Azad Schechmus (31) und Khalil Jaber (47) empfangen den Bärnerbär mit einem Big Smile. Seit einem Jahr hat das Pronto eine neue Leitung, seit Anfang 2018 wird im Restaurant und Take-away in Bern vorwiegend Libanesisch gekocht. Ein leckeres Testessen bestätigt: Hier lässt es sich prima schlemmen.
Kurz nach 13 Uhr. Die beiden Herren haben sich feingemacht, schliesslich wurde ein Fototermin mit Interview angesagt. Kurz nach der Begrüssung wird bereits weitergekocht und nach den Wünschen der Bärnerbär-Gäste gefragt. Es duftet verlockend. Der neue Pronto-Chef heisst seit einem Jahr Azad Schechmus, er arbeitete schon davor beim beliebten Treff an der Aarbergergasse 26, den es mindestens seit 2002 gibt und vor ihm von Cengiz Karabulut geführt wurde.
Azad, der Selfmade-Mann
Azad ist Kurde und kommt ursprünglich aus Syrien: «Ich lebe schon seit 16 Jahren nicht mehr in meiner Heimat. Bevor ich in die Schweiz kam, habe ich viele Jahre in Griechenland in der Metallbaubranche gearbeitet», erzählt er und betont: «Ich war schon damals selbstständig.» Azad Schechmus lebt mit seiner Familie in der Region. Er spricht nebst Kurdisch mehrere Fremdsprachen, darunter Griechisch, Türkisch, Arabisch und Deutsch. Als wir ihn fragen, ob er ein Sprachengenie sei, zuckt er wie beiläufig mit den Schultern und meint: «Das wird wohl so sein, dafür kann ich nicht lesen und schreiben.» Neben der intensiven Prä- senz im Pronto sieht Azad Schechmus derzeit keinen Grund, sich weiterzubilden. «Es läuft alles bestens mit dem Laden, wir haben sehr viel zu tun und freuen uns über neue Gäste und Stammkunden, darunter auch viele Nachtschwärmer.» Stolz ist Azad, der vor seiner Pronto-Zeit beim Kocherpark Suppen und Baked Potatoes anbot, auf seine Familie: «Meine Tochter ist dreieinhalb Jahre alt und meine Frau ist gerade daran, die Wirteprü- fung zu machen.»
Khalil, der Meisterkoch
Ein wichtiger Mitarbeiter im Pronto ist Khalil Jaber, ein gebürtiger Libanese. Auch er spricht fliessend Deutsch. Seit Anfang Jahr ist er der Mann, der dem Pronto einen neuen kulinarischen Stempel aufdrückt: «Wir bieten seit Januar 2018 vor allem libanesische Delikatessen an. Auch die beliebten Kebabs werden nach dieser Küche zubereitet.» Wir sitzen derweil vor zwei grossen Tellern mit Spezialitäten aus dem Libanon. Das Morgengipfeli ist zwar noch nicht ganz verdaut, aber der Duft der frisch zubereiteten Speisen ist zu verlockend und wir greifen herzhaft zu. Khalil Jaber hat einen Mezza- und einen Falafel-Teller angerichtet. Darauf sind je elf verschiedene Köstlichkeiten zu finden, mit und ohne Fleisch. Der vegetarische Falafel besteht aus panierten Kichererbsen-Bohnen-Bällchen mit Koriander und libanesischen Gewürzen. Beim Batata Harra handelt es sich um sautierte Kartoffelstücke, Sambousek sind Teigtaschen mit Rindshackfleisch. Natürlich fehlt auch nicht der Rinds- und Lammhackfleisch-Spiess, der Kafta Meshwi. Das dünne libanesische Fladenbrot tunken wir ins feinstes Hommos, die orientalische Spezialität aus pürierten Kichererbsen oder Ackerbohnen, Sesam-Mus, Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Gewürzen. Khalil Jaber kommt immer wieder vorbei und erkundigt sich, ob es schmeckt. Später zeigt er uns auf seinem Smartphone Fotos von Banketten, die er betreut und dort mit seinen libanesischen Spezialitäten die Gaumen der Gäste erfreut. «Ich bin schon 25 Jahre Koch in Bern», berichtet er und strahlt beim Weitererzählen. «Das Kochen ist meine grosse Leidenschaft. Ich koche auch für die Familie und werde neben meiner Haupttätigkeit im Pronto weiterhin für das Kulinarische bei Banketten verantwortlich sein.» Azad Schechmus gönnt sich eine Pause beim Falafel-Spiess an der Front. Wir fragen, welchen Alkohol sie ausschenken. «Wir haben alles», antwortet der Pronto-Chef, «natürlich auch Bier und Wein aus dem Libanon.» Bleibt Mal Zeit für ein Glas nach Feierabend? Die Männer grinsen: «Feierabend, was ist das?»