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Grosse Ehre für die gelbschwarzen Wilden

Simon Klopfenstein und Brian Ruchti gründeten vor zehn Jahren Radio Gelb-Schwarz. Am Zibelemärit wurde das mittlerweile 6-köpfige Team im Hotel Schweizerhof mit dem Bäredräck-Preis für sein Engagement ausgezeichnet.

Zwei Typen im Bärenkostüm und eine Trompete bilden den würdigen Rahmen zum Podest, auf dem gleich der Sieger bekanntgegeben wird. Kein Oscar wird am traditionellen Zibele-Märit Zmorgen im Schweizerhof vergeben, sondern ein «Gagi» aus Plastik unter Glas. Der Bäredräck-Preis wird von dem 1985 gegründeten Bärentrust sowie der Vereinigung für Bern verliehen. Dabei geht es einzig um Ruhm und Ehre. Ausgezeichnet werden Personen mit Wohnsitz in der Stadt Bern, die etwas Besonderes für die Hauptstadt geleistet haben. Dieses Jahr geht der Preis an Radio Gelb-Schwarz, dem 2009 von den Bernern Simon Klopfenstein und Brian Ruchti gegründetem Internet-Radio, das jedes Pflichtspiel von YB im In- und Ausland kommentiert. Es ist ein Radio von Fans für Fans. Auch im Ausland lebende Heimweh-Berner können sich gratis im Internet die treffsicheren Kommentare anhören. «Das alles hat als Hobby angefangen», sagt der dreissigjährige Brian Ruchti, sichtlich gerührt.

«Parteiisch, aber fair»

Begonnen habe alles mit dem Afrika-Cup 2008. Ruchti und Klopfen stein verfolgten intensiv die Partien aus Ghana. Ihre Kommentare dazu stellten sie auf die Website Africanfootball.ch. Klopfenstein hatte zudem Erfahrung als Reporter bei Sportradio.ch. So entstand irgendwann der Wunsch und die Idee, ein YB-Radio auf die Beine zu stellen. Als Live-Stream im Internet konnten die Kosten tief gehalten werden, 150000 Franken mussten als Startkapital genügen. Bald hörten mehr als 2000 Leute zu, wenn die Geschichtsstudenten über ihren Lieblingsverein «parteiisch, aber fair» berichteten. Wie die Radiomacher auf den in diesem Jahr errungenen Meistertitel reagierten, zeigte im Schweizerhof ein kurzer Film. Die Kommentatoren lassen ihrer Freude vollen Lauf, jubeln, als wären sie bei sich zu Hause unter Freunden. Das ist denn wohl auch das Geheimnis des Senders. «Wir sind ein bisschen wilder. Manchmal gar etwas anarchistisch und immer authentisch», sagt Gabriel Haldimann, der ein Jahr nach der Gründung als Kommentator dazu stiess und heute das Team leitet.

Ohne Besserwisserei
Mittlerweile hat das Radio jeweils zwischen 4000 und 10000 Hörer und arbeitet eng mit YB zusammen. 2015 gründeten die umtriebigen Macher die Newsroom Communication AG, die sich auch um Management-, PR-, Marketing- und Kommunikationsmassnahmen ihres Lieblingsklubs kümmert. Der Mundart-Autor Pedro Lenz – selbst glühender YB-Fan und Kommentator – hielt die Bäredräck-Laudatio vor rund 350 Gästen. «Wir wissen, dass man Fussball nicht so ernst nehmen soll. Dass er nicht so wichtig und keine Wissenschaft ist», leitete Lenz seine Darbietung ein. Doch es sei gut, dass dies nicht alle wüssten, schloss er seine Pointe. Radio Gelb-Schwarz kommentiere mit feinem Humor und ohne Besserwisserei, so Lenz. Ausserdem sei der Sender immer mit seiner Hörerschaft in Kontakt. Der Dialog würde gepflegt – «nicht so wie bei SRF», platzierte Lenz eine Spitze gegen den öffentlich-rechtlichen Sender, dessen Verwaltungsrat kürzlich trotz breitem Widerstand entschied, einen Teil des Radiostudios Bern ab Ende 2020 nach Zürich zu zügeln. Für die preisgekrönten Radiomacher stellte sich erst mal die Frage: «Was machen wir mit dem Gagu?» «Den nehmen wir mit nach Manchester», schlägt einer der Truppe vor. Nach Manchester fliegt Radio Gelb-Schwarz gleich nach der Preisverleihung, um das Spiel Manchester United gegen YB am Dienstag live und mit viel gelb-schwarzem Herzblut zu kommentieren.

Helen Lagger

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