In ihrem Online-Geschäft Glücksgriff bietet Marlen Dubach «Personalshopping and more» an. Dank viel psychologischem Gespür verhilft sie ihrer Kundschaft zum passenden Outfit.
Sie trägt ein weisses Kleid im BohèmeStil und klobige Boots dazu. «Ich mag Brüche in meinen Outfits», erklärt Marlen Dubach. Die Bernerin bietet in ihrem Online-Geschäft namens Glücksgriff «Personalshopping and more» an. «Ich will für dich ein bisschen Glück wahrmachen – greifbar machen», verspricht sie auf ihrer Homepage, die sie seit 2015 betreibt. Marlen Dubach begleitet ihre Kundinnen und Kunden – zum grössten Teil sind es Frauen – für 87 Franken pro Stunde beim Shoppen. Ein anderes Angebot von ihr besteht darin, mit verschiedenen Outfits zur Kundschaft nach Hause zu gehen und beim Probieren beratend zur Seite zu stehen. Und wer an der Masse zuhause gestapelter Kleidung verzweifelt, kann sich seinen Schrank von Dubach aufräumen lassen. Die 32-Jährige verfügt über eine langjährige Erfahrung als Textilverkäuferin. «Der Detailhandel gefällt mir. Die Bedingungen hingegen weniger», erklärt sie ihren Wunsch, sich selbstständig zu machen. In einer schlaflosen Nacht ist ihr der Name « Glücksgriff » eingefallen. Was versteht sie darunter? «Ein Kleidungsstück kann so viel mehr sein als ein Stück Stoff», ist sie überzeugt. «Wir haben doch alle Teile, die uns durch das ganze Leben begleiten.» Dabei müsse so ein Lieblingsstück nicht unbedingt etwas Teueres sein. Auch für ihre Klientinnen und Klienten freut sie sich jeweils besonders, wenn sie etwas findet, das Spass macht, ohne das Budget zu sprengen. Sie selbst hat – anders, als man es bei einer Stilistin erwarten könnte – eine überschaubare Garderobe. «Ich liebe den Stilmix und das Spiel mit Materialien.» Ein persönliches Vorbild in Sachen Mode hat sie keines. «Marilyn Monroe und Karl Lagerfeld faszinieren mich als Persönlichkeiten.» Fast Monroe-reif posiert die Blondine schliesslich beim Fotoshooting in der Berner Altstadt. Sie setzt sich keck auf einen Stuhl und inszeniert rasch ein paar Kleider, die sie sich bei Tara Style geborgt hat, einem Schmuckladen, in dem sie Teilzeit als Storemanagerin arbeitet.
Wichtig ist das Bauchgefühl
Dubachs Dienstleistung spricht Leute an, die unsicher sind oder selbst keinen Bezug zu Farben und Formen haben. «Am Anfang steht immer die Bedürfnisabklärung», führt sie aus. Ihr Geschäft basiert vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Frauen, die frischen Wind wollen, sind ihre grösste Zielgruppe. Dabei findet Dubach auch für ältere Semester das Passende. «Neulich habe ich die Grosstante einer Bekannten eingekleidet. Sie war sehr zufrieden mit ihrem neuen Look.» Von Farbfächern und Typenlehre hält Dubach nicht allzu viel. «Haarfarbe und Augenfarbe spielen natürlich eine Rolle. Aber ich verlasse mich vor allem auf mein Bauchgefühl.» Frauen, die grosse Grössen tragen oder im Gegenteil gerade viel abgenommen haben, steht Dubach ebenfalls zur Seite. «Ich versuche jeden Menschen individuell abzuholen.»
Pulli mit Katze – «schrecklich»
Ihren Sinn für Formen und Farben sieht Dubach als Gabe. «Man sollte sich nicht zu sehr von Trends beeinflussen lassen», findet sie. «Socken in Sandaletten etwa finde ich hässlich, auch wenn das gerade wieder angesagt ist.» Heiss liebt sie dafür die Zeitlosigkeit einer Louis-Vuitton-Tasche. Sie hat ihr Exemplar secondhand gekauft, «denn das Kalbsleder wird mit dem Alter schöner», wie Dubach sagt. «Wann haben Sie das zuletzt angezogen?» sei eine wichtige Frage, wenn es ums Ausmisten von Kleiderschränken geht. Viel psychologisches Gespür braucht Dubach, um zu eruieren, warum jemand etwas behalten will, dass seinen Zenit längst überschritten hat. Und selbst? Keine Modesünden zu beichten? Dubach zögert. «Als ich zehn war, hatte ich einen selbstgestrickten Pulli mit einer Katze drauf. Schrecklich.» Ihre Familie – die Mutter ist Holländerin – ging oft nach Den Haag einkaufen. «Beim Aussuchen meines Outfits für die Konfirmation waren wir uneinig. Wir sind getrennt nach Hause gegangen», erinnert sich Dubach lachend. Das von der Mutter ausgesuchte Deux-Pièce in beige empfand sie überhaupt nicht als Glücksgriff.
Helen Lagger