Adolf Ogi (76) war einer der populärsten Bundesräte und ist immer noch der berühmteste Alt-Bundesrat aller Zeiten. Vor der Premiere der neuen TeleBärn-Sendung «Typisch Michelle» am Dienstagabend traf der Bärnerbär Adolf Ogi – und sprach mit ihm über persönliche Niederlagen, private Wünsche und seine grösste Niederlage.

Was macht Adolf Ogi sprachlos?
Geschehnisse wie der Wirbelsturm in Mosambik. Da fühle ich mich hilflos und bin sprachlos über das Leid der Menschen. Ich habe dieses wunderschöne Land im Auftrag der UNO bereist, umso mehr tut es mir weh.

Über wen oder was ärgern Sie sich?
Wen jemand undiszipliniert ist oder falsche Behauptungen in die Welt setzt. Und über Menschen, die nicht vergeben können.

Worüber können Sie lachen?
Über mich und über die Ogi-Witze. Es gibt bekanntlich Witzbücher über mich. Doch viele Witze waren bereits früher über andere Bundesräte im Umlauf, so auch über Rudolf Minger.

Welches ist Ihr liebster Ogi-Witz?
Adolf Ogi löst ein Kreuzworträtsel. Bei der Frage: «Bundesrat mit drei Buchstaben», schreibt er: «ICH».

Wovor haben Sie Angst?
Vor Verletzungen beim Sport. Ich muss mich zuweilen zurückhalten, beim Sport Grenzen zu überschreiten. Beim Skifahren stürze ich pro Winter dreimal. Doch diesen Winter passierte es bereits fünfmal. Das Aufstehen wird leider auch für mich immer schwieriger.

Haben Sie Zweifel?
Selbstverständlich! Ich zweifle oft an mir selber. In Verbindung mit der vorderen Frage gibt es einen treffenden Satz: Zweifeln muss man bei Menschen, die keine Angst haben; Angst haben muss man vor Menschen, die keine Zweifel haben.

Was ist Ihnen misslungen?
Auf persönlicher Ebene die Nichtwahl für das Internationale Olympische Komitee IOC. Was die Allgemeinheit betrifft war es die Niederlage von Sion 2006. Und die Alpen-Initiative, wobei ich hier anmerken muss, dass ich persönlich für die Initiative war, jedoch im Auftrag des Bundesrates dagegen auftreten musste. Ich habe michzu sehr dagegen engagiert in der Öffentlichkeit. Das war ein grosser Fehler. Die Alpeninitiative hat mir dann bei der NEAT geholfen.

«Persönlich war ich für die Alpeninitiative. Als Bundesrat musste ich dagegen antreten.»

Welche berühmte Persönlichkeit bewundern Sie?
Da steht an erster Stelle Kofi Annan, der ehemalige UNO-Generalsekretär. Er war ein Freund. Und er war eine grosse Persönlichkeit und ein guter Mensch, der mit seiner Liebenswürdigkeit und seinem Anstand die Herzen berührte und Menschen überzeugen konnte.

Welche berühmte Person möchten Sie noch persönlich treffen?
Es tönt vielleicht ein wenig überheblich, aber ich würde mich gerne mit Donald Trump austauschen. Aufgrund meiner Erfahrung von vielen Vieraugengesprächen mit Staatschefs wie Clinton, Blair, Putin, Schröder oder vor allem Mitterrand wage ich die Behauptung, dass ich Trumps Aufmerksamkeit für mindestens eine Viertelstunde «catchen» könnte (lacht).

Wieviel SVP ist noch in Ogi und wieviel Ogi ist noch in der SVP?
Gestatten Sie mir, dass ich bei dieser Frage den Joker einsetze …

Wie möchten Sie der Nachwelt in Erinnerung bleiben?
Diese Antwort überlasse ich der Nachwelt. Ganz sicher braucht es keine Grabstein-Inschrift: «Er hat mitgeholfen, den Neat-Tunnel zu bauen.»

Matthias Mast