Gestatten: Patrick Kohler, Tramflüsterer aus Leidenschaft

Sie liefern zuverlässig ihre Dienste ab, brauchen aber auch viel Pflege: Bei Patrick Kohler sind die Trams von Bernmobil allerdings in guten Händen. Der Bärnerbär hat sich mit dem jungen Trammechaniker getroffen.

Seit fast drei Jahren arbeitet der 23-jährige Patrick Kohler als Trammechaniker für die Berner Verkehrsbetriebe. «Ich wollte nicht von klein auf Trammechaniker werden», erzählt der junge Mann, als der Bärnerbär ihn an seinem Arbeitsplatz im Tramdepot am Eigerplatz trifft. Nach der obligatorischen Schulzeit habe er eine Lehre als Polymechaniker bei Login gemacht. «Das 3. und 4. Lehrjahr habe ich bei Bernmobil absolviert. Nach dem Lehrabschluss, der RS und einem Auslandaufenthalt haben sie mir dann eine Vollzeitstelle angeboten, die ich sehr gerne angenommen habe. Ich bin also irgendwie reingerutscht», erinnert sich Kohler. Kohler schätzt an seinem Beruf die Abwechslung. Abwechslung? Repariert man denn nicht tagein, tagaus einfach nur Trams? Nicht unbedingt, wie Kohler erklärt. «Wir haben verschiedene Arbeitsbereiche, denen wir jeweils für ein oder zwei Wochen zugeteilt werden, dann wird rotiert.» So kümmere er sich eine Woche um tagesaktuelle Störungen an den Trams, wie beispielsweise defekte Bremsen, Pantographen (Trambügel) oder Schäden an Fahrwerken. Anschliessend folgen zwei Wochen bei der Fahrwerkaufarbeitung, bevor er für die allgemeine Wartung zuständig sei. «Die Fahrwerkaufarbeitung nimmt aber schon einen grossen Teil der Arbeitszeit ein», meint Kohler. Trotzdem habe er nach drei Jahren bei Bernmobil oder fünf, wenn man die Lehrjahre dazuzählt noch lange nicht alles gesehen und erlebt.

Abstimmung könnte Auswirkung auf Arbeit haben
«Aktuell arbeite ich gerade zum ersten Mal an der Revision aller 36 Combino-Trams», so Kohler. So eine Hauptuntersuchung wird nur alle acht Jahre durchgeführt. Dabei werden die insgesamt 141 Fahrwerke der Trams komplett auseinandergenommen und geprüft. «Dazu erstelle ich gerade eine Dokumentation, die den ganzen Prozess erklärt, damit die Revision in Zukunft schneller geht.» Somit ist auch klar, dass Kohler nicht den ganzen Tag an den Trams herumschraubt, sondern durchaus auch vor dem PC sitzt, selbst wenn diese Arbeiten die Ausnahme sind. Insgesamt 48 Trams besitzt Bernmobil, die ältesten mit Jahrgang 1989 (3er-Tram / Vevey-Trams), die neusten wurden im Jahr 2010 angeschafft. Die Abstimmung um das Ostermundiger Tram verfolgen Kohler und auch Bernmobil mit grossem Interesse. «Kommt das Tram durch, dann brauchen wir mehr Trams, was im Umkehrschluss mehr Arbeit für uns bedeuten würde», sagt Kohler. Noch dazu müsste wohl das Depot ausgebaut werden.

Eine Frau im Team
Wie viele Trammechaniker es in der Schweiz gibt, kann Kohler nicht sagen. «Hier bei Bernmobil sind wir 15 Trammechaniker, und da es nur noch in Zürich, Basel und Genf Trams gibt, werden es wohl nicht sehr viele sein.» Seit kurzem arbeitet auch die erste weibliche Trammechanikerin bei Bernmobil. «Unser Team ist bunt durchmischt: Vom Lehrling bis zum kurz vor der Pensionierung Stehenden haben wir alles.» Er sei dazu der jüngste Vollzeit-Trammechaniker im gesamten Team. Wenn man den ganzen Tag mit Trams zu tun hat, dann erlebt man auch die Fahrt im ÖV ganz anders, führt Kohler aus. «Ich achte viel mehr auf Details, ich höre jedes Quietschen der Bremsen und sehe anhand der Fahrzeugnummer, ob ich das Tram erst gerade repariert habe.» Selber Tram fahren auf den Berner Linien kann Kohler nicht. «Ich habe aber den Rangierführerschein gemacht, damit kann ich die Trams im Depot herumfahren», sagt der gebürtige Mühlethurner. Die Möglichkeit, den Tramführerschein zu machen, besteht jedoch. «Ich kann mir schon vorstellen, in ein paar Jahren die Ausbildung zu machen», so Kohler. Doch im Moment habe er im Arbeitsalltag genug Abwechslung. Auch die Arbeitszeiten sind als Trammechaniker gemässigter im Vergleich zum Tramchauffeur: «Wir haben Gleitarbeitszeiten von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends», verrät Kohler. Dass der 23-jährige sein ganzes Leben lang Trams reparieren wird, kann Kohler sich nicht vorstellen: «Es gefällt mir sehr gut bei Bernmobil, wir haben ein tolles Team. Aber ich bin noch jung, bis zur Pensionierung wird sich wohl noch einiges verändern in dieser schnelllebigen Zeit.»

Annina Häusli

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