
Auf dem Bundesplatz werden am Wochenende alle Augen auf sie gerichtet sein. Das neu formierte, erfolgreichste Schweizer Beachvolleyball-Duo Anouk Vergé-Dépré (25) und Joana Heidrich (25) ist nicht «nur» sportlich und bezüglich Grösse «auf der Höhe», sondern sieht auch blendend aus.
Bilden zwei Angriffsspielerinnen ein neues Team, gilt es, die Automatismen zu finden. Das ist der Bernerin und der Zürcherin gelungen – bis zum Fernziel, den Olympischen Spielen in Tokio 2020, bleibt dem Duo viel Zeit, die Details zu perfektionieren.
Bärnerbär: Am Wochenende finden in Bern die Schweizermeisterschaften statt. Wie wichtig ist dieser Anlass für Euch?
Anouk Vergé-Dépré: Ich kann es kaum erwarten, wieder vor Heimpublikum zu spielen. In Bern zu spielen, ist immer ein Highlight und es ist ein genialer Saisonabschluss.
Joana Heidrich: Die Location auf dem Bundesplatz, vor dem Bundeshaus und vor heimischem Publikum, ist super. Ich freue mich, das Berner Publikum mitzureissen.
Ihr spielt auf der ganzen Welt, von Bern über Rio, Wien, Gstaad bis Porec. Welches ist euer Lieblingsort?
Vergé-Dépré: Klagenfurt gefällt mir sehr. Das österreichische Publikum ist enthusiastisch und das Turnier direkt am See unglaublich toll. Schön ist auch Gstaad „daheim“ in den Bergen.
Heidrich: Gstaad ist super. Porec in Kroatien gefällt mir auch. Und über die Copacabana in Rio kann man sich nicht beklagen.
Was macht ihr, wenn ihr ausnahmsweise mal Freizeit habt?
Vergé-Dépré: Ich treffe mich mit Freunden, höre Musik oder geniesse es, Zeit an der Aare zu verbringen.
Heidrich: Ich koche für Freunde und verbringe gerne auch einmal einen Abend gemütlich zu Hause.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Partnerin am besten – und was stört Sie?
Vergé-Dépré: Joana macht keine halben Sachen. Sie ist bereit, für ihre Ziele hart zu arbeiten. Auf dem Feld ist sie emotional und laut, privat herzlich und ruhig. Joana geht früh ins Bett und steht früh auf, bei mir ist das umgekehrt. Aber wir finden immer eine Lösung – es ist wichtig, einen gemeinsamen Nenner zu finden, offen zu kommunizieren, respektvoll miteinander umzugehen.
Heidrich: Anouk ist zielstrebig und weiss, was sie will. Sie ist kommunikativ, offen, witzig und lacht viel. Wenn Anouk hungrig ist, ist mit ihr nicht zu spassen – darum hat sie auch immer etwas zu essen dabei.
Wie seid ihr zum Beachvolleyball gekommen?
Vergé-Dépré: Ich stamme aus einer volleyballverrückten Familie. Mein aus Guadeloupe stammender Vater Jean-Charles spielte im französischen Nationalteam und arbeitete später als Spieler und Trainer in der Schweiz. Meine Mutter Sandra Bratschi spielte in der NLA. Meine jüngere Schwester Zoé spielt ebenfalls Beachvolleyball.
Heidrich: Ich fand spät, mit 13 Jahren, zum Volleyball. Ich turnte in der Mädchenriege, sah im Fernsehen die Olympia-Bronze-Gewinner Heuscher/Kobel und war beeindruckt. Eines Tages nahm mich eine Nachbarin zum Volleyball mit. Ich entwickelte schnell ein gutes Ballgefühl und viel Freude.
Sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio das grosse Fernziel?
Heidrich: Wir konnten beide in Rio 2016 erste olympische Erfahrungen sammeln und waren von diesem Grossanlass begeistert. Wir trainieren intensiv, diszipliniert und gewissenhaft für unseren Weg an die Spitze der Weltelite im Beachvolleyball. Unsere Ziele sind langfristig ausgerichtet und die Teilnahme an den Olympischen Spielen Tokio 2020 gehört selbstverständlich dazu.
Vergé-Dépré: Beachvolleyball ist ein Erfahrungssport. Wir sind noch ein junges Team und haben gerade unsere erste Saison hinter uns. Ich habe meine Spielposition gewechselt und bin in die Verteidigung gegangen. Einen solchen Wechsel haben bisher wenige internationale Frauenteams gewagt und wir müssen unsere Automatismen auf dem Spielfeld neu anpassen. Das Projekt ist gut gestartet und wir sind zufrieden mit den Fortschritten. Die in dieser Saison erreichten Resultate bestätigen dies und motivieren uns für die Zukunft. Wir sind auf dem richtigen Weg. Tokio ist das grosse Fernziel und wir arbeiten hart dafür, daran teilzunehmen.
Wie lebt es sich im Alltag mit eurer Grösse? Ist es ein schönes Gefühl, wenn die Mehrzahl der Männer zu euch aufschauen muss?
Vergé-Dépré (185 cm): Grosse Menschen haben viele Vorteile. Ich lebe sehr gut mit meiner Grösse. Ein positiver Effekt ist die Tatsache, dass ich immer und überall den Überblick behalte. Sei es im Kino, beim Konzert oder bei anderen grösseren Menschenansammlungen: Ich habe (fast) immer freie Sicht und werde leicht von meinen Freunden gefunden, da ich aus der Masse heraussteche.
Heidrich: Wir sind viel mit anderen Beachvolleyballern und Beachvolleyballerinnen zusammen – da sind wir überhaupt nicht speziell gross. Ich habe gelernt, mit meiner Grösse zu leben und diese als Teil von mir zu akzeptieren. Und beim «blocken» oder «smashen» macht es richtig Spass, gross zu sein. Interview: Pierre Benoit