Sänger Ritschi feiert dieses Jahr 20 Jahre Bühnenjubiläum, 10 Jahre Soloprojekt und ist gerade 40 geworden. Wenn das kein Grund für ein Interview mit Blick in die Vergangenheit ist.
Dein aktueller Lieblingssong?
Wenn ich mich entscheiden muss: «Umami», den kennen die Leute schon. Persönlich stehen mir alle Lieder sehr nahe.
Dein bestes Konzert?
Ich probiere eigentlich immer, mein bestes Konzert zu spielen. Das krasseste Erlebnis war aber definitiv meine erste Show mit Plüsch auf dem Gurten 2004. Ein Erlebnis, das ich nie mehr vergessen werde und von dem ich auch noch lange erzählt habe.
Dein grösstes Konzert?
17000 Leute kamen damals, 2004, einzig wegen uns, es herrschte diese besondere Energie. Die spüre ich aber auch in einem kleineren Rahmen, etwa in der Mühle Hunziken. Wenn 500 Menschen nur da sind, um dein Konzert zu hören, ist das super. Andererseits kann bei 10 000 Personen eine unterkühlte Atmosphäre herrschen, wenn sie eigentlich Bon Jovi sehen möchten.
Dein schlechtestes Konzert?
In Pontresina im Rondo, etwa 2010. Die Reihenfolge des Line-ups sah so aus: zuerst eine Bündner Hip-HopBand, dann Ritschi, dann Stress. Man kann sich vorstellen, wie sie mich aufgenommen haben. Das war zugegebenermassen unterirdisch. Bis jetzt konnte ich die Besucher immer abholen – aber die hörten dort gar nicht zu, sie haben alle miteinander geredet. Mein Konzert hat niemanden interessiert. Gut, das war ein misslungener Auftritt von den gesamthaft etwa 500 Gigs, das geht ja eigentlich noch (lacht).
Dein Lieblingsfanbrief?
Physische Fanpost ist sehr selten geworden, aber es gibt sie noch. Pro Jahr macht das vielleicht drei oder vier Briefe. Feedbacks kommen heute natürlich eher via Social Media. Ich freue mich aber immer noch sehr über handgeschriebene Fanbriefe, weniger über computergeschriebene Autogrammanfragen. Am liebsten vorgedruckte, wo einzig mein Name selbst hingekritzelt wurde (lacht). Ich habe aber immer noch ordnerweise Fanpost von früher. Ein sehr bewegender Brief erreichte mich einst wegen unseres Songs «Schutzengel» ein Kind schüttete mir sein Herz aus, weil es seinen Vater verloren hatte. Das hat mich «ghudlet».
Dein Wow-Moment?
Wenn du deine neuen Songs zum ersten Mal spielst und nicht weisst, wie die Leute darauf reagieren. Wenn ich dann in ihren Augen sehe, dass es «klick!» macht und ich merke, dass die Stücke funktionieren… da stellt es mir alle Härli auf
Dein grösster musikalischer Stolz?
Dass ich es mit «Heimweh» in die Schulbücher geschafft habe, das schafft wahrscheinlich nicht jeder (lacht). Ein Ritterschlag. Das ist ein Stück Geschichte, man gehört zu «Louenesee» und «Alperose», das macht mich schon ein bisschen stolz.
Fans, die immer wieder an deine Konzerte kommen?
Oh ja, die gibt es. Einige davon kennen sogar meine Handynummer. Mit ihnen pflege ich eine freundschaftliche Beziehung, sie kennen meine Frau und meine Kinder. Die sagen mir dann auch ehrlich, was ihnen gefällt und was nicht (lacht).
Deine Lieblingsmusik?
Ich mag Schweizer Musik, was damit zu tun hat, dass ich die meisten Künstler und ihre Geschichten dahinter kenne. Ich spüre dann bei einem bestimmten Song ganz genau, welches Thema ihn oder sie gerade beschäftigt.
Dein Lieblingsalbum?
«Patina», mein eigenes, natürlich (lacht).
Zum Schluss einige Entweder-oder Fragen: Solo als Ritschi on tour oder mit Band?
Ich, solo!
Intimer Rahmen oder grosse Bühne?
Intimer Rahmen. Je länger, je mehr. Ich möchte, dass die Leute meine Musik intensiv miterleben.
Stadt Bern oder Berner Oberland?
Berner Oberland. Ich mag es hier in Bern, bin aber auch sehr gerne zuhause.
Francine Jordi, Trauffer oder Gölä?
(ohne zu zögern) Francine Jordi. Es ist zwar bei allen dreien so, dass mir die Musik nicht komplett zusagt, aber Francine ist einfach eine tolle Frau.
Folklore oder Punkrock?
Punkrock.
«Öpfuboum und Palme» (Ritschis Album aus dem Jahr 2014, d. Red.) oder Schnee und Tannenbaum?
Öpfuboum und Palme, wobei beides seine Reize hat. Am liebsten das dazwischen, Frühling und Herbst. Ich mag es nicht gerne zu heiss und auch nicht zu kalt.
Weiterhin solo oder doch mal wieder eine Reunion?
Nach wie vor solo (lacht).
Spotify oder Schallplatte?
Schallplatte!
Auto- oder Badzimmerradio?
Autoradio. Meine wasserfeste Soundbox im Badezimmer hat aber auch was.
Schreiner oder Musiker?
Musiker. Ich schreinere aber jeden Tag immer irgendwas; früher war ich Schreiner und hatte die Musik zum Hobby – heute ist es umgekehrt. Yves Schott