplant. Da sind die Energieflüsse nicht immer optimal. Umso wichtiger sind für Naturliebhaber Bayard Kraftorte wie Parks oder sakrale Räume, in denen wir «auftanken» können. «Kirchen stehen meist nicht zufällig an energetisch günstigen Orten.» Doch auch mitten in der Stadt gibt es gutes Feng Shui. Bayard tritt den Beweis an und erklimmt die Treppen vor dem historischen Museum. Er erklärt, dass nach den Idealen des Feng Shui Energie wie ein ruhiger Fluss fliessen sollten, nicht wie ein reissender Strom oder stockend wie in einem Tümpel. «Sehen Sie diesen Platz und die gerade Kirchenfeldbrücke mit ihrem Gefälle? Sie bringt eine enorme Beschleunigung. Alles ist in Bewegung, es strömt viel Energie von der Stadt aus hierher. Ungebremst wäre das viel zu viel.» Zum Glück befindet sich in der Mitte des Helvetiaplatzes ein Brunnen. Ob die Erbauer es wussten oder nicht: Er bremst die Energie und leitet sie günstig um. «Das haben sie richtig erspürt», befindet der Experte. «Klassisches Feng Shui.» Made in Bern.

Michèle Graf

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