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Mister Marzilibähnli ist seit 15 Jahren im Einsatz

Sein Name dürfte den meisten Bernerinnen und Bernern eher unbekannt sein. Ganz im Gegensatz zum Marzilibähnli. Die Rede ist von Martin Neumeyer, seines Zeichens Tänzer und technischer Leiter ebendieser altehrwürdigen Bahn.

Für den passionierten Paartänzer und Fitness-Enthusiasten ist Bewegung quasi Lebenselixier. Seit nunmehr 15 Jahren ist Martin Neumeyer als Betriebs- und technischer Leiter dafür besorgt, dass die DMB (Drahtseilbahn Marzili) 365 Tage im Jahr in Bewegung bleibt und auf und ab «tanzt». Wir treffen den 57-Jährigen in seinem Büro bei der Bundesterrasse. Gleich zu Beginn macht er klar, dass ohne das DMB-Team, das tagtäglich im Einsatz ist, die Bahn nicht diesen Kultstatus geniessen würde. Überhaupt sei ja das Team die Seele – dabei möchten wir ihn natürlich miteinbeziehen. Aber auch das Bähnli selber hat «Seele». Das sei besonders an den Feiertagen spürbar – da wird das Team regelrecht überschwemmt mit Geschenken – vom Osterhasen bis zum Chlaussack. Zudem lassen viele Gäste es sich nicht nehmen, Karten und Briefe zu schreiben: Dankesbriefe, Glückwunschkarten, Schilderungen von schönen Momenten und positiven Erlebnissen bei der Fahrt.

Seit 15 Jahren mit dabei – und noch immer begeistert
Nach Jahren der Selbstständigkeit und vielen Engagements auch im Ausland wollte Martin wieder in seiner Stadt sein und unter Leuten. Ein Inserat in einer Berner Tageszeitung versprach eine Stelle mit viel Abwechslung für jemanden mit technischem Verständnis, Sinn fürs Team und Freude am Kontakt mit dem Publikum. Und so steht Martin nun im Technikraum der Bahn, ist in seinem Element und gibt auch nach 15 Jahren begeistert Auskunft über Technik und Geschichte der DMB.

Klein, aber keine Spielzeugbahn!
Die DMB unterliegt als Standseilbahn strengen Vorschriften und ist dem Gesetz nach eine «ausgewachsene Bergbahn». Trotz nur 32 Metern Höhenunterschied, 105 Metern Streckenlänge und 32 Prozent Steigungsgrad. Monatliche und jährliche vorgeschriebene Kontrollen müssen lückenlos protokolliert werden. Ebenso sind Bergungsübungen vorgeschrieben, die jedes Teammitglied mindestens einmal pro Jahr absolvieren muss. Was immer wieder durchscheint, ist Neumeyers Stolz auf die Bahn und das Team – die sieben Leute, die Tag für Tag von 6.15 bis 21 Uhr an der Front stehen und den Fahrbetrieb aufrecht halten. Neumeyer war auch dabei, als im Jahr 2015 eine umfassende Sanierung in Angriff genommen wurde. Immerhin war die Bahn seit 1885 in Betrieb – bis 1973 als Wasserballast-Bahn, d.h. ein Tank wurde an der Bergstation mit Wasser gefüllt, woraufhin die schwerere obere Kabine beim Hinabgleiten die untere Kabine mitsamt den Passagieren den Hang hinaufzog. 1973 wurde das Bähnli komplett revidiert und wird seither elektrisch betrieben. 2015 war dann eine Gesamtsanierung unausweichlich. Trasse, Schiene, Berg- und Talstation, Seil und ein Teil der Technik sind seither neu und werden wieder für viele Jahre halten. Und Jahr für Jahr die rund 1,1 Millionen Passagiere sicher nach oben oder unten bringen.

1,1 Millionen Passagiere – echt?
2018 war sogar ein Rekordjahr: 1,195 Millionen Fahrgäste, pro Tag also über 3000. Das entspricht 123000 Fahrten hoch und gleich viele talwärts! An Spitzentagen im Sommer benutzen gegen 8000 und mehr Personen das Bähnli – am 26. Juni in diesem Jahr waren es rekordverdächtige 10414 Fahrgäste. Also rund 700 pro Stunde. Und da in eine Kabine 30 Personen passen, müssen die Wagen alle zwei Minuten fahren – das wiederum geht nur mit einem top eingespielten Team, das sich übrigens aus älteren gestandenen Männern der verschiedensten Berufsgattungen zusammengesetzt, auch Neumeyers technische Assistenten werden daraus rekrutiert.

Würde Greta mitfahren?
Ist die Bahn nun eine Energieverschwendung? Im Gegenteil. Pro Jahr werden rund 20000 kWh verbraucht, was in etwa drei Haushalten entspricht – nachhaltiger geht kaum! Auch der Strom stammt aus Berner Produktion und setzt sich aus 5 Prozent Biomasse, 6 Prozent Solar und 89 Prozent Wasserkraft zusammen.

René Burri

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