«Ich bin im Moment einfach wahnsinnig glücklich»

Jaël Malli ist im sechsten Monat schwanger. Im Interview erzählt die 38-jährige Ex-Lunik-Sängerin über das Mutterwerden, über ihr neues Solo-Album, über ihre Begegnungen mit Polo Hofer und über ihr geliebtes Bern.

Bärnerbär: Vor zwei Jahren haben Sie das letzte Album herausgebracht. Jetzt gibt es schon bald wieder etwas von Ihnen zu hören. Auf was dürfen sich die Fans freuen?

Jaël Malli: Im Juni dieses Jahres gab ich am Crossoverfestival «Klangantrisch» begleitet vom litauischen Orchester «Klaipédos Kamerinis Orkestras» ein Konzert mit Songs aus meinen nun bald 20 Jahren Bühnendasein. Diese Ansammlung von persönlichen Perlen – allesamt in neuem musikalischen Gewand, ausschliesslich mit Piano und Orchester instrumentiert – wurde live aufgezeichnet und erscheint am 27. Oktober in limitierter Edition auf CD und LP, sowie digital. Ich muss noch einen Plattenspieler kaufen (lacht).

Es gibt noch weitere Good News von Ihnen. Sie werden schon bald Mutter. Wie fühlt sich das an?

Ja, es gibt nach dem neuen Album Ende Jahr noch einen zweiten Release (lacht). Es fühlt sich super an! Ich bin auch froh, dass ich so lange gewartet habe. Seit ich schwanger bin, herrscht bei mir einfach nur Freude und Entspannung. Ich kann es voll auskosten und dem wachsenden Bauch zuschauen. Daneben schreibe ich schon wieder neue Songs.

Somit wird es wohl mit dem neuen
Album keine Tour geben?

Nein, nach der Geburt möchte ich für eine Weile ausschliesslich Mami sein.

Wird es ein Mädchen oder ein Junge? 

Mein Mann und ich wissen seit rund zwei Wochen, dass es ein «Buebeli» ist.

Haben Sie und Ihr Mann schon einen Namen für das «Buebeli» gefunden?

Die Namensfindung ist nicht so einfach. Ich habe eine grosse Liste gemacht, mal wieder Namen gestrichen, die Liste dann meinem Mann gezeigt. Danach wurden noch mehr Namen gestrichen.

Das «Buebeli» darf sich auf schöne Gutenacht-Lieder von seiner Mutter freuen.

Ich spüre ihn jetzt oft herumpurzeln. Aber immer wenn ich singe, ob auf der Bühne oder für mich, ist er ganz ruhig. Ich freue mich darauf, dem Kleinen Lieder vorzusingen oder eine Geschichte zu erzählen.

Seit fast 20 Jahren sind Sie als Sängerin unterwegs, einst mit Lunik, heute solo. Hatten Sie früher mal einen anderen Traumjob?

Ich machte ursprünglich die Ausbildung zur Primalschullehrerin, habe aber bis auf ein paar Stellvertretungen nie auf dem Beruf gearbeitet. Ich habe grosse Freude an Sprachen. Der Job als Übersetzerin oder auch die Gebärdensprache hat mich interessiert. Die Musik hatte aber immer eine grosse Bedeutung, und so war es logisch, dass ich Sängerin wurde.

Sie singen meist in Englisch. War Mundart nie ein Thema?

Nachdem ich vor zwei Jahren in der SRF-Sendung «100% Schweizer Musik» das Mani-Matter-Lied «Warum syt Dir so truurig?» interpretierte, schrieb ich einige Mundarttexte. Aber ich weiss nicht, ob diese Songs jemals von jemand anderem als mir gehört werden (lacht).

In dieser Sendung trat auch Polo Hofer auf. Was hatten Sie für eine Beziehung zum leider verstorbenen Mundartrock-Pionier?

Ich kannte ihn nicht extrem gut, bin ihm aber in meiner Karriere mehrmals begegnet. Die Treffen haben mich jeweils auf verschiedenen Ebenen beeindruckt. Sein Lebenswerk ist einzigartig. Aber es war manchmal auch traurig, denn es ist im Musikbusiness nicht einfach, alt zu werden. Einst sagte er mir: «Du, Jaël, darfi dir öpis säge: We Wulche chönnte singe, de singte sie so wie Du.» Das fand ich extrem schön.

Das letzte Album nahmen Sie in London auf. Ihre Liebe gehört aber Bern?

Ja ich habe ja auch mal ein Jahr in London gewohnt und kehre somit gerne immer wieder dahin zurück, sei es für die Arbeit oder um Freunde zu treffen. Aber mein Leben ist hier.

Welches ist Ihr Lieblingsort in Bern?

Ich liebe Bern, ich liebe alles in Bern, Bern ist einfach schön. Ich gehe zum Beispiel sehr gerne an die Aare oder in den nahegelegenen Wald – oder entspanne mich in der Hängematte auf dem Balkon. Je älter ich werde, desto mehr merke ich, welch unglaublich gute Lebensqualität wir in Bern haben.

Zürcher sagen doch gerne, «ah, du wohnst noch in Bern. Wann kommst du nach Zürich?» Ja, wir fragen auch: Wann ziehen Sie in die Businessstadt Zürich?

Ich sehe keinen Grund wegen des «Business» nach Zürich zu ziehen. Mit dem Zug ist man heutzutage ja in einer Stunde da. Zum Leben gefällt mir Bern besser.

Was bedeutet Ihnen Luxus?

Es ist ein Luxus, dass wir hier in Bern respektive in der Schweiz leben und uns sicher fühlen dürfen. Auch Zeit haben für die Familie und meinen Liebsten bedeutet für mich Luxus.

Auf was möchten Sie im Leben nicht verzichten?

Auf meinen Mann, meine Familie, meine Freunde. Ich schätze tiefgründige Gespräche zu meinen Mitmenschen.

Was war das Beste, das Sie je in
Ihrem Leben getan haben?

Es tönt jetzt vielleicht kitschig. Aber ich bin im Moment einfach wahnsinnig glücklich. Mal schauen, wie das nächste Album tönen wird, wenn ich so absolut keine Trauer spüre. Es ist momentan alles so, wie es sein soll.

Wie schaut Ihr perfekter Tag aus?

Ich habe das Privileg, dass ich viel Zuhause arbeiten kann. Ich liebe das Alleinsein und die Ruhe. Okay, das mit der Ruhe könnte dann in ein paar Monaten vorbei sein (lacht und zeigt auf ihren Babybauch).

Interview: Markus Ehinger

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