Sie spricht mit Pferden, Katzen und Hunden: Die Bernerin Helen Gerber Sirin ist eine schweizweit bekannte Tierkommunikatorin. Im Gespräch mit dem Bärnerbär verrät sie ihre Fähigkeiten, aber auch ihre Grenzen.
Was halten Sie vom oft gehörten Spruch: «Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere?»
(Überlegt lange) Wir Menschen sind sehr schwierige Wesen, tragen nicht Sorge zu unserem Planeten, sind nicht in Harmonie damit. Die Tiere sind es! Eine gescheitere Antwort habe ich aber nicht. Reicht Ihnen das?
Absolut. Was bedeutet für Sie ein Tier?
Eine üble Kopffrage, geht es so weiter? Ein Tier ist schön, es ist das Leben!
Keine Bange, es wird nun konkreter: Wie haben Sie sich entschieden, nach vielen Berufsjahren als Pflegefachfrau Tierkommunikatorin zu werden?
Tiere waren für mich schon immer enorm wichtig, sie haben mir geholfen, zu überleben. Als ich in den 1990er-Jahren gelesen habe, man könne mit Tieren kommunizieren, zweifelte ich zwar an meiner Lernfähigkeit, aber wenigstens probieren wollte ich es unbedingt. So flog ich 1998 in die USA und erlernte die telepathische Kommunikation bei Penelope Smith. Als ich in die Schweiz zurückkehrte, habe ich zuerst mit meinen eigenen Tieren und mit Tieren von Freunden kommuniziert. Nicht zuletzt eine Titelgeschichte im Bärnerbär 1999 verursachte dann eine riesige Nachfrage!
Mit welchen Tieren lässt sich am besten eine Verbindung herstellen?
Ausnahmslos mit allen Tieren, mit Schwalben, Katzen, Regenwürmern. Mit meinen eigenen Tieren spreche ich über die Körpersprache und übers Fühlen, Fühlen und nochmals Fühlen! Ab und zu frage ich sie etwas in Gedankenübermittlung und empfange von ihnen etwas über Gedankenübermittlung. Die Körpersprache des Pferdes ist nicht dieselbe wie beim Hund oder bei der Katze.
Mit welchen Anliegen und von welchen Menschen werden Sie bei den telefonischen Tierkonsultationen konfrontiert?
Es sind deutlich mehr Frauen, und zwar jeden Alters und aus allen sozialen Gruppen. Mein Kundenkreis ist seit längerem sehr kompatibel, achtsam und aufmerksam. Menschen, die glauben, ihr Tier in ein bestimmtes Schema pressen zu müssen, suchen meinen Rat zum Glück nicht. Meist haben sie Probleme mit Pferden, Hunden und Katzen: Hund gehorcht nicht, Hund beisst Pösteler, Hund jagt. Bei Katzen sind es Aggressivität und Unverträglichkeit untereinander, Wohnortswechsel, Unsauberkeit, Altersbeschwerden usw.
Wie sprechen Sie mit dem Tier?
Es ist eine mediale Verbindung, intuitiv und über das Herz. Ich erzähle Ihnen am Telefon, was ich vom Tier bekomme, welche Gefühle, welche Bilder, welche Gedanken; ich bin die Übersetzende des Tieres. Als Basis benötige ich Name, Rasse, Aussehen und Alter des Tieres sowie seine Lebensumstände. Eine Liste mit Fragen ist für das Gespräch sehr hilfreich.
Was geht während des Gesprächs in Ihnen vor?
Es ist wie in einer meditativen Verfassung: Ich benötige Wissen, ein Konzept, muss ruhig, achtsam und aufmerksam sein.
Gibt es auch Situationen, in denen diese mediale Verbindung nicht gelingt?
Sehr selten. Eigentlich am ehesten bei verlorenen Tieren. Solche Aufträge nehme ich nur an, wenn ich genügend Zeit habe, denn verlorene Tiere zu suchen ist sehr zeitaufwändig. Die Tiere sind ja oft in Bewegung, währenddem ich sie suche. Dadurch ist der Findeerfolg des Besitzers oft gering. Es kann auch sein, dass das Tier verletzt oder schon gestorben ist. Das beeinträchtigt meinen Findeerfolg ebenfalls. Gewiss, ich kann mich auch mit verlorenen Tieren medial verbinden, aber die Erfolgsquote ist kleiner als bei Tieren, die im Stall stehen oder sich in der Stube befinden. Mehr als drei verlorene Katzen pro Woche kann ich nicht annehmen, sonst gibts ein «Gschtürm»!
Gibt es Grenzen Ihrer beruflichen Tätigkeit?
Ich stelle beispielsweise keine Diagnosen, das überlasse ich dem Tierarzt. Oder Landwirte, die Probleme mit ihren Kühen haben, verweise ich an eine Schülerin von mir, die sehr viel über Kühe und deren Lebensumstände weiss. Ich weiss nicht alles!
Wenn ich einen Welpen erwerbe: Soll ich mit ihm in die Hundeschule gehen oder mich an Sie wenden?
Die Hundeschule erachte ich als zwingend, weil der Hund artgerecht gehalten werden muss. Aber ebenso zwingend ist das Fachwissen des Besitzers. Wenn dieses nicht vorhanden ist, kann ich telepathieren «bis sich die Balken biegen», aber es nützt nichts. Ist das Fachwissen aber vorhanden, ist Telepathie das «Sahnehäubchen». Ein Hündeler, der weiss, wie sein Hund funktioniert, ist dauernd mit seinem Tier in Verbindung und betreibt Telepathie, meist ohne dass er es merkt!
Peter Widmer