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Ein Mann und seine amerikanische Bestie

Im englischsprachigen Raum steht Bike jedoch ursprünglich für Motorräder. Bei Robi Pena ist ein Bike alles, was zwei Räder und einen Sattel hat.

Die Verkehrsmittelwahl für den Arbeitsweg von Bern-West in sein Tattoo-Atelier Old Capital am Bollwerk ist für Robi Pena eine Frage des Wetters und der Lust. An verregneten oder kalten Tagen setzt er auf den öffentlichen Verkehr. Mit dem Tram kommt er trockenen Hauptes von Tür zu Tür – hin und zurück für 5.60 Franken. Der Tarif sei hoch, aber okay. Bei schönem, warmem Wetter schwingt sich der athletische Robi Pena für die Fahrt ins Zentrum auf den Sattel seines Rennvelos oder Mountainbikes, die zehn Minuten Fahrt seien keine physische Herausforderung. Doch in seiner Garage steht noch ein dritter Sattel. Eine Leidenschaft mit Kickstarter und dem hämmernden Sound einer amerikanischen Legende… Was ist sein Gerät nun? Töff, Bike oder Bestie? Schwer zu definieren. Bestie kommt der Custom-made Harley Davidson von Robi Pena sicher am nächsten. Es handelt sich um eine wertvolle Einzelanfertigung auf Harley- FLH-Basis, ein Einsitzer mit einem brachialen 1,5-Liter-Triebwerk. Robi Pena verzichtet also auf eine Hinterradfederung und sitzt, um die Tortur zu erhöhen, auf einem ungefederten Sattel.

Die Harley als Balanceakt
Wieso er sich das antut? Robi schmunzelt: «Muss man auf alles eine Antwort haben?», und ergänzt: «Ja, es ist unbequem, aber es ist auch einfach cool, einzigartig.» Kommt erschwerend hinzu, dass die Harley völlig auf Elektronik verzichtet (Kickstarter) und, als Oldtimer-Eigenart, keine Handkupplung am Lenker, sondern eine links positionierte Fusskupplung hat, wie ein Auto. Was beim Zweirad zur Folge hat, dass man sich beim Anhalten bei Rot nicht mit beiden Beinen abstützen kann. Robi fährt seit 20 Jahren Harley. Das Vorgängermodell war eine Softtail-Maschine mit einem extra breiten Lenker. War das nicht komfortabler? «Auch breite Lenker haben ihre Tücken. Ich geriet mal in falscher Richtung in eine sehr schmale Sackgasse. Ich blieb beim Wenden mit dem breiten Lenker beinahe stecken», antwortet Robi Pena lachend.

Vom angesehenen Illustrator zum begehrten Tattoo-Artist
Der Sohn spanischer Einwanderer absolvierte die Tourismus- und Handelsschule und bildete sich zum Marketingassistenten weiter. Dann kam die Zeit des Internet, er entdeckte sein gestalterisches Talent, setzte auf die neue Disziplin Webdesign und realisierte eine Anzahl kreativer Websites. Gleichzeitig bildete er sich in Illustration und Grafik weiter. So erfolgreich, dass er schon bald als Freelancer für grosse französische Cartoon- und Bilderbuchverlage als «Ghostdesigner» und Illustrator durchstartete. 2010 besuchte er eine grosse Tattoo-Convention und sattelte um. Seine illustrativen Skills erleichterten ihm den Durchbruch, er geniesst heute internationales Renommee. Sein Berner Atelier beschäftigt sechs Tattoo-Künstlerinnen und -Künstler, mehrmals im Jahr holt er Weltstars als «Guests» nach Bern.

Lahor Jakrlin

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