Vanessa Gosteli ist die einzige Berner Kandidatin bei SNTM, dem Schweizer Ableger von «Germany’s Next Topmodel». Ihr Selbstbewusstsein musste sie sich hart erarbeiten.
Natürlich klingt das alles nach klassischer Castingshow-Biografie. Mädchen aus der Agglomeration, früher in der Schule klassische Aussenseiterin, sieht im Fernsehen einen Trailer für eine Modelsendung, bewirbt sich, übersteht das Casting und – schwuppdiwupp – darf sich plötzlich Schweizer Supermodel nennen. Hässliches Entlein wird zum hübschen Schwan. Dieter Bohlen hätte nicht nur feuchte Augen. Bis auf den letzten Teil, der sich freilich noch bewahrheiten könnte, passt die Geschichte ziemlich genau zu Vanessa Gosteli, die einzige Berner Kandidatin von «Switzerland’s Next Topmodel», dem helvetischen GNTM-Ableger, der seit vergangener Woche bei ProSieben läuft. Ohne Heidi Klum und Thomas Hayo, dafür mit Manuela Frey und Male-Model Papis Loveday. Der (fast) füdliblutte Wahnsinn.
Beschimpft und verprügelt
Vanessa, 23 Jahre alt, ist eine von insgesamt 24 Kandidatinnen. Eine durchwegs freundliche, aufgeschlossene und selbstbewusste junge Frau. Wochenlang reiste sie mit ihren Konkurrentinnen durch die Schweiz und durchs Ausland, man sass in sogenannten Model-WGs ununterbrochen aufeinander, um ja genug Streitereien auf Band festzuhalten, probte dies und jenes, hier ein Lächeln, da ein Catwalk, noch ein Interview. Wozu das alles auf sich nehmen? «SNTM kann ein grosses Sprungbrett für mich sein.» Vanessa sucht ihr Glück. Im Modelbusiness ist sie schon länger tätig, die ersten Shootings entstanden 2015. Vanessa lief in Barcelona, Miami und Mailand. Und nun eben das grosse TV-Abenteuer, das im elterlichen Zuhause in Steffisburg seinen Anfang genommen hat. Zusammen mit ihren Eltern sah sich Vanessa, deren Mutter aus Brasilien stammt, eine weitere Folge GNTM an. Dann der Spot für diese neue Show made in Heidiland. Der Rest ist bekannt. Vanessas Vergangenheit, so gut sie sich für Formate wie dieses eignet – sie war happig. Und im Gegensatz zu den vielfach inszenierten Zickereien und Sonnenuntergängen echt. «Ich wurde lange gemobbt, von der nicht zu den angesagten und beliebten Mädchen ihrer Klasse. «Das setzt sich im Kopf fest, dass du das hässliche Entlein bist.» Der Psychoterror basierte laut Vanessa auf zwei Gründen: Sie hatte auffällig abstehende Ohren. «Ich sah aus wie Dumbo. Ich habe sie in der dritten Klasse dann korrigieren lassen.» Zudem fiel sie mit ihrem extrem dünnen Körper auf. Nachwehen dieser schwierigen Zeit spüre sie heute noch: «Wenn jemand direkt zu mir ist und mich fragt, ob ich magersüchtig sei. Das stört mich sehr.»
Musik statt Ausgang
Vanessas Äusseres: früher ein Handicap, heute ihr grosses Kapital. Trotzdem: Bei einer Körpergrösse von 1,70 Metern wiegt sie nur 48 Kilo. «Ich versuche schon seit Jahren zuzunehmen, mache sogar Sport für den Muskelaufbau. Klar esse ich nicht jeden Tag Pizza, nur von Rüebli ernähren könnte ich mich aber auf keinen Fall.» «Der war gut!», mögen einige nun einwenden. Vanessa nimmt man das Erzählte ab. Mobbing und Magersuchtsvorwürfe – Casting-Spass geht irgendwie anders. Und so läuft Vanessa nicht gerade mit erhobener Nase durch ihr junges Leben – immerhin aber selbstbewusster als auch schon. Im Ausgang findet man sie eher selten, Alkohol fliesst nur in bescheidenen Massen. «Wenn ich schon die ganze Woche arbeite, kann ich am Sonntag keinen Kater brauchen», betont sie, die derzeit im PKZ im Westside als Verkäuferin angestellt ist. Lieber spielt Vanessa Keyboard, «seit sieben Jahren», wie sie sagt. Zusammen mit einem DJ arbeitet sie an einem Musikprojekt.
Nacktfotos? Ja, aber …
Auf private Fragen will Vanessa nur teilweise eingehen. Ob sie einen Freund hat, darüber möchte sie nicht sprechen. Dafür gibt sie sich in den sozialen Medien freizügig: Auf Instagram gewährt die SNTM-Teilnehmerin tiefe Einblicke, blickt mit Schmollmund direkt in die Kamera. Der Dessous-Shot mit Apfel, der Schwarzweiss-Knipser oben ohne und von hinten. «Ja, es existieren Nacktfotos von mir, die entscheidenden Stellen waren aber stets verdeckt», lacht Vanessa. Spätestens nach dieser Aussage hätte sie Dieter Bohlen direkt in den Final geschickt. Yves Schott «Switzerland’s Next Topmodel» läuft immer freitags um 20.15 Uhr auf ProSieben.