Nein, die Arena entspricht nicht unbedingt seinen Wunschvorstellungen. Dennoch kommt er gern nach Bern. DJ Bobo über die 90er, Wehmut und ein mögliches Mundart-Experiment.
DJ Bobo, Sie treten am Donnerstag in der Berner Allmend auf. Ein besonderes Gefühl?
Um ehrlich zu sein, komme ich mit gemischten Gefühlen. Akustisch gesehen stellt sie die schlechteste Halle dar, in der wir spielen. Wir sind auch die einzigen, die dort ein Konzert geben. Ausserdem ist die Arena sehr gross und lässt sich nicht wirklich verdunkeln.
Komplimente tönen anders.
Nun, es ist halt so. Der Sound ist nur schwer in den Griff zu bekommen. Nichts für Klangliebhaber jedenfalls (lacht).
Das Berner Publikum mögen Sie aber?
Sehr sogar, ja. Die Resonanz der Leute ist grossartig, wir wissen von vielen, die sagen, es sei toll, dass wir kommen. Trotz der erwähnten Handicaps.
Wieso spielen Sie denn überhaupt in der Allmend und nicht beispielsweise in der Festhalle?
Unsere Produktion ist riesig: Wir kommen mit elf Sattelschleppern nach Bern. Die Kapazität der Festhalle liegt jedoch viel tiefer als jene der Allmend, wir müssten also folglich mit den Ticketpreisen rauf, aber das wollen wir nicht. Wir bieten noch immer Familientickets unter hundert Franken an und das soll so bleiben.
Was macht denn generell mehr Spass: Grosse Arenen zu füllen oder eher das kleinere Konzert im intimen Rahmen?
Sämtliche Hallen, in denen wir ein Konzert geben, sind gross, auch das Hallenstadion. Was man in der Allmend spürt, ist, dass sich hier normalerweise keine Stars die Klinke in die Hand drücken. Wir traten vor Kurzem in Frankfurt und Mannheim auf – dort spielten nach uns die Backstreet Boys oder Eric Clapton. Für die dortigen Mitarbeiter sind wir Daily Business.
Und hier?
Für die Security stellen wir eine grosse Abwechslung dar. Die nehmen dann ihre Familien zur Show mit, SCB-Chef Marc Lüthi drückt einem die Hand. Schon eher speziell.
In Ihrer neuen Tournee KaleidoLuna nehmen Sie die Zuschauer mit auf eine Reise zu Ihren grössten Hits. Haben Sie selbst einen Favoriten?
Für mich persönlich gibt es nicht den einen, der raussticht. Ich erlebe aber wunderbare Momente, wenn ich merke, dass die Menschen einen Song erkennen und dann Emotionen durch sie schiessen.
Das Revival des 90er-EurodancePops dürfte Ihnen dabei zugute kommen.
Ich persönlich nehme dieses Revival nicht so wahr. Sagen wir es so: Noch vor zehn Jahren waren die 90er komplett unsexy, jetzt sind sie äusserst angesagt. Die Wahrnehmung der Leute hat sich verändert, was aber eine ganz normale Entwicklung bedeutet.
Ihr selbst habt den 90ern als Band viel zu verdanken, mit ihnen seid ihr gross geworden.
Ja, unsere grössten Hits stammen aus dieser Zeit. Es war die erfolgreiche Ära der CDs. Mit den neuen Liedern kann ich machen, was ich will: Ich werde kommerziell nie mehr ein solches Level erreichen wie damals.
Tut diese Erkenntnis weh?
Es geht allen genau gleich: Eros Ramazotti oder Bryan Adams. Die Hauptsache ist, dass du offen bleibst für neue Einflüsse. Ich vergleiche die Situation mit jener eines Spitzensportlers: Wenn du einmal einen Weltrekord gelaufen bist, bist du danach immer noch schnell, aber du wirst dieses absolute Limit wohl kaum mehr erreichen.
Eben: keine Verbitterung, keine Wehmut?
Nein, wir freuen uns einfach, dass wir diese Erfolge früher erleben durften. Und wir sind extrem glücklich, weiterhin auf diesem Niveau zu spielen und vor all den Leuten auftreten zu können. Dass die Songs Chartrekorde feiern, erwarte ich hingegen seit Jahren nicht mehr. Da bin ich realistisch.
Sie haben so viel erlebt, Sie könnten ja auch einfach aufhören mit der Musik.
Unser Massstab ist kein erster oder zehnter Hitparadenplatz. Der Massstab ist live. Wenn dort keiner mehr kommt, dann ist das schon blöder. Solange wir Experimente durchführen können wie aktuell die schräge Bühne, solange bleiben wir innovativ. Ich habe nie erfolgreich sein wollen, sondern ich hatte einfach Spass an der Sache. Wenn ich aufhören würde, wäre das, wie wenn mir jemand die Freude wegnimmt.
Was möchten Sie noch erlebt haben?
Je länger ich dabei bin, desto mehr merke ich, wie ich mich freue, mit anderen Musik zu machen. Alleine im Studio herumzutüfteln, das hat sich irgendwie erledigt. Ich möchte über den Tellerrand hinausschauen, offen sein für neue Projekte. Schliesslich gehen wir 2022 auf Jubiläumstour.
Könnten Sie sich also vorstellen, zumindest ein einziges Mal Mundart zu singen?
Sag niemals nie. Doch Schweizerdeutsch und Musik hat nicht wirklich viel mit DJ Bobo zu tun. Ich weiss nicht, ob ich das selber hören möchte (lacht).
Yves Schott