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Er möchte im Wald alt werden

Markus Rufener, Forstwart der Burgergemeinde Bern, könnte sich keine andere Arbeit vorstellen. Der Wald ist sein zweites Zuhause. Der Bärnerbär hat ihn im Wald­gebiet Forst im Westen Berns getroffen.

Das Wetter zeigt sich von der wechselhaften Seite anfangs März: windig, bedeckt, mal Regen, mal Sonne. Treffpunkt ist eine bestimmte Stelle entlang der Neueneggstrasse, mitten im Forst, der gemäss Definition der Burgergemeinde Bern primär für die Holzproduktion bestimmt ist (siehe auch Box). Der Treffpunkt ist leicht auszumachen, die Signalisation «Holzschlag» unübersehbar. Ein Ungetüm mit langem Greifarm macht sich an den Bäumen zu schaffen. Als wir uns nähern, verstummt die Maschine, lachend steigt Forstwart Markus Rufener aus der Kabine, seiner «Kommandozentrale».

Tausendsassa Elenor
Sein Arbeitsgerät ist eine Harvester HE50.1, ein sogenannter Vollernter, der Bäume fixiert, fällt, sägt und entastet. Wir erfahren von Markus Rufener, dass diese Forstmaschine keine Schneisen in den Wald schlägt, sondern sich für die notwendigen Waldpflegebewirtschaftungsarbeiten auf sogenannten vier Meter breiten Rückegassen bewegt. Diese durchziehen den Wald im Abstand von jeweils rund 30 Metern. «Dank seines 15 Meter langen Greifarms kann die Maschine von den Rückegassen aus weit in den Baumbestand hinein greifen, ohne den Waldboden dort zu schädigen», erklärt der 40-jährige Forstwart. Die Raupen der 22 Tonnen schweren Harvester verteilen dabei das Gewicht auf 200 Gramm pro Quadratzentimeter, «was zwei Tafeln Schoggi auf einem Daumennagel entspricht», veranschaulicht Markus Rufener das Verhältnis. Er ist sichtlich stolz auf seine «Elenor», wie er die Forstmaschine liebevoll nennt. Warum Elenor? Den Grund verrät er nicht. «Den gibt Ihnen kein Maschinist preis», sagt er geheimnisvoll. In Deutschland hat Rufener 2018 die mehrmonatige Harvester-Maschinenführer-Ausbildung mit Bravour bestanden. Zurzeit bildet er sich weiter, um sein Wissen und Können an weitere Vollernterfahrer weitergeben zu können.

«Elenor erntet täglich bis 120 Bäume, eine Effizienz, die für die Preisbildung massgebend ist, damit Schweizer Holz auf dem Markt vor ausländischer Ware bestehen kann», begründet Rufener die Höchstleistung. Und noch etwas ist ihm wichtig: Die Maschine wird auch zum Anpflanzen von Bäumen eingesetzt, denn oft würden die Waldarbeiter mit ihren Maschinen von der Bevölkerung als «Zerstörer» wahrgenommen, was so nicht stimme. «Die Holzerei ist im Frühling und im Sommer nur ein geringer Bestandteil unserer Arbeit», so Markus Rufener.

Im Wald zuhause
Nach welchen Kriterien wird durchforstet? Dazu Markus Rufener: «Längst nicht alle markierten Bäume werden gefällt. Bäume mit blauen Ringen sind sogenannte Zukunftsbäume und werden maximal geschont. Die rot markierten Bäume bezeichnen wir als Konkurrenten der Z-Bäume oder bilden ein Sicherheitsrisiko. Sie müssen weichen, damit die anderen Bäume genügend Platz und Licht haben, um gedeihen zu können.» Selbst kranke Bäume würden nicht alle gefällt, ergänzt der erfahrene Forstwart. «Ein abgestorbener Baum gehört zum Totholzanteil. Solche Bäume in der Nähe von Strassen und Wegen fällen wir bis etwa acht Meter über Boden und lassen sie dann stehen. Dann besteht für die Menschen keine Gefahr mehr.»

Es ist kein Zufall, dass Markus Rufener die dreijährige Lehre als Forstwart absolvierte. Seine Familie arbeitete seit Generationen im Wald, so auch sein Vater. «Ich könnte ohne Wald nicht leben», sagt der überzeugte Berufsmann bestimmt, «im Wald möchte ich alt werden!» Forstwart sei nicht nur sein Beruf, sondern eine Berufung, seine Lebenserfüllung. Er verschweigt aber auch nicht, dass die Arbeit physisch viel abverlange. «Wir sind in jeder Jahreszeit draussen, bei jeder Witterung.» Welchen Wald liebt er am meisten? Seine Antwort ist salomonisch: «Ein Wald mit vielen jungen Bäumen, ein Wald, der wenig von Menschen begangen wird, wo kein Abfall rumliegt und wo plötzlich ein Reh den Weg quert.» Der Forst erfülle diese Anforderungen für ihn am ehesten, lässt er sich entlocken.

Gefahren für den Wald sieht der Forstwart im vor wenigen Jahren aufgekommenen Eschentriebsterben durch einen aus Ostasien eingeschleppten Pilz, der die Esche bedroht. Der Schädling könne leider nur aufgehalten werden, wenn die befallenen Bäume gefällt würden. Auch der Borkenkäfer sei ein Dauerthema, je nach Temperatur mal mehr, mal weniger. Und der «Ghüder» der Menschen: Tische, Tresore, Kühlschränke, die im Wald entsorgt würden, seien keine Seltenheit. «Oder der Japanische Staudenknöterich, eine schnellwuchernde, und für Wald und Tiere schädliche Pflanze. Viele betrachten den Wald als Allgemeingut und als Deponie. Wir benötigen den Wald, der Wald braucht uns aber nicht», resümiert Markus Rufener. Die Arbeit wird ihm so schnell nicht ausgehen …

Peter Widmer

Markus Rufener, geboren am 4. Februar 1983, wuchs in Säriswil auf. Nach der Forstwartlehre und einem Jahr militärischer Weiterbildung liess er sich zum Kunstschmied ausbilden. Seit 2006 ist er als Forstwart bei der Burgergemeinde Bern tätig. Markus Rufener ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt mit seiner Familie in Seedorf.

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