Jane Finger in ihrem Hochzeitsladen in Münsingen. Fotos: zvg

Hochzeitsplanerin: Als der Sigrist blutüberströmt zum Kircheneingang lief

Jane Finger ist diplomierte Hochzeits- und Event-Planerin. Im Bärnerbär erzählt die 40-Jährige wie sie sich einst um einen blutüberströmten Pfarrer kümmern musste und welches der verrückteste Hochzeitswunsch war, den sie umsetzte.

Wie sie auf die Idee kam, Wedding Plannerin zu werden

«Die Idee hatten eigentlich meine Trauzeugen bei meiner eigenen Hochzeit vor 13 Jahren. Sie meinten, ich hätte ein bis ins Detail perfektes Fest organisiert. Zuerst dachte ich: Nein, so etwas gibt es doch nur in diesem Film mit Jennifer Lopez. Dann stellte ich erfreut fest, dass man diesen Beruf wirklich lernen kann.»

Ist bei Ihrer Hochzeit eigentlich etwas schiefgelaufen?

«Ja, tatsächlich. Am Vortag musste der Pfarrer notfallmässig am Rücken operiert werden. Zudem waren vier Helfer an Grippe erkrankt. Wir mussten also selber mitanpacken, was den Stress nicht gerade minderte. Den neuen Pfarrer lernten wir dann übrigens by the way beim Zeltaufstellen kennen. Er machte seinen Job sehr gut und übernahm einfach das Skript seines Vorgängers.»

Lief an anderen Trauungen etwas  nicht nach Plan?

«Einmal musste ich Anwesende, die sich heftig stritten, vor die Tür stellen. Das Schlimmste aber passierte vor zwei Jahren: Zuerst erklärte mir die Sigristin, dass ihr Mann nicht da sei und die Trauung unmöglich zur geplanten Uhrzeit stattfinden könne. Dann konnte sie die Kirchenglocken nicht mehr abstellen, ich habe das dann persönlich erledigt. Es stellte sich heraus, dass die Frau an einem akuten gesundheitlichen Problem litt. Der Höhepunkt war, dass der Mann der Sigristin schliesslich blutüberströmt und in zerfetzten Kleidern zum Kircheneingang lief. Zunächst wähnte ich mit bei der versteckten Kamera. Er hatte aber tatsächlich einen Autounfall, als ehemalige Krankenschwester kümmerte ich mich natürlich um ihn.»

Welche Lehren sie aus ihrer eigenen Hochzeit gezogen hat

«Auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Ich habe stets einen Notfallkoffer mit Batterien fürs Mikrofon, Ersatzstrümpfe für die Braut, Beruhigungstropfen für den Bräutigam oder Gel-Polstereinlagen für schmerzende Füsse mit dabei. Und noch viele andere praktische Dinge.»

Was sie für ein Brautpaar alles erledigt

«Ich kümmere mich um die Gesamtplanung, organisiere ich die Lokalität, das Catering, das Standesamt, die Trauung selbst, den Fotografen, die Dekoration und den Ablauf. Wer denkt, ich sei dauernd an Hochzeiten, dem sage ich: Die meiste Arbeit steht im Büro an. Natürlich kann man mich auch nur für die Teilplanung oder Tipps und Tricks buchen.»

Was sie am Tag selbst macht

«Ich bin häufig die Erste, die vor Ort eintrifft und die Letzte, die den Platz wieder verlässt. Entweder ziehe ich die Fäden im Hintergrund oder ich bin ‹Tätschmeister› und moderiere beispielsweise. So kommt man schnell mal auf einen 18-Stünder.»

Welche Fehler ohne professionelle Hilfe am häufigsten passieren

«Zu spät mit der Planung beginnen, das Budget nicht im Griff haben, Plan B bei Schlechtwetter vergessen, bei den falschen Dingen sparen, peinliche Spiele oder stundenlange Gruppenfotos.»

Wie viel eine Hochzeit im Durchschnitt kostet

«Wenn Sie an einem Lagerfeuer Cervelat bräteln möchten, reichen 15 000 Franken. Der Durchschnittsschweizer gibt rund 30 000 Franken aus – ohne Hochzeitsreise.»

Welches war der verrückteste Hochzeitswunsch?

«Ein Bräutigam wollte sich als Superman von einem Helikopter via Dachluke direkt in die Kirche abseilen lassen. Ansonsten sagen mir viele Brautpaare, dass sie eine aussergewöhnliche Hochzeit möchten, kommt man dann mit entsprechenden Vorschlägen, stellt sich heraus, dass diese für sie dann doch zu ausgefallen sind und sie eher eine ‹Bünzli›-Hochzeit bevorzugen.»

Text: Yves Schott, Matthias Mast

 

Livia und Peter Reber sind seit 42 Jahren ein Paar und seit 36 Jahren ein Ehepaar (Bild oben). Geheiratet haben die Baslerin und der Berner auf dem Standesamt in Schangnau im Emmental (Bild rechts).
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